Josef Krainer-Heimatpreise 2014
Wolfram BERGER (Schauspiel)
FELDKIRCHNER PASSIONSSPIELE (Kultur)
Mag. Maryla HERMANN (Sozialaktivitäten)
Hubert NEUPER (Sport)
Josef und Ulrike ZOTTER (Wirtschaft)
Gertrud ZWICKER (Sozialaktivitäten)
Hinten: LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, Obmann Gerald Schöpfer, Josef Zotter, Hubert Neuper, Christoph Scharl/Hans-Jürgen Weitschacher/Erich Gosch (Feldkirchner Passionsspiele). Vorne: Ulrike Zotter, Maryla Hermann, LH a.D. Josef Krainer, Gertrud Zwicker, Dorli Jauferr
© Foto: Scheriau
Josef Krainer-Heimatpreise 2014
Wolfram BERGER
Schauspiel – ihn zeichnet vor allem eines aus: Vielseitigkeit
Schon ein kurzer Blick auf den Lebenslauf des im Jahr 1945 in Graz geborenen Schauspielers Wolfram Berger zeigt – den Wahlschweizer mit steirischen Wurzeln zeichnet vor allem eines aus: Vielseitigkeit. Der Schauspieler, Sänger, Kabarettist, Entertainer, Wortjoungleur, Regisseur und Produzent wurde für sein facettenreiches künstlerisches Schaffen bereits vielfach ausgezeichnet. 1997 erhielt er den „Salzburger Stier“, 2001 ehrte ihn der ORF als „Schauspieler des Jahres im Hörspiel“, 2004 bekam er den „Nestroy Preis“ und im Jahre 2011 wurde ihm schließlich das „Große Ehrenzeichen des Landes Steiermark“verliehen.
Mit dem Josef Krainer-Heimatpreis sollen nicht nur Bergers bisherige Leistungen gewürdigt werden, vielmehr soll die Auszeichnung dem Ausnahmekünstler auch Ansporn zu weiteren authentisch-glänzenden Höhenflügen sein.
FELDKIRCHNER PASSIONSSPIELE
Kultur – Laienschauspiel auf Topniveau
Das traditionelle Feldkirchner Passionsspiel wurde im Jahr 1973 auf Initiative des Pfarrers Monsignore Josef Gschanes gegründet und stellt seit 1980 im Dreijahresrhythmus das Leben, Leiden und Sterben Jesus Christi szenisch dar. Seit der Gründung wohnten bereits 30.000 Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland den Passionsspielen bei. Im Mittelpunkt steht dabei die Verbindung zwischen dem Bibelwort der vier Evangelisten mit der kritischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Themen. Die Feldkirchner Passionsspiele wurden bereits im Jahr 2000 von Waltraud Klasnic mit der Humanitas-Medaille ausgezeichnet.
Der Josef Krainer-Heimatpreis erkennt das unermüdliche Engagement einer beeindruckenden Riege an Freiwilligen an, die diese jahrzehntelange Tradition immer wieder auf’s Neue hochleben lassen.
Mag. Maryla HERMANN
Sozialaktivitäten – Wenn jemand hilft, dann sie
Die gebürtige Polin ist seit 1981 österreichische Staatsbürgerin. Seit nunmehr 32 Jahren ist Mag. Hermann im Ausbildungszentrum des Landes Steiermark als Sporttherapeutin tätig. Ebenso lange dauert Hermanns ehrenamtliches Engagement für sozial benachteiligte und . behinderte Kinder und Jugendliche, vorwiegend aus ost- und südosteuropäischen Ländern an. Seit 1989 organisiert und leitet die polnische Steirerin die „Internationale Integrationswoche“, die es auch anlässlich des heurigen 25-jährigen Jubiläums wieder 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unterschiedlicher sozialer Herkunft ermöglichte, eine unbeschwerte Woche voller sportlicher und spielerischer Aktivitäten in der Steiermark zu verbringen. Für ihre Verdienste verlieh das Land Steiermark Hermann im Jahr 2010 das Goldene Ehrenzeichen, 2012 wurde sie bei den Woman Awards (Kategorie: „Wir engagieren uns sozial!“) österreichweit mit dem dritten Platz ausgezeichnet.
Mit der Verleihung des Josef Krainer-Preises wird Mag. Maryla Hermanns jahrzehntelanges soziales Engagement und ihr immenser persönlicher Einsatz gewürdigt.
Hubert NEUPER
Sport – das Schifliegen am Kulm trägt (s)einen Namen
Hubert Neuper, einer der erfolgreichsten österreichischen Skisportler, prägt der Wintersport bereits von klein auf. Im Alter von 16 Jahren wurde Neuper im Jahre 1976 Mitglied der Österreichischen Skisprung-Nationalmannschaft. Bereits drei Jahre später gewann Neuper den allerersten Skisprung-Gesamtweltcup der Geschichte, sprang bei den Olympischen Spielen 1980 zu Olympia-Silber sowie 1982 in Oslo zu Weltmeisterschafts-Silber und konnte zudem zweimal in Folge die Vierschanzentournee für sich entscheiden. Heute betreibt der gebürtige Bad Ausseer eine Skischule, einen Skiverleih und die Aprés Ski Bar „Spring In“ in Bad Mitterndorf. Seit über 20 Jahren organisiert Neuper überdies das Skifliegen am Kulm – einen internationalen Höhepunkt der Skiflug-Weltcupsaison – und veranstaltete in den vergangenen Jahren zahlreiche erfolgreiche und innovative Sportevents. Im Jahre 1996 wurde Hubert Neuper das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.
Der Josef Krainer-Heimatpreis würdigt Neupers Lebenswerk und zeichnet ihn für seine zahlreichen Verdienste rund um den steirischen Sport aus.
Josef und Ulrike ZOTTER
Wirtschaft – nicht nur Schokolade, sondern eine komplette Marke
Nachdem Josef und Ulrike Zotter bereits im Jahr 1990 mit der der Kreation ungewöhnlicher Schokoladevariationen begannen und durch die Herstellung ihrer handgeschöpften, kunstvoll verpackten Schokolade schon früh regionalen Ruhm erwarben, eröffnete das Ehepaar 1999 am elterlichen Hof die Zotter Schokoladenmanufaktur. Nach Fairtrade-Richtlinien und unter ausschließlicher Verwendung biologischer Zutaten produziert das Familienunternehmen jährlich rund 800 Tonnen Schokolade. Zotter engagiert sich zudem für Entwicklungshilfeprojekte und lebt damit „nachhaltiges Wirtschaften“ tatsächlich. Verliehene Preise wie zB der Trigos-Preis für soziale Verantwortung des Landes Steiermark, dem Publikumspreis der Austrian Leading Companies oder der Kennedy-Award für die „Most Creative Chocolate Company“ sprechen für die Innovationskraft des steirischen Vorzeigeunternehmens.
Sich einbringen, verändern, Leben und Arbeit neu denken – dies leben Josef und Ulrike ZOTTER mit ihren Ideen und Überzeugungen in beeindruckender Weise vor und tun das auch weiterhin. In Würdigung dessen wird ihnen der Josef Krainer-Heimatpreis verliehen.
Gertrud ZWICKER
Sozialaktivitäten – (Volks-)Kultur und soziales Ehrenamt in Personalunion
Die Musikpädagogin und Chorleiterin war von 1975 bis 2004 an der Pädagogischen Akademie der Diözese Graz-Seckau tätig und hatte über viele Jahre einen Lehrauftrag für Kinder- und Jugendchor bzw. Kinder- und Jugendstimmbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Ihre künstlerischen Aktivitäten gehen jedoch weit über das schulische und akademische Engagement hinaus: Als Gründerin des Jugendchors Rein gewann sie mit diesem zahlreiche Chorwettbewerbe und rief außerdem die steirischen Jugendsing- und Musizierwochen in Admont ins Leben. Im Jahr 2004 erhielt Zwicker die Viktor Zack-Medaille sowie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Steiermark. Ehrenamtlich unterstützt Zwicker mit viel Energie und großem Einsatz das Kriseninterventionsteam der Landeswarnzentrale Steiermark und leitet seit Jahresbeginn das Team der „Gesundheits- & Sozialen Dienste“ des Roten Kreuzes Gratkorn.
Als aufrichtiges Zeichen der Würdigung ihrer vielfältigen und ehrenamtlichen Tätigkeiten wird Zwicker der Josef Krainer-Heimatpreis verliehen.
Ansprache des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Namens des „Steirischen Gedenkwerkes – Josef-Krainer“ darf ich Sie alle sehr herzlich zur Verleihung der Josef Krainer-Heimatpreise begrüßen.
Ein besonderer Willkommensgruß gilt natürlich allen Preisträgerinnern und Preisträgern: Sie sind die Stars des heutigen Nachmittags. Ein herzlicher Gruß aber auch allen Verwandten, Freunden, Wegbegleitern und den vielen Fans der Preisträger. So lassen Sie mich Ihnen allen dafür danken, dass sie sich trotz der schon aufkommenden Vorweihnachtshektik Zeit genommen haben, um unseren Preisträgerinnen und Preisträgern ihre Reverenz zu erweisen.
Wir freuen uns über die zahlreichen Ehrengäste.
Die Preise, die nun an überaus verdiente Persönlichkeiten vergeben werden tragen einen besonderen Namen. Nämlich jenen des unvergessenen Josef Krainer Senior, welcher unser Land durch 23 Jahre als Landeshauptmann prägte. Sein Wirken ist mit den Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahren eng verbunden. Er prägte das politische Klima, war eine Gallionsfigur der steirischen Eigenart, er bewahrte sich auch in den Höhen der Politik seinen bodenständigen Humor, liebte klare Worte und ein offenes zukunftsgerichtetes Denken.
Neben den Wissenschaftspreisen, die immer rund um den Landesfeiertag vergeben werden, kommt den heutigen Heimatpreisen eine ganz besondere Bedeutung zu.
An dieser Stelle darf sehr herzlich all jenen danken, die an der Vorbereitung der Preisverleihungen mitwirkten. Dies war der Vorstand des Steirischen Gedenkwerkes, welcher die Auswahl der zu Ehrenden traf, ferner Geschäftsführer Dr. Klaus Poier, Finanzreferent Dr. Karl Maitz und Mag. Klaus Kleinberger
In Rahmen der Preisverleihungen werden außergewöhnliche Leistungen vorgestellt, die eine große Spannweite umfassen. Sie werden sehen: wir ehren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die aber einen gemeinsamen Nenner haben: Sie erbringen exzellente Leistungen für unser Land.
Vielleicht wird Sie dieser Nachmittag in eine adventliche Gelassenheit und Fröhlichkeit einstimmen, weil es im rauen Alltag nicht immer bewusst wird, wie viel Positives es in unserem Land gibt, für das wir heute ein schlichtes Danke sagen. Wir haben also eine gute Zeit vor uns.
Bekanntlich besteht das Geheimnis der lähmenden Langeweile darin, unbedingt alles erzählen zu wollen. Sie alle sollen aber die nun anbrechende Feierstunde gut überstehen, deshalb bitte ich um Verständnis, dass die Laudationes nur völlig unvollkommene und summarische Befunde sein können. Wenn Sie also einen der Preisträger bzw. Preisträgerinnen besonders gut kennen, dann wird Ihnen sicher auffallen, was alles nicht erwähnt wurde. Und das ist gut so, denn so haben Sie ausreichenden Gesprächsstoff für das anschließende Buffet.
Wir beginnen mit Frau Gertrud ZWICKER
Yehudi Menuhin sagte: „Gesang ist die eigentliche Muttersprache des Menschen.“
Frau Zwicker liebt ganz besonders den gemeinschaftlichen Gesang im Chor, denn wie heißt es so schön über die Vielfalt der Stimmlagen: Ohne Sopran kein Elan, ohne Alt kein Halt, ohne Tenor kein Chor, ohne Bass kein Spaß!
Gertrud ZWICKER wuchs in Hall bei Admont auf. Sie maturierte in Judenburg, legte Lehramtsprüfungen für Volks- und Hauptschulen ab. Die Musik hat es ihr besonders angetan und sie nahm Instrumentalunterricht an der Musikschule Knittelfeld und studierte an der Grazer Musikhochschule Berufschorgesang. Ferner absolvierte sie viele Kurse für Chorleitung und Stimmbildung. Bereits seit dem 15. Lebensjahr ist Gertrud ZWICKER als Chorleiterin tätig. Sie war Lehrerin und Fachkoordinatorin an der von ihr initiierten Musikhauptschule Gratwein und Leiterin von zahlreichen Schul-Chören. Aus der Ehe mit Karl Zwicker stammen ihre beiden Kinder, die sie schon früh für Musik begeisterte. Tochter Eva studierte Querflöte und legte das Konzertfachdiplom ab, Sohn Jörg verschrieb sich dem Violoncello, er hat ebenfalls das Konzertfachdiplom und ist Leiter verschiedener Barockensembles.
Frau Zwicker lehrte auch an der Pädagogischen Akademie der Diözese Graz-Seckau und an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Sie gründete und leitete durch 15 Jahre den Jugendchor Rein, der viele europäische Chorwettbewerbe gewann. Sie war Gründerin und Leiterin der steirischen Jugendsing- und Musizierwochen in Admont und war als Musik-Dozentin auch im Ausland überaus gefragt.
Nach ihrer Pensionierung kehrte bei Gertrud ZWICKER nicht wirklich der Ruhestand ein – ganz im Gegenteil. Bis vor zwei Jahren war sie Vorsitzende des Musikausschusses im Steirischen Sängerbund, sie war Jurorin bei vielen internationalen Chorwettbewerben und war Initiatorin und Leiterin des Projekts „Das Volkslied in neuem Kleid“. Hervorzuheben ist auch das von ihr gegründete Festival „Styria Cantat“ und das „Forum für Neue Chormusik – Styria Cantat“. Für Februar 2015 organisiert sie das Preisträgerkonzert von Styria Cantat VII, bei dem die Ergebnisse eines internationalen Kompositionswettbewerbs präsentiert werden.
Die politisch und kulturell interessierte Steirerin engagiert sich auch im Vorstand der katholischen Lehrer-und Erziehergemeinschaft und im Kuratorium des Universalmuseums Joanneum.
Im Leben von Frau Zwicker gibt es aber auch ein reiches Engagement in Punkto Nächstenliebe. Peter Rosegger meinte: „Die Liebe zur ganzen Menschheit kostet gewöhnlich nichts als eine Phrase. Die Liebe zum Nächsten fordert Opfer.“
Diese Opfer erbringt Frau Zwicker. Mit Energie widmet sie sich Menschen, die Hilfe brauchen. Sie ließ sich für das Kriseninterventionsteam ausbilden; eine ehrenamtlich Tätigkeit in der sie nun oft einen Bereitschaftsdienst von 12 Stunden ausübt, um Menschen nach Schicksalsschlägen zu betreuen. Sie ist auch ausgebildete Rettungssanitäterin und war für das Rote Kreuz in Gratkorn in über 2000 Stunden in Rettungseinsätzen tätig. Seit Jahresbeginn leitet sie die „Gesundheits- & Sozialen Dienste“ des Roten Kreuzes Gratkorn. Übrigens. Im Roten Kreuz ist überall dort, wo ehrenamtlich draufsteht, auch tatsächlich ehrenamtlich drinnen, das heißt es gibt keinerlei Honorar oder pauschalierte Aufwandsentschädigung.
Gilbert Keith Chesterton meinte einmal: „Gutsein ist ein weit gewaltigeres Abenteuer als eine Weltumseglung“. In diesem Sinne dürfen wir noch viele weitere Abenteuer wünschen und überreichen nun den verdienten Josef Krainer-Heimatpreis.
Josef und Ulrike ZOTTER (Wirtschaft)
Schokolade ist Glück, das man essen kann. Und andere sagen: Schokolade ist Trost ohne Worte. Und wenn sie in diesen Tagen, wo sich Krampus und Nikolaus bereits ihre Kostüme aus der Mottenkiste holen, auf einer Schokoladenschleife lesen: „Für Schlingel“ oder „Für Brave“, dann haben sie besonderes Glück. Denn da haben sie einen Klassiker der Zotter-Schokoladenmanufaktur in Händen. Hinter dem erfolgreichen Unternehmen steht ein unzertrennbares Zweiergespann: das Ehepaar Josef und Ulrike ZOTTER.
Josef ZOTTER wurde in Feldbach geboren. Nach der Ausbildung war er am Arlberg als Küchenchef. Dann wechselte er ins Hilton nach Wien zu Sternekoch Werner Matt. Diese Zeit war prägend: Er lernte seine Ulrike kennen und neben der fachlichen Kreativität formte sich auch sein soziales Gewissen. Gemeinsam demonstrierte man in der Hainburger Au. Ulrike ZOTTER wuchs in Niederösterreich auf und maturierte an der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe in Wien.
Nach der Hochzeit beschloss das Ehepaar Zotter in Graz ein Kaffeehaus zu eröffnen. Mit ungewöhnlichen Kreationen expandierte man schnell. Zugleich begann Josef ZOTTER mit der Produktion der heute so berühmten handgeschöpften Schokolade. In der Verschmelzung von Schokolade und Kunst kam es zur unverkennbaren Linie. Doch die Entwicklung ging zu rasant und es kam zur Insolvenz. Dies war eine prägende Lebenserfahrung und führte zur Entscheidung „entweder Schokolade oder Konditorei“. So wurde am elterlichen Hof in Bergl/Riegersburg die Schokoladenmanufaktur gestartet. Die Nachfrage war ausgezeichnet. Es wurde ausgebaut und auf „Fairtrade“ umgestellt. Man engagierte sich auch für Entwicklungshilfe. Nachhaltiges Wirtschaften ist kein Schlagwort – es wird gelebt. Seine Ansichten veröffentlichte Josef ZOTTER u. a. in der Biografie „Kopfstand mit frischen Fischen. Mein Weg aus der Krise“. Zotter gilt auch an der Harvard University als Vorzeigebeispiel für Entrepreneurship. Josef Zotter sorgt für die Kreativität und Ulrike ZOTTER für die erfolgreiche Organisation.
Im Schoko-Laden-Theater kann man die wunderbare Wandlung der Kakaobohne zur Schokolade live verfolgen. Dies lassen sich jährlich rund 265.000 Besucher nicht entgehen. Vor 3 Jahren wurde der „Essbare Tiergarten“ eröffnet. Nach dem Motto „Schau deinem Essen in die Augen“ wird zum Umdenken angeregt: Weg von der Massentierhaltung und zum Respekt vor Leben, Umwelt und Tier. Mit eigener Energiegewinnung und eigener Trinkwasserquelle ist man weitgehend autark.
Für den Autor Georg Bernardini ist Zotter „mit Abstand das innovativste Unternehmen in der Schokoladenbranche.“ Heute werden jährlich 400 Tonnen Kakao zu 800 Tonnen Schokolade verarbeitet. In Bergl sind 160 Mitarbeiter beschäftigt. Nun eröffnete ZOTTER in Shanghai ein 2. Schoko-Laden-Theater, das von der Tochter Julia geleitet wird. Das Tochterunternehmen (im wahrsten Sinne des Wortes) beschäftigt bereits mehr als 50 Mitarbeiterinnen. Auch Sohn Michael ist im Familienbetrieb tätig und die 9-jährige Valerie betreut Tiere im Streichelzoo und ist für das Eiersammeln verantwortlich. ZOTTER ist heute als erfolgreiches Unternehmen aus der Steiermark nicht mehr wegzudenken. Der Name steht für biologische Produktion, fairen Handel und bewussten Umgang mit Ressourcen. Es geht aber auch darum, eigene Ideen und Überzeugungen in beeindruckender Weise vorzuleben. In Würdigung dieser Leistungen wird nun der Josef Krainer-Heimatpreis verliehen.
Hubert NEUPER (Sport)
Hubert Neuper wollte schon immer hoch hinaus. Der erfolgreiche Skispringer, geboren in Bad Aussee, lebt in Bad Mitterndorf. Bereits von klein auf prägte ihn der Wintersport. Sein Vater hatte eine Schischule. Hubert stand bereits mit 4 Jahren auf Skiern und baute sich kleine Schanzen. Mit 15 wollte er höher hinaus und begann hart zu trainieren. Bald wurde er Mitglied der Österreichischen Nationalmannschaft und es stellten sich erste Erfolge ein. 1979/80 wurde er der allererste Skisprung-Gesamtweltcupsieger. Dann gewann er die Silbermedaille bei der Olympiade in Lake Placid und 2 Jahre später WM-Silber in Oslo. Neuper siegte zudem 2mal in Folge bei der Vierschanzentournee. Er sprang 25 Mal unter die Top 3. 1985 bestritt er sein letztes Weltcupspringen.
Er wollte aber weiter hoch in die Luft – so machte er den Pilotenschein und arbeitete als Flugpilot. Er absolvierte auch die Skilehrer-Ausbildung und übernahm die Führung in der Skischule Neuper & Team. Das ist übrigens die einzige Skischule im Ausseerland, bei der man auch Skispringen lernen kann. Dann avancierte Hubert Neuper zum Sport- und Eventmanager. Seit mehr als 20 Jahren organisiert er das Skifliegen am Kulm – ein Höhepunkt der Weltcupsaison. 1996 und 2006 wurden dort auch die Skiflug-Weltmeisterschaften ausgetragen. Der auch als „Mister Kulm“ bezeichnete Steirer ging schon immer neue Wege. Er schaffte es u.a. ein Skispringen am Wiener Heldenplatz zu organisieren und ein ähnliches Event fand sogar mitten in New York statt.
Seither gilt er als Fixgröße in der Organisation von Sportgroßveranstaltungen. Einige Jahre war Neuper Geschäftsführer der Österreichischen Sporthilfe.
Nach vielen Höhenflügen kam es für die Skisprunglegende zu einer unsanften Landung: 2003 machte ihm ein Burn-out zu schaffen und er zog sich für Monate zurück. Er geht damit in seiner Autobiografie „Flatline“ offen um und sieht im Überwinden dieser Krise eine der wichtigsten Lebenserfahrungen. Wörtliches Zitat: „Mein Leben ist jetzt besser. Ich bin in meiner inneren Mitte angekommen.“ Besonders beigestanden ist ihm seine Frau Claudia. Heuer gibt es die „Perlenhochzeit“. Wie er selbst sagt, ist sie „der wirkliche Star in seinem Leben“. Es gibt 2 Töchter.
Heuer wagte der Skisprung-Star, nach langer Sportabstinenz, einen Neustart in ganz anderem Metier. Bei der ORF-Tanzshow „Dancing Stars“ schaffte er mit der Profi-Tanzpartnerin Kathrin Menzinger in seiner sympathischen Art den hervorragenden 3. Platz, und das trotz eines im Training zugezogenen doppelten Bänderrisses, der später operiert werden musste. Übrigens: Soeben begann die Ballsaison und da darf ich jenen Männern, die dem Tanzen abgeneigt sind, eine plausible Ausrede anbieten. Lieber Hubert, Du hast den Beweis erbracht: Tanzen ist weit gefährlicher als das Skispringen.
Neben der Skischule und der Aprés Ski-Bar „Spring In“ in Bad Mitterndorf ist er bei Vorträgen und Seminaren aktiv. Ein Fixpunkt ist immer das Skifliegen am Kulm. 2015 wird der Skiflug-Weltcup wieder zigtausende Fans anlocken. Das ist gleichsam die Generalprobe für die Skiflug-WM 2016 und da wird die neue Skiflugschanze eröffnet. Als Chef des Organisationskomitees betreut Hubert Neuper den Umbau, durch den Flugweiten von 240 Meter möglich sind. Hubert Neuper ist Kopf und Herz dieser Großveranstaltung. Er meinte: „Man soll ruhig einen Vogel haben, man soll inspiriert und begeistert sein.“ Wir teilen diese Begeisterung und dürfen den großen Skispringer mit dem Josef Krainer-Heimatpreis zu neuen Höhenflügen ermutigen.
Mag. Maryla HERMANN (Sozialaktivitäten)
Maryla Marianna HERMANN ist gebürtige Polin. Sie studierte in Wroclaw Psychologie und Bewegungswissenschaften. Seit 1981 ist sie Österreicherin. Sie ist mit Dr. Nikolaus Hermann, dem verdienstvollen langjährigen Tourismushofrat der Steiermärkischen Landesregierung und Honorarkonsul der Republik Kroatien, verheiratet. Das Ehepaar hat einen erwachsenen Sohn.
Frau Mag. HERMANN ist im Ausbildungszentrum des Landes Steiermark in Andritz als Sporttherapeutin tätig. Schon früh begann sie, ehrenamtlich in Flüchtlingsheimen zu helfen. Sie war auch für Special Olympics tätig und ist Lektorin am Institut für Sportwissenschaft der Karl-Franzens-Universität. Neben dem Brotberuf organisiert sie seit 25 Jahren die jährliche „Internationale Integrationswoche“. 1989 fanden die ersten von ihr initiierten Integrationstage statt. Seitdem sind die Integrationstage eine Großveranstaltung internationalen Formats geworden. Veranstalter sind das Institut für Sportwissenschaften und das Landes-Ausbildungszentrum. Maryla HERMANN ist die leitende Organisatorin. Es geht es um das körperliche und seelische Wohl von benachteiligten Jugendlichen, vorwiegend aus Ost- und Südosteuropa. Die Idee war, die Vorteile österreichischer Lebensqualität mit jenen zu teilen, die es schwerer haben. Sie bot mit ihrem Engagement bereits mehr als 7000 Kindern und Jugendlichen die Chance einer unbeschwerten Woche voller Aktivitäten in der Steiermark. Auch heuer bekamen wieder rund 350 junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus zehn Nationen diese Gelegenheit – mehr als die Hälfte kam aus dem Ausland. Gemeinsames Spielen und Sport sind das Verbindende – über alle Religionen oder Sprachbarrieren hinweg; dabei ist ein Hauptziel die gesellschaftliche Integration und der Abbau von Berührungsängsten. Zum Programm zählten u.a. Ausflüge zum Lipizzanergestüt Piber oder zur Lurgrotte, ein Thermentag in Loiperdorf, ein Erlebnistag in der Hackher-Kasterne sowie Besuche der Riegersburg und der Schokoladenmanufaktur Zotter. Unterstützer sind das Land Steiermark, das Bundesheer, der ORF und die Steiermärkische Sparkasse. Neben Maryla HERMANN und ihrem Sohn, der seit Jahren bei der Organisation hilft, stellen sich viele Schüler und Studenten in den Dienst der guten Sache.
Anlässlich des 25jährigen Jubiläums gab es bei der Internationalen Integrationswoche einen Empfang in der Aula der Alten Universität. „Die strahlenden Augen der Kinder zeigen, dass die Hilfe genau dort ankommt, wo sie hingehört.“
Neben der Integrationswoche liegen Frau Mag. HERMANN die hilflosen, schwerkranken Kinder und alten Menschen im Kosovo am Herzen. Seit 13 Jahren versorgt sie mit Unterstützung österreichischer KFOR-Soldaten die Bedürftigen in dem ehemaligen Kriegsgebiet mit Lebensmitteln. Viele Kinder brachte sie zur medizinischen Versorgung nach Österreich. Die dramatischen Auseinandersetzungen am Balkan haben viele Unschuldige getroffen und Kinder wurden durch Minen verstümmelt. So schrecklich es klingt: funktionierende und passende Prothesen können ein großes Geschenk für die Lebensbewältigung sein.
Der italienische Priester und Sozialpädagoge Don Bosco sagte über benachteiligte Kinder: „Diese Kinder sind Edelsteine, die auf der Straße liegen. Sie müssen nur aufgehoben werden, und schon leuchten sie.“ Frau Hermann hat viele zum Leuchten gebracht. Für jahrzehntelanges soziales Engagement und den immensen persönlichen Einsatz gebührt ihr der größte Respekt, aber auch der Josef Krainer-Heimatpreis, den wir nun überreichen.
FELDKIRCHNER PASSIONSSPIELE (Kultur)
Wenn die Männer im Ort den Rasierapparat zur Seite legen und die Bärte wild wachsen lassen, dann ist in Feldkirchen bei Graz wieder Zeit für die traditionellen Passionsspiele. Die FELDKIRCHNER PASSIONSSPIELE gehen auf Monsignore Josef Gschanes zurück, der vor 4 Jahrzehnten die Pfarrjugend ermutigte, das Leben, Leiden und Sterben Christi szenisch darzustellen. 1980 wurde der Verein „Schauspielgruppe Feldkirchen. gegründet“ Die Passionsspiele wurden aufwändiger und professioneller und man ging zum 3-Jahresrhythmus über. Seit 1985 gibt es auch das „Feldkirchner Herbsttheater“, das niveauvoll Boulevardkomödien zeigt. Schauspiel hat mit Wandlungsfähigkeit zu tun und da kann es schon passieren, dass ein tragischer Passionsmime den Bart ablegt und im Herbsttheater zu Charlys Tante mutiert. Es entstanden auch ein „Kinder- und ein Jugendtheater“.
Zwei hervorragende Regisseure sorgen für hohes Niveau. Erich Gosch leistete Regiearbeit im Kinder- und Herbsttheater. Er wirkte auch in der Produktionsleitung der Passionsspiele mit und stand dem Verein lange als Präsident vor.
Besondere Verdienste hat Dr. Hans-Jürgen Weitschacher. Er führte durch 33 Jahre bis 2014 bei insgesamt 12 Produktionen mit 134 Aufführungen die Regie. Stichwortgeber – in einer zeitgemäßen Form – waren ihm zum einen immer das Bibelwort der vier Evangelisten. Es sind auch die Zwischentexte hervorzuheben, die jede Saison neu gestaltet werden. Heuer wurde ein erschütterndes Thema aufgegriffen: Ostern 1945 und der Todesmarsch ungarischer Juden, Roma und Sinti. Damit soll die auch aktuelle Bedeutung veranschaulicht werden. „Jedes Passionsspiel ist ein Versuch, den großen zeitlichen Bogen von 2000 Jahren zu überbrücken (…) und den Prozess des Vergessens zu unterbrechen“, so Bischof Dr. Egon Kapellari bei der Eröffnung der FELDKIRCHNER PASSIONSSPIELE. Seit der Gründung konnten mehr als 30.000 begeisterte Besucher aus dem In- und Ausland begrüßt werden. Da der Pfarrsaal nur ca. 240 Zuseher fasst, haben die Spiele einen fast familiären Charakter. Es besteht keine Distanz zwischen Zuschauern und Bühne, man ist mitten im Geschehen. Alle Darsteller kommen aus der Pfarre und strahlen hohe Authentizität aus. Sie proben durch 6 Monate. Sie machen alles selbst: Musik, Kostüme, Requisiten, Bühnenbild. Viele Darsteller und ihre Familien, bis zum 88-jährigen Großvater, sind schon lange dabei und spielten die verschiedensten Rollen und das zu 100% ehrenamtlich. Der Erlös wird karitativen Einrichtungen gespendet.
Auch in der heurigen Fastenzeit füllten wieder mehr als 150 Laienschauspieler und Sänger sowie Bühnenarbeiter, Licht- und Tontechniker den Pfarrsaal mit Leben. Einen wesentlichen Part übernahm Christoph Scharl: Er spielte den Jesus von Nazareth. Er übernahm aber noch eine weitere Hauptrolle: seit kurzer Zeit ist er Präsident der Schauspielgruppe, nachdem Ehrenpräsident Erich Gosch nun die Bühne wechselte und das Bürgermeisteramt in Feldkirchen übernahm. Schauspielerfahrung kann sicher auch in der Politik nicht schaden, vor allem im Fach Boulevard.
Das Kernstück der Theatergruppe sind die PASSIONSSPIELE.
Für das großartige und unermüdliche ehrenamtliche Engagement aller Mitwirkenden, welche die in der Steiermark bis ins Mittelalter zurückreichende Tradition der Passionsspiele wieder aufleben ließen, dürfen wir nun den Josef Krainer-Heimatpreis überreichen.
Wolfram BERGER (Schauspiel)
Mit unserem ersten Preisträger tauchen wir in die wunderbare Welt des Schauspiels ein.
Wolfram BERGER ist ein faszinierendes Multitalent. Der Tagesanzeiger Zürich schrieb: „in eine Schublade passt er nicht rein, dafür ist er zu vielseitig. In eine leicht sperrige Kommode vielleicht, ohne Deckel, eine mit verwirrend vielen Fächern.“ Ein Wiener Magazin meinte: „Wolfram Bergers Auftritte sind funkensprühende Glanzleistungen“. Für die Kleine Zeitung ist er das „vitalste und bunteste Chamäleon der heimischen Theaterszene.“
Wolfram Berger wirkt als Schauspieler, Sänger, Kabarettist, Entertainer, Wortjongleur, Regisseur und Produzent. Er lebt in Basel und in Wien, natürlich unweit vom Naschmarkt, wie es sich für einen Genussmenschen geziemt. Doch sein Geburtsort ist Graz: Hier wuchs er, gemeinsam mit den Brüdern Helmut und Roland, auf und durchlief „mit Tarnen und Täuschen“ die Schulzeit – wie er es selbst charmant umschreibt.
Er absolvierte die Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz und kam ans Grazer Schauspielhaus. Dort spielte er u.a. die Hauptrolle in Handkes „Kaspar“ und in Horvaths „Zur schönen Aussicht“. Prägende Nächte erfuhr er auch im Forum Stadtpark und im Theatercafé. Dann zog es Wolfram BERGER nach Basel und schließlich nach Zürich. Später ging es zu Claus Peymann und Hermann Beil nach Stuttgart und Bochum. Trotz Bilderbuchkarriere wurde ihm die Theaterwelt zu eng und er sagte sich von festen Engagements los und pendelt fortan völlig frei zwischen Film, Funk, Fernsehen und eigenen musikalisch-satirisch-poetischen Theaterträumen.
Wolfram BERGER wirkte in vielen Filmproduktionen mit, war auch Regisseur sowie Lehrender an der Schauspielakademie Zürich. Er verkörperte den Schweizer TV-„Eurocop“ und spielte in Serien wie „Tatort“, „Ein Fall für Zwei“, SOKO Donau oder „Der Bulle von Tölz“. Er war in den Trautmann-Krimis und in 15 Kinofilmen zu sehen. Er ist auch mit dem Rundfunk eng verbunden, wo sich seine markante Stimme größer Beliebtheit erfreut. Es ist auch ein echtes Sprachgenie: Sein Schwyzerdütsch klingt authentischer, als wenn es ein Schweizer es spräche. 2001 wurde er vom ORF als „Schauspieler des Jahres im Hörspiel“ geehrt. Einst wurde Ernst Meister als die „Stimme Österreichs“ apostrophiert. Wolfram Berger ist ein würdiger Nachfolger. Er erhielt den „Salzburger Stier“, einen „Nestroy-Preis“ und das „Große Ehrenzeichen des Landes Steiermark“. Auch seine Brüder sind vom „Filmvirus“ infiziert. Helmut Berger ist Schauspieler, Regisseur und Autor. Roland Berger ist Regisseur und produzierte mit seiner Frau Ulrike u.a. den beeindruckenden Film „Auf den Spuren des steirischen Panthers“. Der 2. Teil entsteht und wird u.a. das Wirken Josef Krainers sen. darstellen.
Wolfram BERGER ist auch in der sogenannten Kleinkunst ein ganz Großer. Wer seine Homepage anklickt, ist von seiner Vitalität und Omnipräsenz beeindruckt. Erst vor wenigen Tagen war er in New York mit einer Hommage an Hermann Leopoldi zu sehen. Das Programm „Engel im Kopf“ mit Markus Schirmer oder „Jandln – jazz me if you can“ oder „Ringelnatz“ mit Jürg Kienberger sind ebenso beliebt, wie seine Advent-Events. Wolfram Berger switcht nicht nur zwischen Ländern und Orten, sondern auch zwischen Stilen, Stimmungen und verschiedenen Sparten. Diese Vielseitigkeit macht ihn unverkennbar. Wolfi Berger liebt die Steiermark, doch man kann dies auch umkehren. Die Steiermark liebt Wolfi Berger. Du hast den Josef Krainer-Heimatpreis mehr als verdient.