Großer Josef Krainer-Preis 2010
Prof. Mag. Franz Peter CIBULKA, Komposition
Rektor Univ.-Prof. Mag. Dr. Alfred GUTSCHELHOFER
und Rektor o.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hans SÜNKEL, Strategische Kooperation NAWI Graz
Gerti PALL und Otto DAVID, Darstellende Kunst
Josef Krainer-Würdigungspreis
Priv.-Doz. Mag. Dr. Christian NEUHUBER, Geisteswissenschaften
Josef Krainer-Förderungspreis
Dipl.-Ing. Dr. Daniel KIENER, Montanwissenschaften
Mag. Dr. Cathrine KONOPATSCH, Rechtswissenschaften
Mag. Dr. Petra LUSCHNIG und Mag. Dr. Eva STURM, Medizin
Dipl.-Ing. Dr. Claudia PFEILER, Montanwissenschaften
Mag. Dr. Peter VOLLMAIER, Rechtswissenschaften
Vorne v.l.: Gerti Pall, Dipl.-Ing. Dr. Claudia Pfeiler, Mag. Dr. Cathrine Konopatsch, Mag. Franz Peter Cibulka, Mag. Dr. Petra Luschnig, Mag. Dr. Eva Sturm, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hans Sünkel;
Hintere Reihe: Dr. Josef Krainer, Dipl.-Ing. Dr. Daniel Kiener, Otto David, Mag. Dr. Peter Vollmaier, Priv.-Doz. Mag. Dr. Christian Neuhuber, LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, Univ.-Prof. Mag. Dr. Alfred Gutschelhofer, LR a.D. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
Foto Fischer.
Josef Krainer – Preise 2010 In einem Festakt überreichten am Freitag Abend Erster Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer und Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer die Josef Krainer Preise 2010. Josef Krainer-FörderungspreisDipl.-Ing. Dr. Daniel KIENER: Der in Gmunden 1977 geborene Werkstoffwissenschafter verfasste seine Dissertation aus experimenteller Mikromechanik unter dem Titel “Size effects in single crystal plasticity of copper under uniaxial loading“. Er prüfte mechanische Werkstoff-Eigenschaften im Mikrometer-Bereich. Seine Forschungsergebnisse bilden die Basis zur Entwicklung neuer Bauelemente, unter anderem für Computerchips, Airbag Sensoren, Ballonkatheder (Stents) in der Gefäßchirurgie. Mag. Dr. Cathrine KONOPATSCH: Die Dissertation der in Leoben geborenen Juristin – „Recht und Praxis des österreichischen Kartellrechtsvollzugs“ – gilt als kritische Analyse der nationalen und europäischen Wettbewerbsdogmatik und –politik. Sie zeigte Mängel im geltenden Kartellrecht auf, unter anderem bei Geldbußen, Sanktionen, „Kronzeugenregelung“. Mag. Dr. Petra LUSCHNIG und Mag. Dr. Eva STURM: Die beiden aus Graz stammenden Preisträgerinnen arbeiten am Institut für Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie der Meduni Graz. Deren Erkenntnisse dürften die Asthma-Therapie erweitern, die bisher vorwiegend symptomatisch bestimmt war. Luschnig untersuchte Entzündungsstoffe, die allergische Erkrankungen auslösen könnten. Dr. Sturm erforschte das verstärkte Auftreten bestimmter weißer Blutkörperchen in der Lunge. Dipl.-Ing. Dr. Claudia PFEILER: Die gebürtige Leobnerin ist am Institut für Thermoprozesstechnik der Montanuniversität Leoben tätig. Ihre Arbeit handelt schwerpunktmäßig vom bestmöglichen Betrieb einer Stranggussanlage sowie metallurgischen Prozessen bei hoher Produktionsqualität und niedrigen Schadstoffwerten. Mag. Dr. Peter VOLLMAIER: Hauptaufgabe des Brucker Zivilrechtlers ist das Verjährungsrecht. Derzeit arbeitet er an einer Großkommentierung der Verjährungsregelung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB). Josef Krainer-Würdigungspreis Priv.-Doz. Mag. Dr. Christian NEUHUBER: Der 1970 in Gmunden geborene Philologe und Kunsthistoriker verfasste eine Habilitationsschrift über „Lenz – Bilder. Bildlichkeit in Büchners Erzählung und ihre Rezeption in der bildenden Kunst“. Seit 2002 lehrt und forscht er an der Grazer Karl Franzens-Universität. Derzeit liegt NEUHUBERS Forschungsinteresse im Bereich der Dialektkunst. Auf Basis weiterer editionsphilologischer Arbeiten soll eine Ästhetik der Mundartkultur im bairisch-österreichischen Raum vor 1800 erarbeitet werden. Großer Josef Krainer-Preis Professor Mag. Franz Peter CIBULKA: Er wurde 1946 in Fohnsdorf geboren und absolvierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz das Studium im Hauptfach Klarinette mit Auszeichnung, zudem die Studiengänge Komposition und Orchesterleitung. Cibulka war mehr als 20 Jahre erster Klarinettist des Grazer Symphonischen Orchesters. Sein Werk umfasst mehr als 300 Kompositionen in unterschiedlichster Besetzung und Stilistik. Als Komponist, Dirigent, Interpret und Referent erhielt Cibulka Einladungen nach Australien, Amerika, Taiwan, Brasilien, Russland und viele europäische Staaten. Cilbulkas Musikwerk wurde bereits mehrfach national und international ausgezeichnet: 1979 Bronze-Medaille im Concours de Composition Paris, 1980 Musikpreis der Stadt Graz, 1983 Kompositionspreis des steirischen herbstes, 1998 Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark. Rektor Univ.-Prof. Mag. Dr. Alfred GUTSCHELHOFER und Rektor Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hans SÜNKEL: Kammerschauspielerin Gerti PALL und Kammerschauspieler Otto DAVID: |
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Vorne v.l.: Gerti Pall, Dipl.-Ing. Dr. Claudia Pfeiler, Mag. Dr. Cathrine Konopatsch, Mag. Franz Peter Cibulka, Mag. Dr. Petra Luschnig, Mag. Dr. Eva Sturm, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hans Sünkel;
Hintere Reihe: Dr. Josef Krainer, Dipl.-Ing. Dr. Daniel Kiener, Otto David, Mag. Dr. Peter Vollmaier, Priv.-Doz. Mag. Dr. Christian Neuhuber, LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, Univ.-Prof. Mag. Dr. Alfred Gutschelhofer, LR a.D. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
Ansprache des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Namens des „Steirischen Gedenkwerkes – Josef Krainer“ darf ich Sie am heutigen Landesfeiertag sehr herzlich in der Aula der Alten Universität begrüßen. In diesem schönen Rahmen dürfen wir nun die Wissenschaftspreise und die Großen Josef Krainer-Preise überreichen.
Wir haben heute ganz besondere Preisträgerinnen und Preisträger – und so haben wir heute aber auch ein ganz besonderes Publikum, das sich in der Alltagshektik Zeit genommen hat, um unseren Preisträgern ihre Reverenz zu erweisen.
Die Preise tragen den Namen des unvergessenen steirischen Politikers Josef Krainer, dessen Regierungszeit als Steirischer Landeshauptmann mehr als 23 Jahre die erfolgreiche Entwicklung der Steiermark prägte. Sein Name steht für steirische Eigenständigkeit, aber auch für Offenheit und ein konstruktives Miteinander.
Das Steirische Gedenkwerk – Josef Krainer besteht seit 1973. Ihm gehören zahlreiche prominente steirische Persönlichkeiten an. Darunter die Vorstandsmitglieder Ministerin a. D. Ruth Feldgrill-Zankl, die ehemaligen Landtagspräsidenten DI Hasiba und Reinhold Purr, der Geschäftsführer Ass.Prof. Dr. Klaus Poier und Finanzreferent NRAbg. Dr. Karl Maitz.
Ziel des Steirischen Gedenkwerkes ist es, die Erinnerung an das Wirken des großen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer zu bewahren und in seinem Sinne Tradition, aber auch Innovation zu fördern. Die Schwerpunkte sind Sozialaktivitäten, die Förderung junger Talente in Bildung und Ausbildung die Verleihung der verschiedenen Josef-Krainer-Preise für außergewöhnliche Leistungen.
Im Mittelpunkt unserer Feierstunde stehen natürlich unsere Preisträgerinnen und Preisträger. Wir alle blicken auf Sie. Das ist heute Ihr Tag, den Sie durch Ihre Leistungen verdient haben.
Zugleich darf ich in einem Punkt um Verständnis bitten: Alle Preisträger verdienen in Wirklichkeit eine sehr eingehende und ins Detail gehende Laudatio; denn alle, die heute auf das Podest gebeten werden, haben gewaltige und meist sehr vielfältige Leistungen erbracht. Doch ich kann aus Zeitgründen jeweils nur Kurzfassungen präsentieren.
So bitte ich Sie, die nun folgenden Laudationes gelassen zu ertragen, das Lob zu genießen und darüber hinwegzusehen, was alles von Ihren vielen Leistungen verschwiegen wird.
Es gibt aber die Möglichkeit, die detaillierten Laudationes im Internet nachzulesen. Die Adresse lautet: www.steirisches-gedenkwerk.at/
Was wäre eine Feier ohne Musik?
Franz Grillparzer meinte einmal: „Beschriebene Musik ist halt, wie ein erzähltes Mittagessen.“
Und wenn wir heute schon einen bedeutenden zeitgenössischen steirischen Komponisten ehren, dann sollen auch seine Werke ertönen.
Es spielt das „Art of Cibulka Kammermusikensemble“.
Es spielen:
Carina Jandl: Flöte
Berndt Kohlhofer: Akkordeon
Dimitar Scharbanov: Gitarre
Franz Cibulka: Klarinette
Wir hörten bereits einen Ausschnitt aus der Suite 2b. Wir dürfen uns noch auf zwei Bagatellen freuen.
Alle diese Kompositionen sind Werke unseres Preisträgers Prof. Franz Cibulka. Am Ende ertönt die Landeshymne, zu der wir uns erheben, dies gibt dann gleich einen Startvorteil für das die Feier abschließende Buffet.
Vielleicht noch ein Hinweis, wie wir die Kür unserer Preisträger vor sich geht.
Die Förderpreise und die Würdigungspreise für Wissenschaft werden öffentlich ausgeschrieben.
Die Jury setzt sich aus folgenden Persönlichkeiten zusammen:
Univ.-Prof. Dr. Alfred ABLEITINGER
ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Walter BERNHART
o.Univ.-Prof. DI Dr. Reinhard HABERFELLNER
ao.Univ.-Prof. Dr. Hubert ISAK
Univ.-Prof. DI Dr.techn. Werner SITTE
o.Univ.-Prof. Dr. Hartmut KAHLERT
em.Univ.-Prof. Dr.h.c.mult.Dr. Thomas KENNER
Univ.-Prof. Dr. Igor KNEZ
o.Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang MANTL
ao.Univ.-Prof. Dr. Willibald PLESSAS
Ass.-Prof. Mag. Dr. Klaus POIER
em.Univ.-Prof. DDr. Willibald RIEDLER
Rektor ao.Univ.-Prof. MMag. Dr. Georg SCHULZ
ao.Univ.-Prof. Mag. DDr. Michael STEINER
Diese Jury holt zu den einzelnen Einreichungen unabhängige Fachgutachten ein, die zur Objektivierung der Entscheidungsfindung beitragen. Als Vorsitzender darf ich mich bei allen Jurymitgliedern für die überaus konstruktive ehrenamtliche Arbeit herzlich bedanken. Die Auswahl war sicherlich nicht leicht, weil es zahlreiche hervorragende Bewerbungen gab.
Übrigens: Alle Entscheidungen sind einstimmig gefallen.
Ein anderes Procedere gibt es bei den Großen Josef-Krainer-Preisen. Diese werden vom Vorstand des Steirischen Gedenkwerkes beschlossen. Und auch hier sind alle Entscheidungen einstimmig gefallen.
Wir beginnen mit den Josef Krainer-Förderungspreisen
Dipl.-Ing. Dr. Daniel KIENER
Daniel KIENER wurde 1977 in Gmunden geboren. Er absolvierte die Höhere Technische Bundeslehranstalt Vöcklabruck, Sparte Wirtschaftsingenieurwesen (Matura mit Auszeichnung) und nach dem Präsenzdienst begann er mit dem Studium der Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben. Als Hauptfach wählte er Materialphysik, sein Nebenfach war die Metallkunde und Werkstoffprüfung. Während des Studiums absolvierte er zahlreiche Praktika und war auch als Tutor tätig. Er arbeitete außerdem teilzeitbeschäftigt am Institut für Metallphysik. Nach der Graduierung zum Diplomingenieur begann er mit dem Doktoratsstudium. Seine Dissertation verfasste er im Bereich der experimentellen Mikromechanik. Normalerweise ist man daran gewöhnt, dass sich mechanische Eigenschaften von Materialien, beispielsweise deren Festigkeit, nicht ändern. Somit trägt ein dünner Draht weniger Last als ein dicker. Reduziert man die Abmessungen der Proben auf wenige Bruchteile des Durchmessers eines menschlichen Haares, dann ändert sich das vertraute Bild drastisch: Die Festigkeit des Materials wird größenabhängig und ein dünner Draht kann mit einem dickeren in Sachen Tragkraft durchaus mithalten. Die Ursachen dafür waren zunächst unklar. Will man im Zeitalter der fortschreitenden Miniaturisierung zuverlässige Bauelemente (z. B. Computerchips, flexible Displays, Airbag Sensoren, Stents in der Medizintechnik) entwickeln, so bedarf es einerseits hochsensibler Methoden, um die mechanischen Eigenschaften im Mikrometer-Bereich zu prüfen, und andererseits des Verständnisses, um aus den gewonnenen Daten allgemeine Zusammenhänge ableiten zu können und besagte Größeneffekte zu verstehen. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, bediente sich Kiener eines speziell fokussierten Ionenmikroskopes, um derartig kleine metallische Proben herzustellen. Diese Technik ist vergleichbar mit makroskopischen Sandstrahlen, nur etwa eine Milliarde Mal kleiner. Zur Durchführung der eigentlichen Tests installierte er eine hochpräzise Prüfeinrichtung in einem Rasterelektronenmikroskop. Dadurch ließen sich die Verformungsvorgänge während des Tests live beobachten und mit den aufgezeichneten mechanischen Daten korrelieren. Neben bereits etablierten Druckversuchen entwickelte Kiener eine neue Methode, um Zugversuche in diesen Maßstäben durchzuführen. Seine Erkenntnisse trugen maßgeblich zum Verständnis der Kristallplastizität in kleinen Dimensionen und den damit einhergehenden Größeneffekten bei. 2007 schloss KIENER sein Doktoratsstudium mit Auszeichnung ab. Danach war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Erich Schmid Institut (ESI) für Materialwissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig. Dann arbeitete er als Post-doc an der der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es folgte ein Auslandsjahr in Berkeley, Californien. Seit März 2010 ist KIENER wieder am Erich Schmid Institut tätig. Er kann bereits auf einige Auszeichnungen und Preise zurückblicken (etwa Acta Student Award 2008 für die beste Publikation im renommierten Journal Acta Materialia oder geteilter Herbert-Depisch Preis 2009 der Austrian Society for Metallurgy and Materials ASMET) und hat bereits zahlreiche Publikationen in referierten Journalen verfasst.
Hat unser Preisträger auch eine private Seite? Was offizielle Lebensläufe verschweigen, das verrät Facebook, das zeitgemäße Kommunikationsmedium. Dem entnehme ich, dass wir einen der über 5 Millionen Fans des mürrischen Fernseharztes Dr. House vor uns haben. Wir erfahren auch, dass ihm das Leobner Stadtbeisl, Die Institution Nr. 1 in angewandter Bierwissenschaft nicht ganz fremd ist.
Und es gibt auch ein spannendes Foto, welches ein sportliches Hobby verrät: Unser Preisträger klettert eine atemberaubend steile Felswand hoch. So dürfen wir für den weiteren privaten, aber auch wissenschaftlichen Aufstieg alles Gute wünschen.
Mag. Dr. Cathrine KONOPATSCH
Frau Cathrine KONOPATSCH stammt aus Leoben, wo sie auch das Gymnasium absolvierte. Dann studierte sie an der Karl-Franzens-Universität Rechtswissenschaften. Sie absolvierte einen Studienaufenthalt in Großbritannien und auch den Universitätslehrgang für Europarecht an der Donau-Universität Krems. Im Mai 2004 begann sie das Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften in Graz, welches sie mit Auszeichnung abschloss. Der Lebenslauf von Cathrine KONOPATSCH ist durch das Streben nach vielfältiger Weiterbildung geprägt. So absolvierte sie etwa zahlreiche zusätzliche Seminare zum Strafrecht und Strafprozessrecht und erwarb das Zertifikat am Zentrum für soziale Kompetenzen an der KFU-Graz mit den Schwerpunkten Rhetorik und Kommunikationstraining. Seit einem Jahr schmückt sie der Titel eines Masters of Law im Europarecht an der Donau-Universität Krems. Über Jahre war sie als Studienassistentin am Institut für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie an der KFU-Graz tätig. Praxiserfahrungen sammelt sie durch Ihre Tätigkeit in der Rechtsanwaltskanzlei Dr. KONOPATSCH / Dr. STURM-WEDENIG. Seit September 2009 ist sie als Assistentin an der angesehenen Universität in St. Gallen in der Schweiz tätig. Ihre Grazer Dissertation verfasste unsere Preisträgerin zum Thema „Recht und Praxis des österreichischen Kartellrechtsvollzugs – eine kritische Analyse im Lichte nationaler und europäischer Wettbewerbsdogmatik und -politik“. Die Arbeit beschäftigt sich mit einem gleichermaßen aktuellen und herausfordernden Thema, nämlich der Sanktionierung kartellrechtswidrigen Verhaltens im österreichischen Recht, bezieht aber auch intensiv die europäische Perspektive mit ein. Damit schuf sie ein vollständiges Bild des Kartellgeldbußenrechts. Nach einer kritischen Würdigung kam sie zum Schluss, dass die Effizienz des österreichischen Kartellgeldbußenregimes unzureichend sei.
Juristen befleißigen sich in ihren Gutachten meist einer eher nüchternen und emotionslosen Sprache. Als Erstgutachter lobte Prof. Peter Schick auf 12 Seiten emphatisch die eingereichte Arbeit. Diese kann man tatsächlich als ein „opus magnum“ bezeichnen: Auf 545 Seiten überaus inhaltreichem Text findet man 2.691 Fußnoten und ein 50seitiges Literaturverzeichnis. Der ausgezeichneten Bewertung des Erstgutachters schloss sich die Zweitgutachterin, Prof. Dr. Hilf, vollinhaltlich an und sie verwies darauf, dass gemessen an dieser Dissertation manche Habilitationsschrift als überaus dünn erscheinen muss und sie schloss mit den bedeutungsschwangeren Worten, „dass die Verfasserin in Zukunft in wissenschaftlichen Kreisen von sich hören lassen wird. Wenn nicht, wäre es ein Verlust.“
Ist soviel Begeisterung wirklich angebracht? An dieser Stelle darf ich nochmals offen legen, dass wir neben den vorliegenden Fachgutachten stets aus einem anderen Hochschulstandort, meist auch aus dem Ausland, Gutachter befragen, die nicht zu den Betreuern zählten, die völlig unabhängig sind und denen die Geheimhaltung ihres Namens zugesichert wird – wie dies bei derartigen Begutachtungen üblich ist.
Und der um seine Meinung gebetene, überaus erfahrene, Universitätsprofessor resümierte: das ist vermutlich die eindruckvollste Dissertation, die ihm jemals untergekommen ist.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Außer der Josef Krainer-Förderungspreis.
Mag. Dr. Petra LUSCHNIG und Mag. Dr. Eva STURM
Petra LUSCHNIG wurde in Graz geboren und studierte Mikrobiologie an der Karl-Franzens-Universität. Dann war sie am Kompetenzzentrum für Angewandte Biokatalyse in Graz beschäftigt. 2005 begann sie mit dem Doktoratsstudium der Naturwissenschaften (Biologie), welches sie 2008 mit Auszeichnung abschloss. Zeitgleich war sie auch am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie an der Medizinischen Universität Graz tätig. Seit 2008 ist sie dort als Postdoc-Wissenschaftlerin in der Forschungseinheit für Immunpharmakologie beschäftigt. Ihre Dissertation ist in Grundlagenforschung im Bereich der Allergie angesiedelt, eine der am weitest verbreiteten Krankheiten der Industrieländer. Reaktionen auf ein Allergen äußern sich durch unterschiedliche Erkrankungen wie z.B. Asthma, ganzjährige oder saisonal bedingte Rhinitis, etc. welche zu einer starken Verminderung der Lebensqualität führen können. Da die pathogenen Ausgangspunkte der allergischen Erkrankungen bis jetzt nur unzureichend verstanden werden, ist bis heute keine kausale Therapie möglich. So werden allergische Reaktionen hauptsächlich symptomatisch behandelt und dies ist oft unzulänglich und mit mitunter starken Nebenwirkungen verbunden. Deshalb versucht LUSCHNIG mit Hilfe ihrer Kollegen der Arbeitsgruppe Immunpharmakologie weitere Erkenntnisse über Allergien zu gewinnen. Ihre Tätigkeit bezieht sich hauptsächlich auf die Erforschung der Rolle verschiedener Entzündungsstoffe von allergischen Erkrankungen, um Ansatzpunkte für neue Therapieformen zu finden. Mit ihrer Dissertation konnte sie zeigen, dass ein komplexes Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Entzündungsmediatoren existiert. Sie befasste sich mit eosinophilen Granulozyten, die bei allergischen Erkrankungen eine bedeutende Rolle spielen.
Auch unsere zweite Preisträgerin, Eva STURM, ist gebürtige Grazerin. Nach ihrem Diplomstudium der Molekularen Mikrobiologie an der KFU-Graz begann sie 2004 mit dem Doktoratsstudium der Naturwissenschaften (Biologie), welches sie 2008 mit Auszeichnung abschloss. Wie ihre Kollegin ist STURM am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie der Meduni Graz als Universitätsassistentin beschäftigt. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit den zellulären Grundlagen der Pathogenese von entzündlichen und allergischen Erkrankungen wie z. B. dem Asthma bronchiale, das wegen seiner hohen Häufigkeit zu den Volkskrankheiten zählt. Ein klassisches Merkmal dieser Erkrankung ist die überschießende Akkumulierung spezieller Leukozyten, den Granulozyten, in der Lunge. Diese vermehrte Zellansammlung wird durch die Ausschüttung von spezifischen „Lockstoffen“ im betroffenen Gewebe ausgelöst. Die angelockten Granulozyten wandern ins Gewebe, werden aktiviert und setzen selbst weitere Entzündungsmediatoren und zytotoxisch wirkende Substanzen frei. Die Folgen sind massive Schädigungen des Lungenepithels und die Entstehung eines entzündlichen Teufelskreises mit häufig chronischem Verlauf. Effektive Therapieansätze gibt es bisher kaum. Frau Dr. STURM untersuchte daher die Wirkung spezieller körpereigener Lipidmediatoren und ihre Erkenntnisse könnten in Zukunft für die Entwicklung von modernen, effektiven Asthmatherapeutika genutzt werden und damit maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität von betroffenen Patienten beitragen.
Übrigens: Beide Preisträgerinnen sind verheiratet, Frau Sturm ist auch bereits stolze Mutter von zwei Kindern.
Die Untersuchungen der Doktorinnen LUSCHNIG und STURM können als komplementär bezeichnet werden. Beide zielen darauf ab, die Leiden von Allergikern zu bekämpfen. In der stolzen Hoffnung, dass eines Tages rote Nasen nur noch bei den Klinikclowns und nicht mehr bei den leidenden Patienten zu finden sein werden, wollen wir ihnen heute einen gemeinsamen Josef Krainer-Förderungspreis überreichen.
Eisen und Stahl haben eine weit zurückreichende Tradition. Bereits unter Kaiser Diocletian wurde das „ferrum noricum“, also das alpenländische Eisen geschätzt, das sich durch eine besondere Qualität auszeichnete. Noch heute wird ständig an der Verbesserung der Stahlproduktion hart gearbeitet. Bislang war das Bergwesen eher männlich geprägt. Hand auf´s Herz: Wussten Sie, dass es nicht nur Bergmänner, sondern auch tüchtige Bergfrauen gibt?
Mit der nun folgenden Preisverleihung dürfen wir einen besonderen Akzent setzen und erstmals eine Montanwissenschafterin auf das Siegespodest bitten.
Es ist dies Dipl.-Ing. Dr. Claudia PFEILER
Sie ist gebürtige Leobnerin und hat dort gemeinsam mit Ihrem Mann den Lebensmittelpunkt. Sie studierte an der Montanuniversität Industriellen Umweltschutz, Entsorgungstechnik und Recycling. Nach der Diplomprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg begann sie 2004 mit dem Doktoratsstudium Metallurgie. Das Thema ihrer Dissertation lautete: “Modeling of Turbulent Particle/Gas Dispersion in the Mold Region and Particle Entrapment into the Solid Shell of a Steel Continuous Caster”. Worum geht es dabei? Das Stranggießverfahren ist die dominierende Technologie zur Stahlherstellung. Dabei gibt es eine rasante Entwicklung in Richtung steigender Produktivität und dies führt zu zunehmenden Gießgeschwindigkeiten und damit zu teils unkontrollierten Strömungsverhältnissen. Durch Mehrphasensimulation für den komplexen technischen Großserienprozess des Stranggießens konnte Claudia Pfeiler hervorragende Erkenntnisse präsentieren, die auch international publiziert wurden. PFEILER befasste sich im Rahmen ihrer Dissertation in Zusammenarbeit mit „RHI“ in Leoben und „Siemens-VAI“ in Linz mit der Optimierung eines Gussprozesses für Stahl mit dem Ziel, den Einbau nichtmetallischer Einschlüsse in den verfestigten Strang zu minimieren.
Im Rahmen ihres Studiums absolvierte PFEILER einen Forschungsaufenthalt an der Universität Illinois, Urbana-Champaign, USA. Nach dem Abschluss ihres Rigorosums mit Auszeichnung hat PFEILER seit 2008 eine Postdoktorandenstelle am Departement für Metallurgie, Lehrstuhl für Thermoprozesstechnik an der Montanuniversität Leoben inne. Im Zuge des K1-MET “Competence Center for Excellent Technologies in Advanced Metallurgical and Environmental Process Development” arbeitet sie nun an einem Programm zur mathematischen und physikalischen Modellierung und Simulation metallurgischer Prozesse. Es geht dabei darum, ideale Bedingungen für den Verbrennungsprozess bei unterschiedlichen Brennstoffzusammensetzungen zu schaffen, um niedrige Emissionswerte, hohe Effizienz und hohe Produktqualität zu erreichen.
Vielleicht noch einen Satz, um die Gesamtpersönlichkeit unserer Preisträgerin zu erhellen. Wissenschafter werden oft als weltfremd und introvertiert beschrieben. Frau Pfeiler war bereits als Studentin eines der jüngsten und zugleich erfolgreichsten Mitglieder des Sportkegelclubs der Montanuniversität. Sie heimste unzähligeTitel ein. Die Sportkeglerin gewann alle Turniere auf lokaler Ebene, ist steirische Einzel-, Mixed- und Mannschaftsmeisterin, hatte bei den österreichischen Meisterschaften die Nase vorn und vertritt Österreich bei diversen Länderspielen. Sie erreichte auch den Bahnrekord auf der Heimstätte des Sportkegelclubs.
Sie gibt ihr reiches Wissen auch in der Lehre weiter und ist bereits mit ihrer Habilitation beschäftigt. Mit einem Wort: Sie rüstet sich für einen steilen Aufstieg in den akademischen Olymp. Den Josef Krainer-Förderungspreis für Wissenschaft dürfen wir ihr als Stärkung mit auf diesen Weg geben.
Verjährung ist im Zivilrecht der durch den Ablauf einer bestimmten Frist bewirkte Verlust der Möglichkeit, einen bestehenden Anspruch durchzusetzen.
Damit befasst sich unser nächster Preisträger
Mag. Dr. Peter VOLLMAIER
Peter VOLLMAIER wurde in Bruck geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz und absolvierte als Erasmusstudent ein Auslandssemester an der Université de Poitiers, Frankreich.
Außerdem war er als freier journalistischer Mitarbeiter der Kleinen Zeitung sowie Studienassistent am Institut für Zivilrecht der Karl-Franzens-Universität bei Univ.-Prof. Dr. Peter BYDLINSKY. Während seines Studiums wurden ihm bereits einige Auszeichnungen zu teil, etwa der Förderpreis der Juristischen Blätter oder der Würdigungspreis des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Sein Diplomstudium schloss VOLLMAIER summa cum laude ab und belegte den 2. Platz beim Ranking der AbsvolventInnen der REWI-Fakultät. Danach war er einige Monate Mitarbeiter bei sehr angesehenen Rechtsanwaltskanzleien.
Seit 2005 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zivilrecht der KFU und in seinem Doktoratsstudium beschäftigte er sich hauptsächlich mit „zivilrechtlicher Grundlagenforschung“, insbesondere mit Fragen des allgemeinen Vertragsrechts sowie mit Problemen im Bereich des Kreditsicherungsrechts und des Zessionsrechts. Sein persönlicher Forschungsschwerpunkt lag beim Verjährungsrecht, zu dem er auch seine Dissertation verfasste. Das Thema lautete: „Verjährung und Verfall. Die Strukturen des privatrechtlichen Fristenregimes in Österreich.“
Die mittlerweile bei Manz publizierte Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, eine grundlegende dogmatische Untersuchung der Verjährung im österreichischen Privatrecht vorzunehmen. VOLLMAIER hat damit eine materialreiche, flüssig und gut lesbar geschriebene und wissenschaftlich einwandfrei verfasste Arbeit vorgelegt, die neue Ergebnisse enthält und die dogmatische Diskussion für einen praktisch sehr wichtigen Teilbereich des Zivilrechts neu belebt.
Im April 2009 schloss VOLLMAIER sein Doktoratsstudium ebenfalls summa cum laude ab und arbeitet derzeit an einer Großkommentierung der Verjährungsregelung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches.
Die letzten umfassenden Arbeiten zum österreichischen Verjährungsrecht sind mehr als 100 Jahre alt. Und die Gutachter seiner Arbeit stellen übereinstimmend fest, dass es hier deutlichen Reformbedarf gibt. Zu dieser Erkenntnis, aber auch zur wichtigen Frage, wie man diesen Bereich reformieren sollte, hat unser Preisträger wesentliche Beiträge geliefert.
Das ist schon einen Josef Krainer-Förderungspreis wert.
Josef Krainer-Würdigungspreis
Priv.-Doz. Mag. Dr. Christian NEUHUBER
Christian Neuhuber wurde in der schönen Stadt Gmunden geboren. Er absolvierte das altsprachliche Stiftsgymnasiums Kremsmünster, leistete seinen Militärdienst und schloss anschließend mit Auszeichnung das Diplomstudium Deutsche Philologie und Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz ab. Anschließend besuchte er den Hochschullehrgang Deutsch als Fremdsprache, dies verschaffte ihm die Fähigkeit, später auch als Sprachlehrer zu fungieren. Parallel dazu begann er mit dem Doktoratsstudium der Deutschen Philologie. Für seine Dissertation „Das Ernste in der Komödie“ erhielt er den angesehenen Hugo-Kleinmayr-Preis. NEUHUBER blieb danach der Wissenschaft treu und habilitierte sich mit der ausgezeichneten Arbeit „Lenz – Bilder. Bildlichkeit in Büchners Erzählung und ihre Rezeption in der bildenden Kunst und er ist nun Dozent für „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“.
Auch er ist kein weltfremder Wissenschafter: So engagiert er sich u.a. als musikalischer Leiter der Choralschola der Pfarre Fladnitz sowie des gemischten Chors DorfXang. Außerdem ist er ehrenamtlicher Nachwuchs-Fußball-Trainer.
Auch in seinem beruflichen Werdegang sehen wir ein breites Betätigungsfeld. So hatte er etwa über Jahre hinweg ein Lektorat an der Palacky-Universität Olmütz (Tschechien), ist dort sowie an der Karl-Franzens-Universität seit 2002 in die Lehre und Forschung eingebunden, verfasste zahlreiche Publikationen und führte mehrere FWF-Projekte durch.
Derzeit ist NEUHUBER im Rahmen einer Gastprofessur wieder in Olmütz, ab Mai 2010 wird er als Projektleiter das FWF-Projekt zur bairisch-österreichischen Dialektkultur des 17. und 18. Jahrhunderts tätig werden. Dieses Projekt spiegelt auch einen Bereich seiner Forschungstätigkeit wider. Generell versucht NEUHUBER die neuere deutsche Literaturwissenschaft in Lehre und Forschung in voller Breite abzudecken, beginnend etwa bei Schauspieltruppen im 16. und 17. Jahrhundert bis hin zur zeitgenössischen Literatur. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Forschungen aber liegt darin, intermediale und interdisziplinäre Aspekte der Literatur sowohl theoretisch als auch direkt an den Werken selbst herauszuarbeiten. Im Moment liegt sein Forschungsinteresse im Bereich der Dialektkunst, auf dem Zusammenspiel von Mundart, Mimus und Musik, das im dialogischen Charakter des Dialektlieds gründet. Auf Basis weiterer editionsphilologischer Arbeiten soll in den nächsten Jahren eine Ästhetik der Mundartkultur im bairisch-österreichischen Raum vor 1800 erarbeitet werden.
An dieser Stelle sei im Sinne des Preisträgers ein offenes Wort gesagt: Es gibt Wissenschaftszweige, deren Exponenten keineswegs über die besten Rahmenbedingungen verfügen. Und so haben wir einen Wissenschafter vor uns, dessen Leistungen von allen Gutachtern überschwänglich gelobt werden. Resümierend werden „durchweg neue wissenschaftliche Ergebnisse“ verzeichnet, erbracht von einem „Forscher von internationalem Rang“.
Doch auf Grund der so genannten Kettendienstvertragsregelungen, musste er an der Universität Graz eine sechsmonatige Zwangsauszeit nehmen, die er für seine derzeitige Gastdozententätigkeit in Olmütz nützte. Unser Preisträger sieht sich im ständigen Kampf um Projektgelder, Lehraufträge und Publikationsmöglichkeiten etc. Der Alltag eines so genannten ‚freien‘ Wissenschaftlers in einem wirtschaftsfernen Bereich ist nicht immer rosig.
So wollen wir nun mit der Verleihung des Josef Krainer-Würdigungspreises, über den sich sicherlich auch seine Frau und seine drei Kinder freuen, diesem überaus verdienten Wissenschafter unsere ganz besondere Anerkennung zollen.
Wir kommen nun zur Verleihung der Großen Josef Krainer-Preise
Napoleon Bonaparte meinte einmal: „Die Musik hat von allen Künsten den tiefsten Einfluss auf das Gemüt. Ein Gesetzgeber sollte sie deshalb am meisten unterstützen.“ Doch die Komponisten sollten auch wirtschaftliche Unterstützung erfahren; denn er hat es meist nicht sehr leicht, von seinen Kompositionen zu leben. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie Ludwig van Beethoven, der zu den best verdienenden Künstlern seiner Zeit gehörte und sein Geld sogar in Aktien der 1816 gegründeten österreichischen Nationalbank anlegte.
Heute haben es zeitgenössische Komponisten sehr schwer, durch ihre Kreativität nicht nur die Instrumente, sondern auch die Münzen erklingen zu lassen. Im Gegenteil, sie gehen oft sogar ein hohes persönliches Risiko ein, wenn sie ihre musikalischen Kreationen den Mitmenschen zur Kenntnis bringen wollen. Selbst dem ambitioniertesten Konzertbesucher wird es nicht beeindrucken, wenn wir ihm eine noch so einfallsreiche Partitur unter die Nase halten. Sie müssen trachten ihre Stücke zur Aufführung zu bringen. Und das kann viel kosten. Unser Preisträger Prof. Cibulka ist sogar in seiner Anfangsphase ein hohes Risiko eingegangen und hat sogar Kredite aufgenommen, um seine Werke zu Gehör bringen zu können.
Prof. Mag. Franz Peter CIBULKA wurde 1946 in Fohnsdorf geboren. Nach dem Schulbesuch absolvierte er zunächst eine Schlosserlehre und wirkte in der Marktkapelle mit. Auf sein großes Talent wurde sein Klarinettenlehrer und Kapellmeister der Werkskapelle Zeltweg, Professor Willi KREMSER, aufmerksam. Er ermutigte ihn, ein Musikstudium zu beginnen. Um dies zu finanzieren, trat er als Zeitsoldat in der Militärmusik Steiermark ein. An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz absolvierte er das Studium im Hauptfach Klarinette mit Auszeichnung, zudem die Studiengänge in den Fächern Komposition und Orchesterleitung. Schon damals begann CIBULKA die Wende zu postmodernen, eklektizistischen Klanggestaltungen einzuschlagen, die die strenge Konstruktion der Musikgestalt ablehnte. Bis 2002 war er dann Professor für Klarinette, Kammermusik, Musiktheorie und Blasorchesterkomposition am Johann Joseph Fux Konservatorium in Graz. Außerdem war er aber auch mehr als 20 Jahre erster Klarinettist des Grazer Symphonischen Orchesters und ist nach wie vor mit seinem Ensemble Art of Cibulka kammermusikalisch tätig. Durch Aufführungen seiner Werke im Rahmen der World Association for Symphonic Bands and Ensembles 1997 in Schladming gelang ihm schließlich der internationale Durchbruch. So war CIBULKA in den folgenden Jahren in Australien, Amerika, Taiwan, Brasilien, Russland und vielen europäischen Staaten als Komponist, Dirigent, Interpret und Referent eingeladen. Mittlerweile ist er längst über die Grenzen unserer Heimat als Komponist anerkannt. Seit 2002 ist CIBULKA freischaffender Künstler. Sein Werkverzeichnis inkludiert mehr als 300 Kompositionen in unterschiedlichster Besetzung und Stilistik, da die Werke immer auf Wunsch von diversen Interpreten unter Berücksichtigung ihrer musikalischen Vorstellungen entstanden sind. Mit seinen Neuschöpfungen bewies er immer eine ungewöhnliche Kreativität und zeigte mit seinen eigenen Ideen eine überzeugende Handschrift als außergewöhnlicher Komponist. In den letzten Jahren bildeten multimediale Großprojekte mit Hunderten von Mitwirkenden den kompositorischen Schwerpunkt im Schaffen von Franz CIBULKA. Das Wirken von Franz CIBULKA wurde bereits vielfach mit nationalen und internationalen Preisen gewürdigt.
Seit 12 Jahren ist Prof. Cibulka Träger des Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark. Wie sehr wir in der Steiermark diesem international beachteten Komponisten schätzen, dürfen wir nun mit dem Großen Josef Krainer-Preis zum Ausdruck bringen.
Rektor Univ.-Prof. Mag. Dr. Alfred GUTSCHELHOFER und Rektor o.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hans SÜNKEL
Alfred GUTSCHELHOFER wurde 1960 in Graz geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre in Graz und war ein engagierter Studentenvertreter und Mitarbeiter der AIESEC, dies ist die größte internationale Studentenorganisation, welche die Ausbildung von jungen Führungspersönlichkeiten zum Ziel hat.
Bereits 1984 begann er seine berufliche Laufbahn als Unternehmensberater. Dann wechselte in die Wissenschaft und wurde Universitätsassistent am Institut für Unternehmensführung und Controlling der Karl-Franzens-Universität. Nach Absolvierung der Studienrichtung Wirtschaftspädagogik gab es Forschungsaufenthalte in den USA und Australien. Nach dem Abschluss des Doktoratsstudiums war er ab 1998 Mitarbeiter im Bereich Strategisches Management bei Daimler Benz. 1997 organisierte er eine Großveranstaltung der European Accounting Association. Alfred GUTSCHELHOFER habilitierte sich mit der Schrift „Koordinierendes Personal-Controlling“ und wurde 1999 außerordentlicher Universitätsprofessor für Unternehmensführung und Controlling. Von 2000 bis 2003 wirkte er als Professor und Vorstand am Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung an der Universität Linz und war auch als gerichtlich beeideter und zertifizierter Sachverständiger tätig. Seit 2003 ist nun Alfred GUTSCHELHOFER Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz. Inzwischen ist das Berufungsverfahren für die neue Professur für Unternehmensführung, Intra- und Entrepreneurship an der SOWI-Fakultät abgeschlossen und Alfred Gutschelhofer hat diese Berufung erhalten und er wird ihr nach Ablauf seiner Rektoratszeit nachkommen. Ein umfangreiches Publikationsverzeichnis zeugt von seinen hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen.
Hans SÜNKEL wurde 1948 im obersteirischen Rottenmann geboren. Er studierte in Graz Vermessungswesen. Er graduierte und promovierte jeweils mit Auszeichnung. Er war Universitätsassistent am Institut für Physikalische Geodäsie. Es folgte ein Forschungsaufenthalt an der Ohio State University, Columbus, USA. Dann war er wieder als Universitätsassistent beschäftigt und vollendete seine Habilitation auf dem Gebiet der Numerischen Geodäsie. SÜNKEL absolvierte zahlreiche weitere Lehr- und Forschungsaufenthalte in USA, Kanada und China. 1983 wurde er O.Univ.-Prof. für Mathematische und Numerische Geodäsie und Leiter der Abteilung für Mathematische Geodäsie und Geoinformatik, TU Graz. Den Ruf an die Universität Karlsruhe lehnte er ab und wirkte als Vorstand des Instituts für Theoretische Geodäsie an der Grazer TU. 1990 übernahm er weiters die Leitung der Abteilung für Satellitengeodäsie des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, dessen stellvertretender Direktor er 1999 bis 2001 war. Es folgten die Funktionen des Vizerektors (Forschung) und stv. Rektor der Technischen Universität Graz sowie des Direktors des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW. 2002 lehnte er eine Berufung in die USA ab und wurde 2003 Rektor der TU Graz. Seit 2005 ist er auch wissenschaftlicher Direktor am Institut für Weltraumforschung der ÖAW. Er war auch Bewerber um die Kosmonautenausbildung des Weltraumprojekts Austromir und leitete viele nationale und internationale Forschungsgruppen zu Satellitenmissionen. Und wenn Sie an sternhellen Nächten auf das Firmament schauen; dann beachten Sie bitte, dass es auch einen Kleinplaneten gibt, welcher seinen Namen trägt. Seit Jänner des heurigen Jahres ist SÜNKEL auch Präsident der Universitätenkonferenz.
Sowohl Rektor Gutschelhofer als auch Rektor Sünkel sind profunde Wissenschafter und haben Außergewöhnliches für den Standort Steiermark geleistet. Den Großen Josef Krainer-Preis 2010 verdienen sie sich jedoch vor allem durch das strategische Kooperationsprojekt NAWI Graz, das vor fünf Jahren als Best-Practice-Modell der österreichischen Hochschullandschaft entwickelt wurde und das mit 13 neuen Studien, einem Drittmittelplus von knapp 22 Prozent und mehr als 70 gemeinsam durchgeführten Forschungsprojekten eine eindrucksvolle Erfolgsbilanz zieht. Der Plan, die naturwissenschaftliche Forschung und Lehre in Graz zu stärken und auszubauen, ist durch NAWI Graz eindeutig aufgegangen. Die beiden Universitäten haben mit diesem Vorzeigeprojekt einen Meilenstein in ihrer Entwicklung gesetzt und NAWI Graz in ganz Europa sichtbar gemacht.
Es war dies ein mutiger Schritt, der sicherlich viel Überzeugungsarbeit erforderte. Aber es war dies auch ein ermutigender Schritt, denn er belegt, dass auch die Universitäten ein großes Reform- und Veränderungspotential haben, wenn sich die richtigen Persönlichkeiten dafür mit ganzer Kraft einsetzen. Diese Gestaltungskraft ist vorbildlich. Dies soll nun mit dem Großen Josef Krainer-Preis zum Ausdruck gebracht werden.
Der große Max Reinhart meinte einmal:
Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst zu entdecken.
Wir dürfen nun – last but not least – zwei Theaterlegenden ehren, die nicht nur von dieser Lust getrieben sind, sondern dies es auch immer verstanden haben, diese Lust und die Freude am Theater an ihr Publikum weiterzugeben. Damit kommen wir zu
Gerti PALL und Otto DAVID
Gerti PALL wurde in Graz geboren. Nach der Handelsakademie besuchte sie die Schauspielschule Neuber-Gaudernak in Graz. Ihr Theaterdebüt hatte sie am Grazer Schauspielhaus als Lieschen in Der Alpenkönig und der Menschenfeind. Danach folgten Engagements in Stuttgart, Frankfurt, Hannover und bei den Wiener Festwochen. Seit dem Jahr 1972 ist sie fixes Ensemblemitglied am Grazer Schauspielhaus. Außerdem wirkte sie bei zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, u. a. in der ORF-Serie Familienrat oder im Kinofilm Der Knochenmann von Wolf Haas (2000).
In den letzten Jahren trat sie u.a. in folgenden Stücken auf: Der Talisman und Liebesruh, Oedipus, Weihnachtswunderzeit, Radetzkymarsch sowie etwa Wie der Soldat das Grammofon repariert, Weihnachtswunderzelt oder Life of Graz. In der derzeitigen Spielzeit ist Gerti Pall u.a. als Nini an der Seite von Helmuth Lohner in Die Glut (Regie: Ingo Berk) und in Liliom (Regie: Viktor Bodó) zu sehen. Genau vor einer Woche wurde dem Publikum des Grazer Schauspielhauses eine Sternstunde beschert. Wenn ich manchmal nach Premieren mir die Frage stelle, ob die Zeitungskritiker wohl das gleiche Stück gesehen haben, so gab es diesmal ein einhelliges und das verdiente und leider oft zu selten gespendete Lob, ja sogar frenetische Rezensionen. Bei der Verleihung des Großen Ehrenzeichens der Landeshauptstadt Graz (dieser Auszeichnung erhielt Gerti Pall gemeinsam mit Otto DAVID im Jahr 2002) sagte Alt-Bürgermeister Alfred STINGL: „Gerti PALL trägt die Auszeichnung Volksschauspielerin mit Recht – als eine vom Theatervolk geliebte Künstlerin.“
Otto DAVID wurde in Wien geboren und studierte in seiner Heimatstadt am Max Reinhardt-Seminar. Nach Engagements in Salzburg, Linz, am Münchner Residenztheater und in Basel wechselte er vor 30 Jahren ans Grazer Schauspielhaus. Stellvertretend für die zahlreichen Stücke, in denen er an diesem Haus mitwirkte, seien Hebbels Die Nibelungen, Der Meineidbauer von Ludwig Anzengruber, Tschechows Onkel Wanja, Schnitzlers Der Ruf des Lebens oder Brechts Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui erwähnt. In Axel Cortis Grazer Inszenierung der Entführung aus dem Serail war er – an der Seite von Edita Gruberova und Peter Schreier zu sehen, und 1994 verkörperte er an der Grazer Oper den Samiel im Freischütz. In der Fledermaus auf den Kasematten gab er den Frosch. Er wirkte auch in vielen Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit, und es gab Engagements am Theater in der Josefstadt und am Berliner Renaissancetheater. Vor kurzem sahen wir Otto David im Baumeister Solness (Regie: Anna Badora) und im Radetzkymarsch. Wer Otto David noch im Macbeth (Regie: Anna Badora) sehen will, muss sich beeilen, denn die letzte Aufführung ist am 20. April und in Opening Night (Regie: Cornelia Crombholz) gibt es bereits am kommenden Freitag die öffentliche Dernierenfeier. Und wir freuen uns schon auf die Premiere des Stückes „Verbrennungen“ des libanesischen Multitalentes Wajdi Mouawad (Regie: Anna Badora).
Unsere beiden Theaterstars haben viel gemeinsam. Sie waren unzählige Male gemeinsam auf der Bühne zu sehen. Sie erhielten beide das Große Ehrenzeichen des Landes, beide dürfen stolz den Berufstitel Kammerschauspieler tragen.
Ab heute sind sie auch gemeinsam Träger des Großen Josef Krainer-Preises. Eine verdiente Auszeichnung für zwei große Schauspieler, denen wir auf diese Art aus ganzem Herzen danken wollen.