Josef Krainer-Heimatpreise 2015
Ulli BRANDAUER-RASTL (Wirtschaft)
Anna F. (Musik)
Dipl.-Ing. Christian HLADE (Sozialaktivitäten)
KommR Ing. Hans HÖLLWART (Wirtschaft)
Fred OHENHEN (Integration)
Wilfried PETRITSCH (Sozialaktivitäten)
Michael SCHILHAN (Kultur)
stehend v.l.: Schöpfer, Höllwart, Hlade, Petritsch, Schilhan, Ohenhen, Schützenhöfer; sitzend v. l.: Brandauer-Rastl, Anna F., Kanhäuser
© Foto: steiermark.at/Foto Fischer
Josef Krainer-Heimatpreise 2015
Ulli BRANDAUER-RASTL (Wirtschaft)
Ulli BRANDAUER-RASTL wurde im Oktober 1974, wie wohl jedes Kind in Bad Aussee, mit dem Trachtenvirus geboren. Sobald sie gehen konnte, bekam sie ein Ausseer Dirndl als ihr erstes „Gwand“, wie die Alltagstracht im Ausseerland genannt wird Das ist bis heute so geblieben. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht in ihrem Gwand zu sehen ist – und das aus gutem Grund: Nicht nur weil es bequem ist und für fast jeden Anlass passt, sondern auch weil es ihre berufliche Grundlage bildet. Denn seit mittlerweile 13 Jahren führt die Preisträgerin die RASTL GmbH, einen traditionsreichen Leitbetrieb für Gwand und Gesundheit in Bad Aussee. Das Unternehmen geht auf das Jahr 1934 zurück und wurde vom Drogisten Wilhelm Rastl, ihrem Großvater, gegründet. Ihr Onkel Willi Rastl führte die Drogerien am Kurhausplatz bis zu seiner Pensionierung mit großem Engagement weiter. 1978 wurde am historischen Meranplatz in Bad Aussee, im ehemaligen k. u. k. Kassagebäude der Saline, ein weiterer Standort eröffnet und von Ullis Mutter, Helga Brandauer-Rastl, zu einer Pilgerstätte für Trachtenliebhaber ausgebaut. Ulli BRANDAUER-RASTL wuchs im Geschäft ihrer Mutter quasi auf und bereits als Kind durfte sie immer auf alle ausländischen Messen mitfahren. Besonders das Kunsthandwerk hat es ihr angetan und so kam es auch, dass sie mit 14 Jahren ins Burgenland ging, um die Keramikschule in Stoob zu besuchen. Im Anschluss wurde ihr im elterlichen Betrieb sogar eine eigene Töpferei eingerichtet. Durch die Nähe im Betrieb war sie natürlich immer mit der Tracht, den Stoffen und der Dirndlwerkstatt verbunden. So ergab es sich zwangsläufig, dass sie in diese Sparte immer mehr hineinwuchs und ihre Liebe zur Tracht immer ausgeprägter wurde.
Nach Absolvierung einer kaufmännischen Ausbildung übernahm sie im Jahr 2002 die beiden Rastl-Betriebe am Kurhaus- und am Meranplatz. Mit Begeisterung führt sie die Familientradition mit 18 MitarbeiterInnen bis heute fort. Nach wie vor hat sie dabei die Unterstützung ihrer Mutter Helga sicher, die u.a. eine der Hauptinitiatoren der Ausseer Trachtenbiennale ist sowie als Erfinderin des beliebten Dirndlspringens gilt. Für ihre langjährigen Verdienste wurde ihr von Landeshauptmann Waltraud Klasnic das silberne Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen. Das große Gespür der Familie BRANDAUER- RASTL für die Tracht entstammt ihrem eigenen Lebensgefühl. Gleichzeitig legen sie damit ein Bekenntnis zu ihrer Region ab und sehen sich als Botschafter der Tracht. Davon wurde 2013 beispielsweise in einer Sendung der ORF-Reihe „Zurück zur Natur“ berichtet. In regelmäßigen Abständen wird im „Glücksboten“, der Rastl-Kundenbroschüre, über die neuesten Aktivitäten informiert. Auch bei einem Traditionsbetrieb wie Rastl gibt es eine laufende Erneuerung, um am Puls der Zeit zu bleiben, sei dies in der Unternehmensentwicklung durch neue Schwerpunktsetzungen oder in der Dirndlwerkstatt durch frische Farben und neue Stoffmuster. Als Alltagsgwand ist das Ausseer Dirndl modischen Trends unterworfen und hält so das Handwerk lebendig. „Rastl Gwand“ am Meranplatz bietet neben traditioneller Tracht auch Dirndlstoffe und Handdrucke an. Die Original Anna Plochl Tracht und das Original Ausseer Dirndl sind die beiden Leitprodukte, die in kunstvoller Handarbeit in der eigenen Dirndlwerkstatt und Maßschneiderei gefertigt werden. Pro Jahr werden rund 20.000 Meter modische und zeitlos klassische Stoffe zu Dirndln verarbeitet. Selbst ein eigens designtes Dirndlnachthemd ist seit Kurzem exklusiv bei Rastl erhältlich. Natürlich ist auch die auf die individuellen Bedürfnisse der Herren zugeschnittene „Lederne“ erhältlich. „Rastl Gesundheit“ hat sich über den Trachten- und Dirndlverkauf hinaus auf Naturkosmetik und Geschenkartikel spezialisiert. Im Sommer dieses Jahres wurde das 80jährige Firmenjubiläum mit einem spannenden Programm gebührend gefeiert.
Ulli BRANDAUER-RASTL beweist Ausdauer und gibt der Tradition mit ihren kreativen Ideen immer wieder wertvolle Impulse. Mit Bergwanderungen auf den Loser und Wanderungen an den Altausseer See schafft sie privaten Ausgleich. Mit Freude genießt sie auch die gemeinsame Zeit mit ihren beiden Kindern: Sohn Max ist angehender Fischzüchter und Tochter Anna besucht derzeit die Modefachschule in Hallein. Das heißt, auch für die Nachfolge und den Weiterbestand des obersteirischen Qualitätsbetriebs ist gesorgt, wenn die Tochter unserer Preisträgerin in vierter Generation in das Trachtengeschäft einsteigen wird.
Anna F. (Musik)
Die Sängerin und Songwriterin Anna F. hat in den letzten Jahren national wie international für Furore gesorgt. Unter ihrem bürgerlichen Namen Anna Wappel kennt man sie wahrscheinlich nur in ihrer oststeirischen Heimat Friedberg. 1985 geboren, wuchs sie hier mit ihrer jüngeren Schwester Katharina in einer paradiesischen Umgebung mit vielen anderen Kindern auf. Musik erfüllte schon von klein auf ihr Leben. Als Kinder bauten sie sich kleine Bühnen, Taschenlampen dienten als Mikrofonersatz. Mit 11 lernt sie Gitarre spielen, nicht viel später entstanden Annas erste eigene Aufnahmen mit einem Kassettenrekorder. Zunächst stöberte sie in der Plattensammlung ihrer Eltern und hörte Reinhard Mey und Bob Dylan. Dann entdeckte sie die Rockmusik für sich, besonders Led Zeppelin und Alanis Morissette hatten es ihr angetan. Anna F. zog es nach ihrem Schulabschluss nach Graz, um Anglistik zu studieren. Sie war immer schon eine Suchende und hatte sich für vieles interessiert, u.a. auch für Italienisch, Philosophie und Literatur. Nebenbei begann sie zu modeln und an den Wochenenden arbeitete sie in der ATV- Sportredaktion in Wien. Doch mit 23 sei die endgültige Entscheidung für die Musik gefallen.
Bei einem Konzert in Graz traf sie den Musiker und Produzenten Alex Deutsch, der sie dazu überredete, wieder mehr Zeit in die Musik zu investieren. Die Zusammenarbeitet fruchtete und plötzlich geht alles sehr schnell. Annas Song „Time Stands Still“ sorgte auf der Online-Plattform Myspace für reichlich Aufsehen und wurde wenig später von einer großen österreichischen Bank für eine Werbekampagne benutzt. So wurde sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Es dauerte nicht lange, bis der Song auch im Radio gespielt wurde und schließlich Platz 38 der österreichischen Single-Charts erreichte. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Im Sommer 2009 wurde Anna F. als Vorband für die Europatournee von Lenny Kravitz gebucht. Etwas später gewann sie bei den Amadeus Austrian Music Awards 2009 in der Kategorie Pop. Sie gründete ihr eigenes Label („moerder music“) und im Februar 2010 erschien mit „For Real“ das Debütalbum der ambitionierten Singer-Songwriterin. Damit erreichte sie in Österreich Platz 3 der Charts und wurde mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Außerdem war sie erneut große Abräumerin bei der Verleihung des österreichischen Musikpreises und konnte 2010 gleich zwei Amadeus Awards mit nach Hause nehmen.
Musik bleibt nicht die einzige Kunst in Anna F.s Leben. Sie machte einen Ausflug zur Schauspielerei und spielte die Hauptrolle in dem Film „Invasion“, der 2012 beim World Film Festival in Montréal ausgezeichnet wurde. Für die Arte-Dokumentation „On Jack’s Road“ war sie auf den Spuren von Jack Kerouac durch die USA unterwegs. 2012 ist die Steirerin schließlich nach Berlin gezogen. Auszubrechen aus dem Gewohnten wurde zur Strategie der folgenden Jahre. Nachdem es durch ihren kometenhaften Aufstieg sehr laut um sie war, versuchte sie diese ganze turbulente Welt eine Zeit lang beiseite schieben und ging auf eine Art Selbstfindungstrip in die USA. In New York und Los Angeles arbeitete sie mit namhaften Produzenten und Songwritern. Ihre Fangemeinde hielt sie in der Zwischenzeit mit unzähligen und von einem schrägen Sinn für Humor gekennzeichneten Spontan-Videos, die auf ihrem Youtube-Channel zu sehen sind, bei Laune. Mit vielen neuen und lehrreichen Erfahrungen ging sie zurück nach Berlin, wo sie sich mit dem Produzenten Philipp Steinke zusammentut, um ein neues Album zu produzieren. Nachdem die Single „DNA“ im August 2013 erschien, folgte im Februar 2014 das Album „King In The Mirror“. Der nächste Amadeus-Award für den Song des Jahres war ihr sicher. Mit einer gelungenen Mischung aus Folk-Pop, Indie und ein bisschen Elektro bietet die Platte viel Abwechslung. Die Kritiken sprechen von Pop mit Tiefgang. Die Melodien sind gewagt, die Texte aussagekräftig und frech. Anna F. singt über Liebe und Hass, Angst und Mut, Gestern und Morgen. Die Geschichten, die sie erzählt, sind persönliche, aber uns allen vertraut. Auch eine Hommage an ihre steirische Heimat ist enthalten – Track 1 der CD trägt den Titel „Friedberg“. Wie schon in Annas ersten Band war auch diesmal ihre Schwester Katharina als Backgroundsängerin und auf der Flöte mit von der Partie. Anschließend tourte die Musikerin mit James Blunt durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. Bis März dieses Jahres folgten zahlreiche weitere Auftritte. Auch in Italien und Frankreich kommt ihre Musik sehr gut an und wird in den nationalen Radios gespielt. Inzwischen arbeitet sie mit dem französischen Superstar Benjamin Biolay an einem Album, welches nächstes Jahr erscheinen wird.
Im Frühjahr 2015 wirkte Anna F. als Coach beim ORF-Casting des Songcontest- Liedes für Österreich mit. Sie spielt eine Rolle in der derzeit ausgestrahlten und schon mit internationalen Preisen überhäuften ORF-Serie „Altes Geld“. In Sachen Film gibt es zudem immer mehr Anfragen von in- und ausländischen Regisseuren. Ganz aktuell hat Anna F. die Filmmusik zu einer deutsch- schweizer Kino-Koproduktion fertiggestellt. Kreative Vielseitigkeit nennt man das wohl. Auch die Leidenschaft für den Sport, insbesondere für den Fußball, ist ihr geblieben. Zum Abschalten trifft sie sich immer wieder gerne mit ihren Freunden zum Kicken am Berliner Prenzlauer Berg.
Trotzdem hat sie nie ihre Heimatverbundenheit verloren. Diese hilft ihr zur Ruhe zu kommen, egal wo sie gerade ist. Ein Stück Heimat trägt sie immer mit sich. Das F. in ihrem Künstlernamen bezieht sich auf Friedberg. In letzter Zeit schafft sie es nur noch selten zu einem Heimatbesuch. Umso mehr freut es uns, dass Anna F. heute hier ist. Mit ihr hat die heimische Singer-Songwriter-Szene jedenfalls ein weiteres blühendes Aushängeschild, ein ganz sympathisches noch dazu. Der Josef-Krainer-Heimatpreis ist nicht nur Zeichen der Heimatverbundenheit sondern eine Würdigung ihrer bisherigen Leistungen sowie Motivation für ihren weiteren Weg.
Dipl.-Ing. Christian HLADE (Sozialaktivitäten)
Christian HLADE, Jahrgang 1964, maturierte 1983 an der Ortweinschule in Graz. Anschließend begann er mit dem Studium der Architektur an der Technischen Universität. Erster großer Meilenstein und Initialzündung für seine große Leidenschaft – das Reisen – war noch zu Schulzeiten ein Interrail-Ticket nach Marokko. Ebenfalls unvergesslich und von den Eltern äußerst skeptisch beäugt war eine zehntägige Italien-Reise mit nur 700 Schilling Budget. Während des Studiums begann er mit der Gestaltung von Diavorträgen, Reisereportagen und Fotoausstellungen sowie später auch der Organisation und Leitung von Wanderreisen auf allen Kontinenten der Erde. 1993 schloss HLADE sein Studium als Diplomingenieur der Architektur ab. In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit dem solaren Bau einer Dorfschule in Ladakh (Indien). Die Idee dafür entstand bei einer mehrwöchigen Trekkingtour, während der er das abgelegene Himalaya-Bergdorf Lingshed in der nordindischen Region Ladakh kennengelernt hatte. Infolgedessen entstand daraus ein beeindruckendes Bildungsprojekt. Mit Initiierung des Vereins „Friends of Lingshed“ begann sich ein österreichisches Team mit Hilfe von Spendengeldern für Kinder und Jugendliche ehrenamtlich in der Region zu engagieren. Im Jahr 2000 hing Christian HLADE seine Arbeit im Architekturbüro an den Nagel und fokussierte sich voll und ganz auf sein Herzensprojekt. Noch im selben Jahr konnte unter seiner Leitung die eigene Solarschule in Lingshed errichtet werden. Dies war für ihn auch der Auslöser, seine seit vielen Jahren bestehende nebenberufliche Tätigkeit des Reiseveranstaltens auszuweiten. Die Geburtsstunde von „Weltweitwandern“ bedeutete für ihn auch die gelungene Erfüllung eines Lebenstraumes. Im Laufe der Jahre entstanden viele langjährige Freundschaften in der ganzen Welt und auch mit seiner Frau und seinen drei Kindern ist er viel unterwegs. So gelingt es ihm Arbeit, Freizeit, Familie und Hobbies in Einklang zu bringen.
Wanderreisen sind für ihn DAS Mittel, um mit anderen Menschen und Kulturen, mit der Natur und auch mit sich selbst in guten Kontakt zu kommen. Dabei spielen für HLADE nachhaltige und sozial-verantwortliche Kriterien von Beginn an eine große Rolle. Es ist eine Haltung, wie man der Welt mit Wertschätzung begegnet. Seit dem Start von Weltweitwandern sind sowohl die Gästezahl als auch das Team stetig gewachsen. Heute ist das Unternehmen Österreichs führender Reiseveranstalter für weltweite Wanderreisen und beschäftigt 11 MitarbeiterInnen im Büro in Graz sowie weltweit über 500 Personen in lokalen Teams als FührerInnen, KöchInnen und HelferInnen. Seit Bestehen legten mehr als 20.000 Reisegäste geschätzte 1,5 Millionen gewanderte Kilometer zurück. Heuer werden rund 500 Reisegruppen 57 verschiedene Länder bereisen. Mit Weltweitwandern konnte Christian HLADE in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit und zahlreiche Auszeichnungen erlangen. Für das seit 2006 bestehende Empowerment-Projekt erhielt das Unternehmen den österreichischen „Staatspreis für Tourismus“ und darüber hinaus dreimal den „Trigos“-Nachhaltigkeitspreis. Vor einem Jahr zierte er die Titelseite des Primus- Wirtschaftsmagazins und erklärt darin, wie sich Reisen und Hilfsbereitschaft perfekt ergänzen. Als innovativer Kopf ist HLADE stetig am kreativen „Brodeln“. Um seine vielen neuen Gedanken niederzuschreiben und mitzuteilen hat er 2011 einen Blog eingerichtet. Darin wirft er einen persönlichen Blick auf nachhaltigen Tourismus, Wandern, Reisen und aktuelle Projekte in Zeiten von Ressourcenknappheit und Globalisierung.
Einer neuen Aufgabe nahm sich HLADE im heurigen Jahr an. Nach der verheerenden Erdbebenserie in Nepal im April 2015 wurde Weltweitwandern auch zu einer wichtigen Hilfsorganisation. Innerhalb weniger Wochen wurden 500.000 Euro an Spendengeldern lukriert, womit Nothäuser, eine Zeltschule und zahlreiche Hilfsprogramme unterstützt wurden. Diese enorme Solidarität und die Größe der Hilfsaktion waren zugleich Auslöser, den Verein „Weltweitwandern Wirkt!“ zu gründen, um den Wiederaufbau nach dem Erdbeben in Nepal und andere, schon seit Firmenbeginn laufenden Sozialprojekte zu bündeln und besser zu koordinieren. An die 20 freiwillige HelferInnen und Unternehmen unterstützen inzwischen durch unentgeltliche Arbeit im Hintergrund die Organisation des Vereines. Christin HLADE will sich mit dem neuen Verein aber auch hier in Europa und in Österreich für eine Begegnung der Kulturen und für ein friedliches Miteinander – v.a. in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – einsetzen. Denn gerade angesichts der Flüchtlingslage braucht es die Solidarität mit jenen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten. Er sieht sich als Unternehmer als ständig Suchender und Lernender, als Vorbild, nicht nur fachlich sondern auch menschlich zu wachsen. In einem Interview meinte HLADE einmal: „Ich will anderen Mut machen, auch etwas anzugehen.“ Als Anerkennung für sein besonderes soziales Engagement steht der Josef Krainer-Heimatpreis.
KommR Ing. Hans HÖLLWART (Wirtschaft)
Johann – oder kurz Hans – HÖLLWART ist 1959 in St. Johann im Pongau geboren. Als ältester von fünf Geschwistern wuchs er dort am elterlichen Bauernhof auf. Er besuchte die HTL für Maschinenbau in Mödling und begann nach der Matura 1978 mit dem Studium Wirtschaftsingenieurswesen- Maschinenbau an der Technischen Universität Graz. HÖLLWART war immer schon ein Arbeitstier und hatte Weitblick. Während der Ferien bot sich ihm die Chance im Konstruktionsbüro von Daimler-Benz in Deutschland zu arbeiten – in Summe war er dort drei Jahre in Forschung und Entwicklung tätig. Ein weiteres Jahr arbeitete er in der Projektentwicklung für die Leykam Mürztaler AG. Er lernte seine Frau Birgit kennen. Mit ihr hat er zwei Kinder. Anstatt sein Studium weiterzuverfolgen widmete er sich fortan voll und ganz der unternehmerischen Praxis.
Hans HÖLLWART absolvierte 1986 die Unternehmerprüfung und richtete ein technisches Büro für Maschinenbau ein. Gemeinsam mit drei weiteren Gesellschaftern gründete er die BHLM GmbH in Graz. Nach Ausstieg seiner Partner im Jahr 1990 führte er das Planungsbüro alleinig weiter und baute es stetig aus. 2006 folgte die Umbenennung der Gesellschaft in „SFL engineering“. Bereits 1993 kam es zum Einstieg in den Stahl-, Fassaden- und Lüftungsbau am heutigen Standort Stallhofen bei Voitsberg. 2002 wurde die im Konkurs stehende Grazer Metallbau Treiber GmbH – eines der etabliertesten Metallbauunternehmen Österreichs mit mehr als 100 Jahren Tradition – übernommen. Die Übersiedelung aller Unternehmensaktivitäten nach Stallhofen war der Start der SFL Metallbau GmbH. Das Unternehmen war von Wachstum geprägt. Ein nächster prägender Schritt wurde 2006 mit Gründung der FIBAG, der Hans Höllwart-Forschungszentrum für integrales Bauwesen Aktiengesellschaft, gesetzt. HÖLLWART, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der FIBAG ist, gründete damit das erste private Forschungszentrum mit eigener Prüf- und Zertifizierungseinrichtung zur Neupositionierung der Fassade als zentrales Energiemanagementsystem in Gebäuden. Zwei Jahre darauf kam es zu einer Bündelung der Kräfte und Fusion der beiden bestehenden Metallbau- bzw. Fassaden- und Lüftungsbaufirmen unter dem neuen Dach der „SFL technologies GmbH“.
Weitere Unternehmensübernahmen und Neugründungen folgten. Damit baute die Gruppe zusätzliches Know-how auf, etwa in Produktionstechniken in der Glasveredelung bzw. Glasverarbeitung, im Bereich der LED- Technologien oder im Feld der nachhaltigen Energielösungen. Eine FIBAG- Tochter zur Erforschung von effizienten und ethisch vertretbaren Technologien zur Biogasproduktion wurde in Ungarn gegründet. Produktionsstandorte in Ungarn und Rumänien wurden ausgebaut und auch das Betriebsareal rund um die Zentrale in Stallhofen wurde erweitert. Heute sind in allen Unternehmungen mehr als 850 MitarbeiterInnen beschäftigt, 280 davon in der Steiermark. Innerhalb von zwei Jahrzehnten hat sich die SFL unter der umsichtigen Führung von Hans HÖLLWART vom Schlosserbetrieb zum nachhaltigen Industrieunternehmen entwickelt. Das rasante Wachstum verbunden mit den zahlreichen Aktivitäten in Forschung und Entwicklung führten zu Kompetenz in heute insgesamt acht Fachbereichen und zu einem Jahresumsatz von 70 Millionen Euro.
Hans HÖLLWART ist ein Paradebeispiel für einen Grenzgänger, der durch seinen Blick über den Tellerrand und sein unternehmerisches Gespür steirische Industriegeschichte schrieb. Mit seinen Unternehmen ist er wesentlicher Partner der ECO WORLD STYRIA, dem steirischen Umwelttechnik-Cluster. Einen großen Meilenstein in der Unternehmensentwicklung bot das Kulturhauptstadt-Jahr 2003. Hier zeichnete er für die Planung und Fertigung der Außenhülle bzw. die Stahl- und Fassadenkonstruktion sowohl des Grazer Kunsthauses als auch der Murinsel verantwortlich. Weitere Referenzprojekte, wo die SFL ihre Finger im Spiel und wahre Kunstwerke geschaffen hat sind beispielsweise das neue Joanneumsviertel und die Auster in Graz sowie das Haas-Haus und der Uniqa-Tower in Wien. Selbst das eigene Firmenareal sorgt bei Besucher immer wieder für einen Aha-Effekt. HÖLLWARTS innovative und nachhaltige Lösungen sorgen mittlerweile weltweit für Furore. So war die SFL bei der Sanierung des BMW-Museums in München genauso beteiligt wie bei der Verglasung des neuen „One World Trade Centers“ in New York. Auch der Österreich-Pavillon bei der diesjährigen Expo in Mailand trug die Handschrift des steirischen Fassadenspezialisten. Ein Aushängeschild soll auch der aktuell in Bau befindliche „Science Tower“ werden, der als Herzstück des Smart City Leitprojekts des Klima- und Energiefonds hinter dem Grazer Hauptbahnhof errichtet wird. Der Science Tower soll weltweit das erste Gebäude sein, das in der Fassade transparente Energiegläser eingesetzt bekommt, die Strom liefern – sogenannte Grätzel-Zellen. Damit wird ein bauliches Ausrufezeichen gesetzt, dessen Spatenstich gleichzeitig auch den Neustart eines ganzen Stadtviertels markiert. Ganz getreu nach Hans HÖLLWARTS Lebensmotto: „Geht nicht, gibt’s nicht!“
Im Vorjahr bekam er den Titel Kommerzialrat verliehen. Er ist Vorstandsmitglied der Industriellenvereinigung Steiermark und Bundesvorstandsmitglied der Industriellenvereinigung Österreich. Außerdem ist er sowohl als Obmann der Fachgruppe der Maschinen- und Metallwarenindustrie als auch als stellvertretender Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Steiermark tätig. Hans HÖLLWART ist nicht nur erfolgreicher Unternehmer, er ist auch eine treibende Kraft für das steirische Forschungs- und Innovationssystem. Oder wie u.a. das steirische KLIPP-Magazin treffend titelte: „Ein Visionär“.
Fred OHENHEN (Integration)
Fred – oder eigentlich Friday – OHENHEN wurde im August 1966 in Benin-City in Nigeria geboren. Nach Abschluss der Reifeprüfung im Jahr 1983 erlangte er nach zweijähriger Ausbildung am „College of Education“ in Agbor die Lehrbefähigung in den Fächern Englisch und Religion. Nach drei Jahren Geschichtestudium an der Ekpoma University in Benin City musste er dieses abbrechen und Aufgrund politischer Verfolgung im Zuge der Studentenunruhen 1989 aus seiner nigerianischen Heimat flüchten. Ursprünglich wollte er in die USA, wo ein Cousin sogar einen Studienplatz für ihn organisierte. Aber es kam alles anders. Auf Anraten eines Mitreisenden ist er doch in Wien ausgestiegen. Als Asylwerber wurde OHENHEN, der zu dieser Zeit auch noch kein Deutsch sprach und sich verständigen konnte, u.a. auch in Traiskirchen untergebracht. Zum Glück wandte sich das Blatt für ihn als eine befreundete Familie in Wien den Kontakt zur Familie Neuhold in Graz knüpfte, die sich seiner annahm. Kaum in Graz angekommen, inskribierte er sich für einen Vorstudienlehrgang in Deutsch und legte ein Jahr später die Universitätssprachprüfung ab. An der Universität lernte der sympathische Nigerianer übrigens auch seine spätere Frau Ingrid kennen, mit der er heute die beiden Kinder Idia und Alice hat. Er besuchte das College für Außenhandel am WIFI Graz und ließ sich mit Lehrabschlussprüfung zum diplomierten Außenhandelskaufmann ausbilden. Von Oktober 1992 bis April 1996 arbeitete er als „Assistant Supervisor“ bei der Firma Amway in Feldkirchen. 1996/97 war er ehrenamtlicher Vorsitzender des ersten österreichischen Ausländerbeirats in Graz. Nach Zuerkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft schied er aus dieser Funktion aus. Es folgte die Hochzeit mit Ingrid und nach Geburt ihres ersten Kindes eine Karenz, in der er sich um die junge Familie kümmerte. Zudem leistete er in der Fürsorgeabteilung der Caritas Graz seinen Zivildienst.
Seit mehr als 16 Jahren ist OHENHEN nun bei Nonprofit-Organisation „ISOP- Innovative Sozialprojekte“ als Projektentwickler und -leiter im Bereich interkulturelle Bildung beschäftigt. In seinem Hauptprojekt „IKU – Spielend erleben“ geht es darum, in Kindergärten und Schulen gegenseitigen Respekt und Toleranz zu vermitteln. 1999 alleine begonnen, leitet er heute ein Team von MitarbeiterInnen aus neun verschiedenen Ländern. Es wird Kindern, Jugendlichen, PädagogInnen und Eltern eine ganzheitliche Begegnung mit anderen Kulturen ermöglicht, um dadurch Vorurteile und Berührungsängste im täglichen Miteinander abzubauen sowie Rassismus und gesellschaftlicher Ausgrenzung entgegenzuwirken. Die Initiative tritt nicht nur erfolgreich für ein gutes Zusammenleben in der Steiermark ein, sondern zeigt schon über die Grenzen Österreichs hinweg ihre Wirkung. Jährlich werden damit rund 6.000 Menschen erreicht.
Viele Jahre lang zeigte sich Fred OHENHEN außerdem für die Veranstaltungsreihe der von ISOP organisierten Afro-Nächte verantwortlich. Hierbei wurden Musik, Tanz und interkultureller Dialog als Signal gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit eingesetzt. Die Organisation von Familienfesten in verschiedenen steirischen Gemeinden dient dazu österreichische Familien und Migrantenfamilien zusammenzubringen, um Bekanntschaften zu ermöglichen und Freundschaften zu fördern. Daneben übt OHENHEN noch freie Referententätigkeiten in den Bereichen der Entwicklungspolitik und interkulturellen Bildung an unterschiedlichen Bildungseinrichtungen aus. Außerdem setzt er sich sowohl als Integrationsbotschafter für das Projekt „Zusammen:Österreich“ des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres als auch als Botschafter für das „projektXchange“ des Roten Kreuzes ein.
In der Weiterentwicklung des IKU arbeitet Fred OHENHEN auch mit einem anderen der heute ausgezeichneten Preisträger zusammen – nämlich mit Christian Hlade bzw. seinem Verein „Weltweitwandern Wirkt!“. Unter dem Projekttitel „Dem Anderen begegnen/Menschen mit Herz“ wird gemeinsam noch stärker versucht, Eltern, PädagogInnen und Migrantenvereine zu erreichen. Dafür stellt „Weltweitwandern Wirkt!“ eine Start-Finanzierung von 10.000.- Euro zur Verfügung. Die Kooperation wird im Rahmen des Tages der Menschenrechte anlässlich 15 Jahre IKU am 12. Dezember 2015 um 18 Uhr im ORF-Landesstudio Steiermark offiziell vorgestellt. In diesem Rahmen wird Fred OHENHEN auch sein neues Buch „Ein Leben. Zwei Welten“ vorstellen. In seinem Buch erläutert er anhand seiner eigenen, persönlichen Geschichte sowie anhand der Erfahrungen aus der integrativen Arbeit des ISOP–Projekts IKU einerseits über Beweggründe für Migration und andererseits über die Schwierigkeiten, aber auch Möglichkeiten die Integration in eine neue Kultur mit sich bringt. Mit dem Buch erscheint unter dem Titel „Stories“ die bereits zweite von OHENHEN herausgegebene CD. Diese enthält Lieder und Geschichten aus unterschiedlichen Kulturkreisen und wurde mit der Neuen Musik-Mittelschule Stallhofen aufgenommen.
In Graz, der Stadt der Menschenrechte, leben heute Menschen aus mehr als 160 Nationen. „Integration ist, Heimatgefühl zu haben. Das bedeutet, sich in einem Land wohl, akzeptiert und als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu fühlen. Aus meiner Sicht gehören dazu Kennenlernen, Begegnung und Austausch.“ So bringt es Fred OHENHEN selbst auf den Punkt. Sein Name steht für Integration. In Nigeria geboren, fühlt er sich heute als Österreicher. Unermüdlich und in beeindruckender und vorbildhafter Weise kämpft er für mehr Toleranz, Respekt und Verständnis untereinander. Dafür gebührt ihm allergrößte Anerkennung.
Wilfried PETRITSCH (Sozialaktivitäten)
Wilfried PETRITSCH wurde 1960 in Feldbach geboren. Nach Besuch der VS Kepler und des BG Carneri maturierte er am BORG Hasnerplatz in Graz. Bereits seit seinem neunten Lebensjahr war PETRITSCH begeisterter Sternsinger in seiner Heimatpfarre Graz-Mariengasse. Mit nicht weniger Begeisterung unterstützt er die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar bis heute Jahr für Jahr aktiv als Begleiter dieser Gruppen. Im Juni 1983 legte er die Lehramtsprüfung Religion für den Pflichtschulbereich ab. Nur drei Wochen später folgte ein weiterer großer Tag in seinem Leben – Wilfried PETRITSCH heiratete seine Frau Josefine, die ebenfalls Religionslehrerin ist. Im Herbst des selben Jahres bekam PETRITSCH eine Anstellung an der Hauptschule Admont. Bis heute ist er dort an der jetzigen Neuen Mittelschule beschäftigt. Seit der Erstanstellung als Religionslehrer in Admont pendelt das Ehepaar bis heute zwischen ihren beiden Wohnsitzen Admont und Ligist. 1988 vergrößerte sich die Familie mit Geburt ihres Sohnes Wolfgang.
Noch länger als seine Arbeit als Religionslehrer führt Wilfried PETRITSCH eine weitere Tätigkeit aus. Am 1. November 1980 trat er nämich dem Roten Kreuz Graz bei und war seitdem als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Samstag Taggruppe aktiv. Heute ist er in dieser Gruppe der am längsten tätige aktive Mitarbeiter. Im Schuljahr 1999/2000 wurde er Bezirksleiter des Jugendrotkreuzes für den Bezirk Liezen und damit Ansprechperson für alle Schulreferenten des Bezirks, wenn es um die freiwillige Radfahrprüfung, Schwimmkurse, Erste-Hilfe-Kurse, Beihilfenansuchen, JRK-Zeitschriften u.v.m. geht. Hervorzuheben ist, dass er für die Erledigung all dieser Arbeiten seine Freizeit zur Verfügung stellt. Im selben Schuljahr, also 1999/2000, gründete er die Erste-Hilfe-Neigungsgruppe in der damaligen HS Admont – ein Unterricht, der nicht nur in seiner, sondern auch in der Freizeit der engagierten Schülerinnen und Schüler stattfindet. Der Erfolg zeigt sich nicht nur am persönlichen Einsatz und am Spaß an der Sache, sondern an bis heute insgesamt neun errungenen Landesmeistertiteln und drei Bundessiegen.
Das alles ist für PETRITSCH aber noch nicht genug: Seit dem Jahr 2005 ist er einer von vier steirischen „Multiplikatoren“, die für die Fortbildung der 350 Erste-Hilfe-Lehrbeauftragten verantwortlich sind. Seit dem Jahr 2008 gehört er außerdem dem Team der ÖAMTC-Einsatzfahrer an. Hier führt er für das Rote Kreuz Graz im Auftrag des ÖAMTC Rückholungen von verletzten und erkrankten Personen – hauptsächlich aus dem südeuropäischen Raum – durch. Allein dabei hat er mittlerweile beachtliche 120.000 Kilometer zurückgelegt. Vor einigen Jahren ging Wilfried PETRITSCH auch unter die Spiele-Entwickler. Genauer gesagt half er in einem Team des Roten Kreuzes bei der Entwicklung eines neuen Erste-Hilfe-Spiels für Grazer Volksschulen mit. Dabei ging es darum, Erste-Hilfe-Fragen kindgerecht aufzuarbeiten und zu formulieren, was auch hervorragend gelang. Sein unermüdliches ehrenamtliches Engagement setzte er auch im Vorjahr fort, als er von der ehrenamtlichen Obfrau der Volkshilfe Murau Eva Kurz und der pensionierten Volksschullehrerin Sieglinde Karius um Mithilfe in einem Rumänien-Projekt gebeten wurde. Seine Aufgabe bestand darin, über die Schülerinnen und Schüler der VS und NMS Admont Hilfsgüter, Schulmaterialien und Geldspenden zu sammeln und nach Luncani/Rumänien zu transportieren. Im April und im August 2015 unterstützte er dieses Projekt zwei weitere Male.
Geht es darum anderen zu helfen, gibt es bei Wilfried PETRITSCH kein Zögern. Für sein besonderes Engagement erhielt er bereits 2007 das Ehrenzeichen in Silber der Stadt Graz, 2014 wurde er mit dem Bundesehrenzeichen an Freiwillige des Österreichischen Jugendrotkreuzes ausgezeichnet. Ob als Lehrer oder als Ehrenamtlicher – Wilfried PETRITSCH ist ein Vorbild für Jung und Alt. Dass nicht nur seine sozialen Aktivitäten gut ankommen, sondern ganz besonders auch er als Mensch, davon zeugt ein Blick auf seine Facebook- Seite. Hier umfasst seine Freundesliste bereits knapp 2000 Personen und heuer haben in seiner Chronik 349 Freunde etwas zu seinem Geburtstag gepostet. Mögen nach diesem aktuellen feierlichen Ereignis viele weitere Postings folgen.
Michael SCHILHAN (Kultur)
Michael SCHILHAN wurde 1964 in Judenburg geboren und ist in Wartberg im Mürztal aufgewachsen. Nach einem Kulturmanagement-Studium an der Universität Linz, seiner Schauspielausbildung in Salzburg und Studienaufenthalten in Moskau folgten an die 70 Inszenierungen im Schauspiel und Musiktheater: Zum Beispiel für den steirischen herbst, das Volkstheater Wien, das Salzburger Landestheater, das Festspielhaus St. Pölten, das Klagenfurter Ensemble, die Volksoper Wien, die Oper Graz, das Landestheater Niederösterreich, das Internationale Haydn Festival in Eisenstadt u.v.m. 1997 gewann SCHILHAN den Publikumspreis und den Förderungspreis des „Internationalen Wettbewerbs für Regie und Bühnengestaltung“ des Wagner Forums Graz. Aber auch heute noch ist er mit dem Wagner Forum eng verbunden – als Stipendiatenreferent und Mitglied des Vorstandes. Zum 170. Geburtstag und 95. Todestag Peter Roseggers inszenierte Michael SCHILHAN bei den ersten Rosegger Festspielen im Jahr 2013 „Jakob der Letze“ inmitten der Naturkulisse des Rosegger-Geburtshauses in Krieglach. Neben seiner Regiearbeit hielt er außerdem zahlreiche Vorträge, u.a. am International Centre for Culture and Management in Salzburg, an der National University Taipeh, an der Tokio Voice Academy in Japan sowie am Theater „Ratscho Stojanov“ in Gabrovo/Bulgarien.
Michael SCHILHAN ist seit der Saison 2001/2002 künstlerischer Leiter des Grazer Jugendtheaters Next Liberty, seit September 2004 dessen geschäftsführender Intendant. Erst kürzlich wurde sein Vertrag bis 2022 verlängert. In seiner Intendanz avancierte das Next Liberty zu einer der bedeutendsten Kinder- und Jugendtheatern im gesamten deutschsprachigen Raum. Es macht für Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Junggebliebene Theater auf eine besondere Weise erlebbar und erfahrbar. SCHILHAN ist es gelungen, das Next Liberty als steirische Kulturqualitätsmarke zu etablieren und das Theater auf kaufmännischer Ebene umsichtig zu führen. Die Zuschauerzahl hat sich seit 2001 verdoppelt und liegt aktuell bei rund 70.000 Besuchern jährlich, die Abonnentenzahlen wachsen stetig an und bei Zuschauerbefragungen sind immer Top-Werte zu verzeichnen. Zudem wurde das Next Liberty für einige namhafte Bühnenkünstler eine wichtige Station ihrer künstlerischen Laufbahn. Die Zahlen sprechen für sich und spiegeln die erfolgreiche Arbeit des Intendanten wider. Mit mehr als 300 Vorstellungen und über 400 theaterpädagogischen Veranstaltungen werden jede Saison aufs Neue oft ungewohnte Perspektiven eingenommen sowie altbewährte Standpunkte hinterfragt und Geschichten zu neuem Leben erweckt. Die Produktionen gastierten über die Spielzeiten mit nachhaltigem Erfolg auch in anderen Bundesländern sowie in Südtirol, zahlreiche internationale Kooperationspartner konnten im Laufe der Jahre gewonnen werden. Gerade erst – vor etwas mehr als einem Monat – konnte ein weiterer Erfolg gefeiert werden. Bei der großen Preisverleihung des Deutschen Musical Theater Preises 2015 in Berlin konnten Peter Lund (Bestes Buch) und Christof Messer (Bester Darsteller) zwei der begehrten Trophäen für das Next Liberty Familienmusical „GRIMM! Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ gewinnen.
Für Michael SCHILHAN ist darüber hinaus die Entwicklung innovativer Musik- und Kunstvermittlungsangebote für junge Menschen von besonderer Wichtigkeit und ein großes Anliegen. Daher wird der Spielplan seit mehreren Jahren von einem umfangreichen theaterpädagogischen Programm ergänzt. Bei Spielclubs, Workshops und im aktiven Austausch mit Schulen und anderen Institutionen haben so alle Interessierten auch die Möglichkeit, sich über den Vorstellungsbesuch hinaus mit den Stücken und den darin angesprochenen Themen zu beschäftigen. Der ORF widmete der Arbeit des Next Liberty in diesem Zusammenhang 2011 eine eigene „Bundesland Spezial“-Sendung.
Wenn man SCHILHAN nicht in seinem Theater trifft, dann auf „Inspektion“, wie er seinen wöchentlichen Spaziergang durch die Stadt nennt. „Graz ist gemütlicher als Wien“, sagte er vor einigen Jahren in einem Interview. Als Theatermacher schätzt er das kulturelle Klima und die Nähe zum Publikum. SCHILHAN ist Vater zweier erwachsener Töchter. Nicht nur was die Arbeit betrifft, sondern auch privat bildet SCHILHAN mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Alexia Redl ein kongeniales Paar. Total abschalten kann er beim Rennradfahren, mit einer besonderen Liebe zum Bergauffahren. Dass es auch in der steirischen Kultur erfolgreich bergauf gehen kann, hat er ebenso bewiesen.
Ansprache des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Namens des „Steirischen Gedenkwerkes – Josef-Krainer“ darf ich Sie alle sehr herzlich im Weißen Saal der Grazer Burg willkommen heißen. Ein ganz besonders Gruß gilt allen Preisträgerinnern und Preisträgern. Sie sind heute die Hauptpersonen. Ein herzlicher Gruß aber auch allen Verwandten, Freunden und Fans der Preisträger.
Wir freuen uns sehr über die zahlreichen Gäste. So lassen Sie mich eingangs Ihnen allen dafür danken, dass sie sich heute Zeit nehmen, um den Preisträgerinnen und Preisträgern ihre Reverenz zu erweisen. Eingangs darf ich einige Ehrengäste namentlich begrüßen…
Anstelle des erkrankten Altlandeshauptmannes Dr. Josef Krainer wird heute Barbara Kanhäuser, Tochter von Heinz Krainer, bzw. Enkeltochter von Josef Kainer d.Ä. die Preise gemeinsam mit LH Schützenhöfer übergeben. Die Preise, die nun an hervorragende Persönlichkeiten vergeben werden tragen den Namen des unvergessenen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer Senior, der die Steiermark durch 23 Jahre als Landeshauptmann prägte. Sein Name ist mit den Nachkriegsjahren, dem sogenannten Wirtschaftswunder und dem Aufstieg der Steiermark eng verbunden. Er prägte mit seiner Persönlichkeit das politische Klima. Er war gleichsam eine Gallionsfigur des steirischen Selbstbewusstseins und er fand auch überregional höchste Anerkennung. Zu seinen Markenzeichen gehörten das aufrechte klare Wort und ein offenes zukunftsgerichtetes Denken.
Neben den Wissenschaftspreisen, die immer am Landesfeiertag vergeben werden, kommt den heute zu vergebenden Heimatpreisen eine ganz besondere Bedeutung zu.
An dieser Stelle darf sehr herzlich all jenen danken, die an der Vorbereitung der Preisverleihungen mitwirkten. Dies war der Vorstand des Steirischen Gedenkwerkes, welcher die Auswahl der zu Ehrenden traf. (So danke ich Frau Ministerin a.D. Feldgrill-Zankl, den verdienten Landtagspräsidenten Prof. Franz Majcen, Reinhold Purr und DI Franz Hasiba.) Mein Dank gilt auch Geschäftsführer Prof. Klaus POIER, unserem umsichtigen Finanzreferenten NAbg. a.D. Dr. Karl Maitz, sowie Mag. Klaus Kleinberger und dem Büro des Landeshauptmannes.
Es werden nun – aus Zeitgründen natürlich nur in Stichworten – ganz besondere Leistungen vorgestellt, die eine große Spannweite umfassen. Damit wird auch bewusst, über welch hervorragende und höchst unterschiedliche Persönlichkeiten unser Land verfügt.
Wir haben also eine gute Zeit vor uns, eine Stunde, die uns stolz machen soll, weil es so viel Positives gibt, wofür wir mit diesen Preisen ein herzliches Dankeschön sagen dürfen.
Was wäre ein Fest ohne Musik? Es spielt die „steirische streich“:
Ursula Holzer: Violine
Elsabeth Koval: Violine
Markus Hauser: Steirische Harmonika
Günther Holzer: Viola
Peter Zimmermann: Kontrabass
Kammermarsch – Rabanser Polka – Viertel Jahrhundert Walzer – A Zither und a Geign – Hymne
Ulli BRANDAUER-RASTL (Wirtschaft)
Brigitte Bardot meinte einmal: „Die Mode ist vielleicht keine Waffe der Frau, aber sie liefert ihr wenigstens die Munition“. Eine besondere Munition ist die Tracht, denn die einstige „Queen of Punk“ Vivienne Westwood konstatiert überaus anerkennend: In einem Dirndl ist jede Frau schön. Uns so verwundert es nicht, dass es in der gesamten Steiermark gewaltig dirndlt, ganz besonders im Ausseer-Land.
Auf der Homepage von „Meisterwelten Steiermark“ ist zu lesen: „Wer das Glück finden will, fahre nach Bad Aussee und kehre bei Rastl Tracht ein. Hier dreht sich alles ums Gwand, ums Schönmachen und ums Glück. Denn wer was von Rastl Tracht trägt, dem wandern die Mundwinkel ganz von alleine in Richtung Ohren – so einfach geht es, das Glück!“
Ulli BRANDAUER-RASTL wurde im Bad Aussee, mit dem Trachtenvirus geboren. Sobald sie gehen konnte, bekam sie ein Ausseer Dirndl als erstes „Gwand“, wie hier die Alltagstracht heißt. Aber auch heute sieht man sie fast immer im Trachten-„Gwand“ – und das aus gutem Grund: Es ist bequem, passt für jeden Anlass, besonders für Krainer-Preise. Seit 13 Jahren führt sie den Traditionsbetrieb für Gwand und Gesundheit. Gründer war 1934 der Großvater, Drogist Wilhelm Rastl. 1978 wurde in Bad Aussee, im k. u. k. Kassagebäude der Saline, ein weiterer Standort eröffnet und von Ullis Mutter, Helga Brandauer-Rastl, zu einer Trachten-Pilgerstätte ausgebaut. Ulli BRANDAUER-RASTL wuchs gleichsam im Geschäft auf und fuhr als Kind zu ausländischen Messen mit. Sie absolvierte die Keramikschule in Stoob. Doch sie war immer der Tracht verbunden. Nach einer kaufmännischen Ausbildung übernahm sie die Rastl-Betriebe und begeistert führt sie die Familientradition mit 18 MitarbeiterInnen bis heute. Dabei wird sie von Mutter Helga unterstützt, die Mit-Initiatoren der Ausseer Trachtenbiennale und Erfinderin des originellen Dirndlspringens. Die Liebe zur Tracht entstammt dem eigenen Lebensgefühl und dem Bekenntnis zur Region. Regelmäßig wird im „Glücksboten“, der Rastl-Kundenbroschüre, über neue Aktivitäten informiert. Als Alltagsgwand ist das Ausseer Dirndl modischen Trends unterworfen und hält so das Handwerk lebendig. Die Original Anna Plochl Tracht und das Original Ausseer Dirndl werden in kunstvoller Handarbeit in eigener Werkstatt maßgefertigt. Selbst ein eigens designtes Dirndlnachthemd gibt es exklusiv bei Rastl.
Da fällt mir ein: Heuer gab es beim Fensterln-Wettbewerb in Bayern eine emotionsgeladene Diskussion, weil die Gleichstellungsbeauftragte verlangte, dass auch Frauen auf die Balkone klettern dürfen. Jedenfalls ist das Dirndlnachthemd eine wichtige Innovation, um nächstens jeder Überraschung gewachsen zu sein. Natürlich werden auch zünftige Lederhosen angeboten.
„Rastl Gesundheit“, das zweite Standbein, ist auf Naturkosmetik und Geschenksartikel spezialisiert. Ulli BRANDAUER-RASTL setzt mit Kreativität stets wertvolle Impulse. Sie wandert gerne und genießt die gemeinsame Zeit mit den beiden Kindern: Sohn Max ist angehender Fischzüchter, ich nehme an, dass es bereits eigene Trachtenforellen gibt, und Tochter Anna besucht die Modefachschule in Hallein. Es ist also auch für Nachfolge gesorgt, wenn die Tochter einmal in 4. Generation in das Trachtengeschäft einsteigen wird. Heimat und Tracht passen einfach gut zueinander. Wir dürfen nun zum verdienten Josef-Krainer-Heimatpreis herzlich gratulieren.
Anna F. (Musik)
In einem Musik-Blog im Internet ist zu lesen: „Die Musik von Anna F. ist wie Chili-Schokolade, wie ein Regenbogen oder wie Himbeereis im Winter: Überraschend, voller Gegensätze, anders als gewöhnlich – und sie macht irgendwie süchtig.“
Die Sängerin und Songwriterin Anna F. sorgt international für Furore. Unter dem Namen Anna Wappel kennt man sie wahrscheinlich nur in der Stadt Friedberg, wo sie aufwuchs. Schon früh machte sie Musik. Taschenlampen dienten als Mikrofonersatz. Mit 11 lernt sie Gitarre, bald entstanden Aufnahmen mit einem Kassettenrekorder. Sie genoss die Plattensammlung der Eltern und hörte Reinhard Mey und Bob Dylan und entdeckte später die Rockmusik. Anna F. studierte in Graz Anglistik. Nebenbei begann sie zu modeln und arbeitete in der ATV-Sportredaktion. Bei einem Konzert traf sie den Produzenten Alex Deutsch, der sie animierte wieder mehr Musik zu machen. Annas Song „Time Stands Still“ sorgte auf der Online-Plattform Myspace für Aufsehen und eine Bank nutzte ihn für eine Werbekampagne, so wurde sie allgemein bekannt. Bald überschlugen sich die Ereignisse: Anna F. wurde als Vorband für die Europatournee von Lenny Kravitz gebucht. Sie gewann beim Amadeus Austrian Music Award 2009 in der Kategorie Pop. 2010 erschien mit „for real“ ihr Debütalbum im Label „moerder music“. Damit erreichte sie in Österreich Platz 3 der Charts und wurde mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie gleich zwei Amadeus Awards.
Musik bleibt nicht die einzige Kunst. Anna F spielte die Hauptrolle im Film „Invasion“, der in Montréal ausgezeichnet wurde. Für die Arte-Dokumentation „On Jack’s Road“ folgte sie den Spuren von Jack Kerouac durch die USA. 2012 zog sie nach Berlin. Aus dem Gewohnten auszubrechen wurde zur Strategie. Nachdem es im kometenhaften Aufstieg sehr laut um sie war, schob sie die turbulente Welt beiseite und ging auf Selbstfindungstrip. In den USA arbeitete sie mit namhaften Produzenten und Songwritern. Ihre Fans unterhielt sie inzwischen mit vielen Spontan-Videos voll schrägem Humor auf Youtube-Channels. Zurück in Berlin produzierte sie mit dem Produzenten Philipp Steinke ein neues Album. Nach der Single „DNA“ folgte 2014 das Album „King In The Mirror“. Der nächste Amadeus-Award war sicher. Die Kritiken sprachen von Pop mit Tiefgang. Die Melodien sind gewagt, die Texte aussagekräftig und frech. Anna F. singt über Liebe und Hass, Angst und Mut, Gestern und Morgen. Auch eine Hommage an die steirische Heimat ist enthalten – Track 1 der CD trägt den Titel „Friedberg“. Ihre Schwester Katharina ist als Backgroundsängerin und Flötistin dabei. Dann tourte sie mit James Blunt durch Deutschland, Schweiz und Österreich. Heuer gab es die Goldene Schallplatte in Italien für 25.000 verkaufte Singles. Sie arbeitet derzeit mit dem französischen Superstar Benjamin Biolay an einem Album. Anna F. wirkte auch als Coach beim ORF-Casting des Songcontest-Liedes. Sie spielt auch in der ORF-Serie „Altes Geld“. Gerade hat Anna F. die Filmmusik zu einer deutsch-schweizer Kinoproduktion fertiggestellt. So sieht kreative Vielseitigkeit aus. Auch die Leidenschaft für Fußball ist geblieben. Sie trifft sich gerne mit Freunden zum Kicken am Berliner Prenzlauer Berg. Sie verlor nie die Heimatverbundenheit. Ein Stück Heimat trägt sie immer mit sich. Das F. im Künstlernamen steht für Friedberg. In letzter Zeit schafft sie nur selten einen Heimatbesuch. Umso mehr freut es, dass Anna F. heute extra aus Berlin angereist ist. Der Josef-Krainer-Preis ist Würdigung der bisherigen Leistungen sowie Motivation für den weiteren Weg. Nicht einmal noch 30, und eine so tolle internationale Karriere – wir gratulieren!
Dipl.-Ing. Christian HLADE (Sozialaktivitäten)
Moshe Feldenkrais hat einmal gesagt: „Wenn man den Körper bewegt, bewegt sich auch der Geist. Wenn ich mich bewege, löse ich ein Problem ganz anders als ich das im Sitzen tun würde.“
Dipl.-Ing. Christian HLADE ist kein Sitzdenker, er ist ständig in Bewegung.
Er maturierte an der Ortweinschule und studierte Architektur an der TU Graz. Initialzündung für seine große Reise-Leidenschaft war zu Schulzeiten ein Interrail-Ticket nach Marokko. Unvergesslich und von den Eltern äußerst skeptisch beäugt war eine 10-tägige Italien-Reise mit nur 700 Schilling (also etwa 50 €) Budget. Während des Studiums begann er mit Diavorträgen sowie weltweit mit der Organisation von Wanderreisen.
Seine Diplomarbeit befasste sich mit dem solaren Bau einer Dorfschule in Ladakh. Die Idee entstand bei einer Trekkingtour, bei der er das abgelegene Himalaya-Bergdorf Lingshed in Nordindien kennen lernte. Daraus entstand ein beeindruckendes Projekt. Mit dem Verein „Friends of Lingshed“ engagierte sich ein österreichisches Team ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2000 hing Christian HLADE seine Arbeit im Architekturbüro an den Nagel und fokussierte sich auf sein Herzensprojekt. Noch im selben Jahr konnte die eigene Solarschule in Lingshed errichtet werden. Dies war für ihn auch der Auslöser, das nebenberufliche Reiseveranstalten auszuweiten. Die Geburtsstunde von „Weltweitwandern“ war die Erfüllung eines Lebenstraumes. So entstanden Freundschaften in aller Welt und er ist auch mit seiner Frau und den 3 Kindern viel unterwegs. So sind Arbeit, Freizeit, Familie und Hobbies in Einklang. Wanderreisen sind für ihn DAS Mittel, um mit Menschen und Kulturen, der Natur und auch mit sich selbst in guten Kontakt zu kommen. Dabei spielen sozial-verantwortliche Kriterien eine große Rolle. Als Österreichs führender Reiseveranstalter für weltweite Wanderreisen sind 11 MitarbeiterInnen in Graz sowie weltweit über 500 Personen als FührerInnen, KöchInnen und HelferInnen beschäftigt. Seit Bestehen erwanderten mehr als 20.000 Reisegäste etwa 1,5 Millionen Kilometer. Heuer werden rund 500 Reisegruppen 57 verschiedene Länder bereisen. Mit Weltweitwandern erlangte Christian HLADE viele Auszeichnungen, wie den österreichischen „Staatspreis für Tourismus“ und dreimal den „Trigos“-Nachhaltigkeitspreis. Um seine Gedanken mitzuteilen hat er einen Blog eingerichtet. Darin wirft er einen persönlichen Blick auf nachhaltigen Tourismus.
Heuer kam eine neue Aufgabe dazu: Nach den verheerenden Erdbeben in Nepal mutierte Weltweitwandern auch zu einer Hilfsorganisation. Es wurden 500.000 € Spendengelder lukriert, womit Nothäuser, eine Zeltschule und viele Hilfsprogramme unterstützt wurden. Es kam zur Gründung des Vereins „Weltweitwandern Wirkt!“, um den Wiederaufbau in Nepal und weitere Sozialprojekte zu bündeln. Mit ihm will Christin HLADE für eine Begegnung der Kulturen und ein friedliches Miteinander eintreten. In einem Interview meinte HLADE einmal: „Ich will anderen Mut machen, auch etwas anzugehen.“
Als Anerkennung für eine einzigartige unternehmerische Idee, aber auch für das besondere soziale Engagement, steht heute der Josef Krainer-Heimatpreis.
KommR Ing. Hans HÖLLWART (Wirtschaft)
Der Erfinder und Unternehmer Thomas Alva Edinson meinte: Es ist besser unvollkommen anzupacken, als perfekt zu zögern. Nicht zögern, sondern anpacken und umsetzen, das sind die Eigenschaften eines echten Unternehmers, der im Sinne Schumpeters Dynamik und Fortschritt trägt.
Johann – oder kurz Hans – HÖLLWART wurde in St. Johann im Pongau geboren. Nach der HTL für Maschinenbau in Mödling begann er mit dem Studium Wirtschaftsingenieur an der TU Graz. In den Ferien arbeitete er im Konstruktionsbüro von Daimler-Benz in Deutschland. Dann arbeitete er für die Leykam Mürztaler AG. Er lernte seine Frau Birgit kennen. Mit ihr hat er 2 Kinder. Anstelle des Studiums widmete er sich fortan der unternehmerischen Praxis.
Hans HÖLLWART absolvierte die Unternehmerprüfung und richtete ein technisches Büro ein. Mit der Gründung der Firma „SFL engineering“ erfolgte der Einstieg in den Stahl-, Fassaden- und Lüftungsbau in Stallhofen bei Voitsberg. 2002 wurde die traditionsreiche Grazer Betrieb Metallbau Treiber übernommen. Dann kam es zur Gründung der FIBAG, dem Forschungszentrum für integrales Bauwesen. HÖLLWART gründete das erste private Forschungszentrum zur Neupositionierung der Fassade als zentrales Energiemanagementsystem. 2 Jahre darauf kam es zur Fusion der beiden Metallbau- bzw. Fassaden- und Lüftungsbaufirmen unter dem neuen Dach der „SFL technologies GmbH“.
Weitere Übernahmen und Neugründungen folgten. Neues Know-how wurde entwickelt, bei Glasveredelung und Glasverarbeitung, LED-Technologien und nachhaltigen Energielösungen. Produktionsstandorte in Ungarn und Rumänien wurden ausgebaut und die Zentrale erweitert. Heute sind mehr als 850 MitarbeiterInnen beschäftigt, 280 davon in der Steiermark. Die SFL hat sich vom Schlosserbetrieb zum nachhaltigen Industrieunternehmen entwickelt, mit einem Jahresumsatz von 70 Millionen Euro. Hans HÖLLWART ist ein Paradebeispiel für einen Grenzgänger, der steirische Industriegeschichte schrieb. Er ist wesentlicher Partner des steirischen Umwelttechnik-Clusters ECO WORLD STYRIA. Ein Meilenstein war das Kulturhauptstadt-Jahr 2003. Planung und Fertigung der Außenhülle bzw. Fassade des Grazer Kunsthauses als auch der Murinsel sind sein Werk. Weitere Referenzprojekte sind das neue Joanneumsviertel und die Auster in Graz sowie das Haas-Haus und der Uniqa-Tower in Wien. HÖLLWARTS innovative Lösungen reüssieren weltweit. So war die SFL bei der Sanierung des Münchener BMW-Museums genauso beteiligt wie bei dem neuen „One World Trade Centers“ in New York. Auch der Österreich-Pavillon bei der Expo in Mailand trägt seine Handschrift. Ein Wunderwerk wird der Grazer „Science Tower“, der weltweit das erste Gebäude sein wird, das in der Fassade transparente Energiegläser trägt, die Strom liefern. Damit wird der Start eines neuen Stadtviertels markiert. Er lebt nach dem Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht!“. In der Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer führend tätig, wurde ihm der Titel Kommerzialrat verliehen. Hans HÖLLWART ist erfolgreicher Unternehmer und treibende Kraft im Forschungs- und Innovationssystem. Das ist schon einen Josef-Krainer-Heimatpreis wert!
Fred Ohenhen (Integration)
Gerade in unseren Tagen wird einem bewusst, dass es nicht allen Menschen vergönnt ist, den Ort ihrer Geburt als Heimat auf immer zu bewahren. Und es heißt: Heimat ist da, wo man sein Herz verliert. Fred OHENHEN hat sein Herz in Graz verloren und er hat in der Steiermark eine neue Heimat gefunden.
Fred – oder eigentlich Friday – OHENHEN wurde in Benin-City in Nigeria geboren. Nach der Matura erlangte er die Lehrbefähigung in Englisch und Religion. Nach 3 Jahren Geschichtestudium an der Ekpoma University in Benin City musste wegen politischer Verfolgung 1989 flüchten. Ursprünglich wollte er in die USA, wo ein Cousin sogar einen Studienplatz organisierte. Aber es kam anders. Auf Anraten eines Mitreisenden stieg er in Wien aus. Als Asylwerber wurde OHENHEN, der kein Wort Deutsch sprach, in Traiskirchen untergebracht. Zum Glück knüpfte eine befreundete Familie den Kontakt zur Familie Neuhold in Graz, die sich seiner annahm. In Graz absolvierte er den Vorstudienlehrgang in Deutsch. An der Universität lernte der sympathische Nigerianer seine spätere Frau Ingrid kennen. Er besuchte das College für Außenhandel am WIFI Graz und wurde diplomierter Außenhandelskaufmann. Er war auch ehrenamtlicher Vorsitzender des ersten österreichischen Ausländerbeirates in Graz. Es folgte die Hochzeit mit Ingrid. Er ging nach Geburt des ersten Kindes in Karenz, um sich um die Familie zu kümmern. Heute gibt es die 2 Kinder Idia und Alice. Er ist ein Mann mit viel Humor, wenn er seine Liebe zum Sportclub Sturm gesteht und dazu meint: Ich bin halt ein echter Schwarzer.
Seit 16 Jahren ist OHENHEN bei der Nonprofit-Organisation „ISOP-Innovative Sozialprojekte“ für interkulturelle Bildung tätig. Im Projekt „IKU – Spielend erleben“ wird in Kindergärten und Schulen Respekt und Toleranz vermittelt. Heute leitet er ein Team von MitarbeiterInnen aus 9 Ländern. Es wird Kindern, Jugendlichen, PädagogInnen und Eltern eine Begegnung mit anderen Kulturen ermöglicht. Diese Initiative zeigt über die Grenzen Österreichs hinweg ihre Wirkung. Jährlich werden so rund 6.000 Menschen erreicht. Lange war Fred OHENHEN für die Reihe „Afro-Nächte“ verantwortlich. Fred OHENHEN ist auch für das Projekt „Zusammen:Österreich“ des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres und für das „projektXchange“ des Roten Kreuzes tätig. Er kooperiert auch mit Christian Hlade. Unter dem Motto „Dem Anderen begegnen/Menschen mit Herz“ werden Eltern, PädagogInnen und Migrantenvereine erreicht. Dazu gibt es am 12. 12. 2015 im ORF-Landesstudio Steiermark eine Präsentation, wo Fred OHENHEN sein neues Buch „Ein Leben. Zwei Welten“ vorstellen wird. Unter dem Titel „Stories“ wird da auch die bereits zweite von ihm herausgegebene CD erscheinen, die mit Liedern und Geschichten aus vielen Kulturkreisen mit der Neuen Musik-Mittelschule Stallhofen aufgenommen wurde. In Graz leben Menschen aus mehr als 160 Nationen. Fred OHENHEN leistet viel für die Integration. OHENHEN wörtlich: „Integration ist, Heimatgefühl zu haben. Das bedeutet, sich in einem Land wohl, akzeptiert und als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu fühlen.“ Unermüdlich und in beeindruckender und vorbildhafter Weise kämpft der Neosteirer für mehr Toleranz, Respekt und Verständnis. Dafür gebührt ihm allergrößte Anerkennung. Dies wollen wir mit dem Josef-Krainer-Heimatpreis zum Ausdruck bringen.
Wilfried PETRITSCH (Sozialaktivitäten)
Gilbert Keith Chesterton meinte einmal: „Gutsein ist ein weit gewaltigeres Abenteuer als eine Weltumsegelung.“
In diesem Sinne ist Wilfried PETRITSCH ein gewaltiger Abenteurer, der fast täglich seine Humanität unter Beweis stellt. In Feldbach geboren, maturierte er am Bundes-Oberstufenrealgymnasium Hasnerplatz in Graz. Als Schüler war PETRITSCH begeisterter Sternsinger und mit gleicher Begeisterung unterstützt er heute als Begleiter die Dreikönigsaktion der Jungschar. 1983 legte er die Lehramtsprüfung Religion für Pflichtschulen ab. Dann heiratete er seine Frau Josefine, die ebenfalls Religionslehrerin ist. Wilfried PETRITSCH bekam eine Anstellung an der Hauptschule Admont. Bis heute ist er dort an der Neuen Mittelschule beschäftigt. Seitdem pendelt das Ehepaar zwischen den Wohnsitzen Admont und Ligist. Seit 1988 gibt es den Sohn Wolfgang. 1980 trat Wilfried PETRITSCH dem Roten Kreuz Graz bei und ist durch 35 Jahre ehrenamtlich in der Samstag Taggruppe tätig. Da sei mir eine Bemerkung gestattet: Einmal etwas Gutes zu tun ist wunderbar. Aber dies regelmäßig durch Jahrzehnte zu tun, das ist eine großartige Leistung, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Doch das ist noch lange nicht alles: Vor 17 Jahren wurde er Bezirksleiter des Jugendrotkreuzes für den Bezirk Liezen und damit Ansprechpartner für alle Schulreferenten, wenn es um die freiwillige Radfahrprüfung, Schwimmkurse, Erste-Hilfe-Kurse u.v.m. geht. Er gründete auch die Erste-Hilfe-Neigungsgruppe in der damaligen HS Admont. Ein Unterricht, den Lehrer und Schüler in der Freizeit absolvieren. Der Erfolg zeigt sich unter anderem an bis heute insgesamt 9 Landesmeistertiteln und 3 Bundessiegen.
Das alles ist aber noch nicht genug: Seit 2005 ist er einer von vier steirischen „Multiplikatoren“, die für die Fortbildung der 350 Erste-Hilfe-Lehrbeauftragten verantwortlich sind. Er gehört er außerdem dem Team der ÖAMTC-Einsatzfahrer an. Hier führt er für das Rote Kreuz Rückholungen von verletzten und erkrankten Personen aus dem Ausland durch. Dabei hat er schon über 120.000 Km. zurückgelegt. Vor einigen Jahren ging Wilfried PETRITSCH auch unter die Entwickler für neue Erste-Hilfe-Spiele für Grazer Volksschulen. Hilfreiche Steirer sind meist sehr vielseitig und umtriebig.
So zeigte sich das unermüdliche ehrenamtliche Engagement auch, als er von der Obfrau der Volkshilfe Murau Eva Kurz und von Sieglinde Karius um Mithilfe in einem Rumänien-Projekt gebeten wurde. Bereits mehrmals half er Hilfsgüter, Schulmaterialien und Geldspenden zu sammeln und nach Luncani/Rumänien zu transportieren.
Geht es darum anderen zu helfen, gibt es bei Wilfried PETRITSCH kein Zögern. Ob als Lehrer oder als Ehrenamtlicher. Wilfried PETRITSCH ist ein Vorbild für Jung und Alt.
Peter Rosegger schrieb einmal: Gute Menschen sind ansteckend. So hoffen wir, dass möglichst viele Steirer und Steirerinnen mit dem Menschlichkeitsvirus infiziert werden.
Dass nicht nur seine sozialen Aktivitäten gut ankommen, sondern ganz besonders auch er als Mensch, davon zeugt ein Blick auf seine Facebook-Seite. Hier umfasst seine Freundesliste bereits rund 2000 Personen. Möge es nach dem heutigen Tag viele freundliche Postings geben. Wir gratulieren jedenfalls sehr herzlich zum Josef-Krainer-Heimatpreis.
Michael SCHILHAN (Kultur)
Ein Sprichwort sagt: Wenn keiner schläft und alles lacht, war das Theater gut gemacht. Und damit sind wir bei einem Theatermacher, welcher nicht nur gutes, sondern großartiges Theater macht: Michael SCHILHAN.
Unser Preisträger wurde in Judenburg geboren und wuchs in Wartberg im Mürztal auf. Nach Kulturmanagement-Studien an der Universität Linz, Schauspielausbildung in Salzburg und Studienaufenthalten in Moskau folgten an die 70 Inszenierungen im Schauspiel und Musiktheater: z.b. im „steirischen herbst“, Volkstheater und Volksoper Wien, Salzburger Landestheater, Festspielhaus St. Pölten, Klagenfurter Ensemble, Oper Graz, Internationales Haydn Festival in Eisenstadt u.v.m.
1997 gewann SCHILHAN den Publikumspreis und den Förderungspreis des „Internationalen Wettbewerbs“ des Wagner Forums Graz, dem er noch heute eng verbunden ist: als Stipendiatenreferent und Vorstandmitglied. Zum 170. Geburtstag von Peter Rosegger inszenierte Michael SCHILHAN das Stück „Jakob der Letze“ inmitten der Naturkulisse des Rosegger-Geburtshauses. Neben der Regiearbeit führte ihn seine Vortragstätigkeit bis nach Japan und China.
Michael SCHILHAN ist geschäftsführender Intendant. des Jugendtheaters Next Liberty. In einem Interview antwortete Schilhan auf die Frage: Welches Tier möchten Sie sein? Ich wäre am liebsten ein Bartgeier, der mit einer Spannweite von drei Metern über den hohen Tauern segelt. Wir freuen uns, dass mit dem Davonfliegen nichts wird, denn soeben wurde sein Vertrag bis 2022 verlängert. Ihm ist es gelungen, das Next Liberty als steirische Kulturqualitätsmarke zu etablieren, die auch im Ausland beachtet wird. Die Zuschauerzahl hat sich seit 2001 verdoppelt und liegt bei rund 70.000 jährlich, die Abonnentenzahlen wachsen stetig und die Zuschauerbefragungen zeigen Top-Werte. Mit über 300 Vorstellungen und 400 pädagogischen Veranstaltungen werden ungewohnte Perspektiven eingenommen, bewährte Standpunkte hinterfragt und Geschichten neu erzählt. Man gastiert mit grandiosem Erfolg in anderen Bundesländern und in Südtirol. Gerade erst wurde ein weiterer Erfolg gefeiert. Bei der Preisverleihung des Deutschen Musical Theater Preises in Berlin erhielten Peter Lund (Bestes Buch) und Christof Messer (Bester Darsteller) zwei der begehrten Trophäen für das Next Liberty Familienmusical „GRIMM! Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“.Mit dem Musical „Emil und die Detektive“ bahnt sich nun ein weiterer Publikumshit an. Ich sehe in diesem Raum nur Junggebliebene und Junge: Deshalb ein heißer Tipp: Sichern sie sich Karten!
Für Michael SCHILHAN ist auch die Entwicklung innovativer Musik- und Kunstvermittlungsangebote großes Anliegen. Bei Spielclubs, Workshops und im Austausch mit Schulen können sich Interessierte mit den Stücken auseinandersetzen. Wenn man SCHILHAN nicht im Theater trifft, dann ist er auf „Inspektion“, wie er den wöchentlichen Spaziergang durch Graz nennt. Er meint von dieser Stadt: Sie ist gemütlicher als Wien. Als Theatermacher schätzt er das kulturelle Klima und die Nähe zum Publikum. SCHILHAN ist Vater zweier erwachsener Töchter. Sowohl in der Arbeit als auch privat bildet SCHILHAN mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Alexia Redl ein kongeniales Paar. Total abschalten kann er beim Rennradfahren, mit besonderer Liebe zum Bergauffahren. Dass es auch in der steirischen Kultur erfolgreich bergauf gehen kann, hat er bewiesen. Als Anerkennung aber auch als Ansporn für weitere Gipfelsiege steht nun der Josef-Krainer-Heimatpreis.