Großer Josef Krainer-Preis 2017
Alfred KOMAREK (Literatur) Aus der sprichwörtlichen Not eine Tugend zu machen, das gelang Alfred KOMAREK. Der 1945 in Bad Aussee geborene Schriftsteller begann nach dem Gymnasium Jus zu studieren und fing als junger Student zu schreiben an, weil er dringend Geld brauchte: Glossen und Reportagen für Zeitungen, bald aber auch Texte für das Radio. Hier versuchte KOMAREK schon in den 1960er und 70er Jahren die Möglichkeiten dieses damals jungen Mediums auszuschöpfen und auch geschriebenes Wort speziell für die Anforderungen des Hörfunks zu gestalten. Es folgten Sendungen auch im Bayerischen und im Hessischen Rundfunk: Features, Hörspiele, Essays, Feuilletons, Erzählungen und TV-Drehbücher. Heute ist KOMAREK Autor zahlreicher bekannter Bücher, in denen er sich als Romanautor und literarischer Wegbegleiter durch österreichische und europäische Kulturlandschaften erweist – z.B. in der Reihe „Österreich von innen“ oder weiteren Sachbüchern über ihm besonders am Herzen liegenden Regionen, aber auch als Essayist und Erzähler, wie etwa die „Die Villen der Frau Hürsch“ und „Die Schattenuhr“, die beide verfilmt wurden, sowie „Narrenwinter“ und „Doppelblick“, die zusammen als Romane eine Tetralogie aus dem Salzkammergut bilden. Besonders bekannt sind die Daniel Käfer-Krimis und vor allem seine „Polt“-Romane, deren Serie mit dem ersten Kriminalroman „Polt muß weinen“ begann. Diese Buch wurde u.a. mit dem „Glauser“ als bester deutschsprachiger Krimi des Jahres 1998 ausgezeichnet. Alle bisherigen Polt-Romane wurden bisher von ORF und ARTE für das Fernsehen verfilmt. Gemeinsam mit Julian Pölsler erhielt Alfred Komarek 2002 die „Romy“ für das beste Drehbuch. Der Film zum aktuellen Buch „Alt, aber Polt“ wurde im Dezember im Weinviertel mit Erwin Steinhauer, Iris Berben, Hans-Michael Rehberg und Florian Teichtmeister abgedreht. Der ORF strahlt „Alt, aber Polt“ voraussichtlich noch im heurigen Jahr aus. Dass die Romane verfilmt wurden, ist wohl Erwin Steinhauer zu verdanken, der nach dem Lesen des ersten Polt-Romans zu KOMAREK sagte: „Den spielert’ ich gerne.“ Mit dem siebenten Roman spielt nun auch das Alter des Gendarmerieinspektors Simon Polt eine besondere Rolle. In einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ erklärt KOMAREK das endgültige Aus der „Polt“-Romane, die „Geschichte sei auserzählt“. Zugleich denkt er auch über ein Ende des Bücherschreibens nach, das auch im Zusammenhang mit seinem Perfektionismus immer anstrengender werde. Von wohlverdienter Ruhe aber doch keine geringste Spur, ganz im Gegenteil: Es tun sich neue Projekte auf wie die Erarbeitung eines Bürger-Theaterstücks, das schon bald in einem Zirkuszelt in St. Pölten Premiere feiern soll, oder die Moderation des ServusTV-Formats „literaTOUR“, bei dem Alfred KOMAREK ab April mit dem roten Retro-Bücherbus kreuz und quer durch Österreich reist und dabei Schriftsteller, Dichter und Wortkünstler in ihrer Heimatregion zum Gespräch einlädt. Dabei möchte er mit seiner Sendung nicht nur Literaturliebhaber ansprechen, sondern möglichst alle Menschen, die er trifft, für das Lesen begeistern – gleichgültig ob für Hochliteratur oder Comics. Auf diese neue Herausforderung freut sich KOMAREK besonders – kein Wunder, kaum jemand kennt die österreichische Literaturszene so gut und liebt Bücher über alles. Über 3.000 Stück davon hat er zu Hause. Und dabei bezeichnet er sich selbst nicht als Sammler, vielmehr ist es einfach Interesse an vielen Dingen – wie sehr alte und auch sehr neue Technik, oder Utensilien, die für ihn persönlich Bedeutung haben – von alten Radiogeräten bis zum Schreibpult. KOMAREK ist an drei Orten daheim: in einer Wohnung in Wien-Alsergrund, in einem Presshaus in Obritz im Weinviertler Pulkautal und in seinem Geburtshaus in Bad Aussee. Alle diese Orte und Umgebungen haben nicht nur den Menschen, sondern auch den Buchautor und damit die Geschichten, Charaktere und Gegebenheiten geprägt. Doch ruht sich KOMAREK auch nicht in der Idylle aus. Er ist ein Verfechter der Toleranz, erhielt 2011 auch den Toleranzpreis des Österreichischen Buchhandels, und warnte schon damals vor „berechnenden Verhetzern“ und „gnadenlos taktierenden Hinweglächlern“. Alfred KOMAREK ist niemand, der in Kategorien denkt und möchte selbst auch nicht in solche eingeordnet werden. Selbst, wenn es darum geht, über sich selbst zu erzählen, lautet die Antwort lapidar: „Woher sollte ausgerechnet ich wissen, was über mich zu erzählen sei?“ Dafür dürfe man ihn beim Wort nehmen.
Rektorin Univ.-Prof. Dr. Christa NEUPER (Wissenschaft) Christa NEUPER wurde am 1958 in Graz geboren. Nach dem akademischen Gymnasium absolvierte sie ein Studium der Psychologie an der Karl-Franzens-Universität Graz, das sie 1984 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloss. Während einer anschließenden Familienpause war sie ab 1986 als Universitätslektorin an der Universität Graz tätig. Von 1990 bis 2006 war NEUPER an der TU Graz am Institut für Elektro- und biomedizinische Technik und am angeschlossenen Ludwig-Boltzmann-Institut für Medizinische Informatik und Neuroinformatik in Forschung und Lehre tätig. Zusätzlich blieb sie während dieser Zeit Lehrbeauftragte (und von 2002 bis 2005 Universitätsassistentin) am Institut für Psychologie der Uni Graz. 2002 habilitierte sie sich dort für Psychologie und wurde 2005 für zwei Jahre zur Vertragsprofessorin für „Angewandte Neuropsychologie: Mensch-Computer-Schnittstelle“ an der Universität Graz bestellt. NEUPER leitete ab 2006 das Institut für Semantische Datenanalyse an der Fakultät für Informatik der TU Graz. 2007 wurde sie erneut zur Universitätsprofessorin für Neuropsychologie an die Karl-Franzens-Universität berufen und war von 2009 bis 2011 Leiterin des Instituts für Psychologie. Mit dem Aufbau eines neuen Instituts an der Informatikfakultät blieb sie aber auch an der TU Graz verankert, wo sie im Mai 2010 zur Universitätsprofessorin für Brain-Computer-Interface bestellt wurde. Christa NEUPERS wesentliche Forschungsschwerpunkte umfassen die Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen und Neurofeedback-Anwendungen sowie die Untersuchung der neuronalen Grundlagen kognitiver Leistungen mit funktionellen bildgebenden Verfahren. Im Laufe ihrer langjährigen wissenschaftlichen Arbeit hat sie gemeinsam mit ihren KollegInnen die Entwicklung eines sogenannten EEG-basierten Brain-Computer-Interface wesentlich vorangetrieben: einer Schnittstelle, mittels derer kognitive Prozesse in spezielle Computerfunktionen übersetzt werden. Damit wurde es möglich, dass Menschen mit starker motorischer Beeinträchtigung direkt über Gedanken spezielle Computerfunktionen bedienen und damit Rollstühle, Prothesen oder Roboter steuern. Christa NEUPER war Partnerin in etlichen internationalen Kooperationsprojekten und arbeitete eng mit Arbeitsgruppen der TU Graz und der Medizinischen Universität Graz zusammen. Dank ihrer interdisziplinären Arbeitsweise und Offenheit gegenüber technischen und medizinischen Fragestellungen gelang es NEUPER, eine Brücke zwischen den Disziplinen zu schlagen. Sie koordinierte die Forschungsplattform „Initiative Gehirnforschung Steiermark INGE-St“ seit deren Gründung 2005 und initiierte den Forschungsschwerpunkt „Gehirn und Verhalten“ am Standort Graz. Mit 1. Oktober 2011 wurde NEUPER zur Rektorin gewählt und war damit die erste Frau an der Spitze der über 400 Jahre bestehenden Karl-Franzens-Universität. In dieser Funktion ist es ihr ein besonderes Anliegen, Spitzenforschung in Graz in Kooperation mit den anderen Universitäten am Standort zu stärken und international sichtbar zu machen sowie die globale Vernetzung der Universität Graz weiter voranzutreiben. Sie setzt dabei auch auf noch stärkere Kooperation und Vernetzung der steirischen Universitäten und Hochschulen: Im November 2011 wurde mit der Gründung der „steirischen Hochschulkonferenz“ der Grundstein für eine intensivere Zusammenarbeit aller Universitäten und Hochschulen am Standort gelegt. Bereits ein Erfolgsprojekt ist etwa „NAWI Graz„, die naturwissenschaftliche Zwillingsfakultät von Karl-Franzens-Universität und TU Graz; mit der Kooperation „BioTechMed„-Graz verfolgen die Karl-Franzens-Universität Graz, die Medizinische Universität Graz und die TU Graz das gemeinsame Ziel, ihre Kompetenzen zu bündeln und mit vereinten Kräften mehr zu erreichen. Darüber hinaus setzt NEUPER sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf innerhalb des Universitätsbetriebs sowie die Work-Life-Balance der MitarbeiterInnen ein, wofür sie von der Tageszeitung Die Presse als „Österreicherin des Jahres 2014“ in der Kategorie „Familie und Beruf“ ausgezeichnet wurde. NEUPER weiß, dass Beruf und Familie zu vereinbaren im Wissenschaftsbetrieb noch schwieriger ist als in vielen anderen Bereichen. Der Konkurrenzdruck, immer zu den Besten zu gehören und ausreichend „Output“ zu produzieren, stößt immer wieder Wissenschaftlerinnen vor ihre Grenzen. Die von ihr geschaffenen Rahmenbedingungen an der Universität Graz – von Papamonat bis Kinderkrippe – sollen die Vereinbarkeit erleichtern. Oft sind es aber nicht nur die Jüngsten, die betreut sein möchten, sondern auch ältere Menschen in der Familie. Daher gibt es auch eine Anlaufstelle für Mitarbeiter und Studierende mit pflegebedürftigen Angehörigen. In einem Interview für ein Online-Portal beschreibt NEUPER als Highlight ihres Jobs als Rektorin die Möglichkeit, Zukunft mitzugestalten. Wenn Forschungsgruppen erfolgreich sind, oder junge AbsolventInnen Karriere machen, das seien ganz besondere Momente. Sie rät jungen Menschen, sich Gedanken über die Zukunft zu machen, den Horizont wo immer möglich zu erweitern und stets über den eigenen Tellerrand zu blicken. Auch ein Sprung ins kalte Wasser sei durchaus etwas, was einen weiterbringen kann und neue Perspektiven eröffnet. Und so verhält es sich auch mit der Funktion als Rektorin: NEUPER erklärt, dass die Forschung und vor allem das Lehren ihr durchaus auch fehlen, doch der Gestaltungsraum als Rektorin sei noch spannender. Als Frau habe sie noch zusätzlich den Vorteil, leichter unkonventionelle Ideen vertreten und umsetzen zu können. Dazu passt die Wordrap-Aussage, dass im Falle einer Comic-Figur sie am liebsten Lisa Simpson wäre. Christa NEUPER hat zwei erwachsene Kinder sowie drei Enkelkinder und lebt mit ihrem Mann in Graz. So oft es sich einrichten lässt, trifft sich die Familie in ihrem „Zweitwohnsitz“ und Refugium in Bad Mitterndorf im steirischen Salzkammergut.
Josef Krainer-Würdigungspreis 2017
Assoz. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Edith BUCHER (Physikalische Chemie) Edith BUCHER wurde 1975 in Tirol geboren und maturierte 1993 am BORG in St. Johann in Tirol. Noch im selben Jahr führte sie ihr Weg in die Steiermark, nämlich nach Graz, wo sie an der TU mit dem Diplomstudium der Technischen Chemie begann. Die Sponsion zur Diplomingenieurin folgte im Jahr 2000. Gleich darauf startete sie mit dem Doktoratsstudium der Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben, wo sie 2003 promovierte. Die Lehrbefugnis für das Fach „Physikalische Chemie“ erlangte sie im Jahr 2013 mit der Habilitationsschrift „Defect chemistry and oxygen exchange kinetics of mixed conducting perovskites for solid oxide fuel cell cathodes“. Die Habilitationsschrift befasst sich sowohl mit den grundlegenden Aspekten der Festkörperchemie der komplexen Oxide, welche als Kathodenmaterialien in der Hochtemperaturbrennstoffzelle – der sogenannten Solid Oxide Fuel Cell, kurz SOFC – zum Einsatz kommen, als auch mit anwendungsrelevanten Vorgängen (etwa für Langzeitstabilität oder Degradation). Die Habilitationsschrift ist daher nicht nur für die Grundlagenforschung von Interesse, sondern kann auch in der praktischen Anwendung genutzt werden. In methodischer Hinsicht wurde eine große Anzahl, zum Teil experimentell sehr anspruchsvoller Techniken angewendet, wobei einige Methoden im Rahmen der Arbeit neu entwickelt wurden. Ein wesentlicher limitierender Faktor für den erfolgreichen Einsatz von SOFCs ist nach wie vor deren eingeschränkte Lebensdauer, insbesondere bedingt durch die kathodenseitige Degradation der Zellen. Seit dem Jahr 2008 liegt der Fokus von BUCHERs Forschung daher vor allem auf der Erhöhung der Lebensdauer und Zuverlässigkeit von SOFC-Kathoden. Die Aufklärung der zugrunde liegenden Degradationsmechanismen bzw. die Entwicklung von neuen Kathodenmaterialien mit verbesserter Langzeitstabilität sind von entscheidender Bedeutung für die nachhaltige Markteinführung der SOFC Technologie. Zu diesem Zweck entstanden in den letzten Jahren zahlreiche Forschungsarbeiten, welche in internationalen referierten Zeitschriften publiziert wurden. Inspirierend und motivierend waren bzw. sind insbesondere die Kooperationen mit nationalen und internationalen wissenschaftlichen Partnern (Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart; Institut für Elektronenmikroskopie und Nanoanalyse, Graz; Institut für Physikalische Chemie der Universität Innsbruck etc.). Neben dem wissenschaftlichen Austausch ermöglichen diese Kooperationen Edith BUCHER auch die Anwendung von Analysenmethoden, welche an der Montanuniversität nicht zur Verfügung stehen. In einer Reihe von Forschungsprojekten mit Industriepartnern (z.B. AVL List GmbH, Graz; Plansee SE, Reutte) und Forschungszentren (z.B. Fraunhofer Institut für Keramische Technologien, Dresden; Forschungszentrum Jülich) konnten tragfähige Kooperationen für die Zukunft aufgebaut werden. Edith BUCHER ist Autorin bzw. Koautorin von rund 40 Publikationen. Die internationale Sichtbarkeit ihrer Forschung wird auch durch eine hohe Anzahl von Zitaten (bis zu 100 Zitate pro Artikel) und einen Hirsch-Faktor von 17 belegt. Auch die Einladung zu Vorträgen bei internationalen Tagungen, sowie umfangreiche Gutachtertätigkeiten für internationale Fachzeitschriften spiegeln die Anerkennung ihrer Arbeiten wider. Der externe Gutachter, der von der Jury des Josef Krainer Gedenkwerkes beauftragt wurde, würdigt die Arbeiten von Edith BUCHER als besonders beeindruckend und von höchster wissenschaftlicher Qualität und Relevanz, sodass sie für Forscher auf diesem Gebiet zur Pflichtlektüre wurden. BUCHER habe mit ihrer herausragenden Arbeit auch bereits eine international hohe Anerkennung als Forscherin erreicht und wird auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag in der SOFC Forschung und darüber hinaus leisten. Für diese Aufgaben braucht es allerdings auch ausreichend Energie und Schwung: Dies holt sich BUCHER gerne bei Aktivitäten in der Natur. Ihre besondere Begeisterung für den Wintersport (etwa Schifahren und Langlaufen) wurde ihr wahrscheinlich – bedingt durch den Geburtsort Kitzbühel – schon in die Wiege gelegt. Gerne ist sie auch im Sommer in den Bergen unterwegs, beim Wandern, oder mit dem Mountainbike. Zur Abwechslung liest sie auch gerne „nicht-wissenschaftliche“ Literatur wie Krimis, Thriller, Science Fiction und Fantasy. Aber ein bisschen Wissenschaft kommt auch ab und zu nach Hause, nämlich wenn die sogenannten Synthesen beim Kochen und Backen durchgeführt werden.
Priv.-Doz. DDr. Peter P. RAINER (Medizin) Peter RAINER wurde 1981 geboren und wuchs in Bad Hofgastein auf, wo er am BORG 1999 mit Auszeichnung maturierte. Während der Vater und zwei der Geschwister sich im Montanwesen engagierten bzw. studierten, entschied sich RAINER für das Studium der Humanmedizin in Graz und promovierte 2006 sub auspiciis an der Medizinischen Universität. Bereits während des Studiums konnte er im Rahmen einiger Famulaturen und eines mehrmonatigen Studienaufenthaltes in Italien internationale Erfahrungen sammeln. Auf sein Studium der Humanmedizin folgten verschiedene Positionen an der Med Uni Graz, der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg und dem Krankenhaus Oberndorf bei Salzburg. Seit 2008 ist er als wissenschaftlicher und klinischer Mitarbeiter an der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Grazer Univ.-Klinik für Innere Medizin beschäftigt. 2009 nahm er das Studium der Medizinischen Wissenschaft an der Med Uni Graz, Doctoral School for Cardiovascular Research, auf. Ein vierjähriger Forschungsaufenthalt an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore sowie die Verleihung einer Assistenzprofessur an der Med Uni Graz kennzeichnen sein wissenschaftliches Profil. Im Oktober 2015 wurde ihm die Lehrbefugnis für das Fach „Innere Medizin“ verliehen. 2016 promovierte RAINER dann zum zweiten Mal unter den Auspizien von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, nun im Fach „Medizinische Wissenschaft“. Das Forschungsgebiet Peter RAINERs umfasst die physiologische und pathologische Adaption des Herzmuskels (myocardial remodeling) auf Stress. Zwei Themen innerhalb dieses Gebietes haben ihn dabei in den letzten Jahren besonders beschäftigt: Erstens, das myocardial remodeling verursacht durch Durchblutungsstörungen wie beispielsweise Herzinfarkt. Herz-Kreislauferkrankungen, allen voran die Atherosklerose und deren Folgen, sind die führende Todesursache weltweit. RAINER beschäftigte sich etwa mit den Umbauprozessen im Herzmuskel in der Akutphase nach einem Herzinfarkt und dem Zusammenspiel verschiedener Zelltypen, die wesentlich zur Funktion und Antwort des Herzens auf solche Anfälle beitragen. Das Herz gewährleistet als zentrales Pumporgan bis zum Tod ohne Unterbrechung einen mit dem Leben vereinbaren Perfusionsdruck. Unterschiedliche Mechanismen ermöglichen es, auf geänderte hämodynamische Bedingungen zu reagieren. Diese umfassen instantane Mechanismen, graduelle Mechanismen und chronische Anpassungsvorgänge. Die Rolle spezieller Ionenkanäle (sogenannte – TRPCs) bei diesen lebensnotwendigen Adaptionsvorgänge sind der zweite Schwerpunkt in RAINERs aktuellem Forschungsgebiet. Im Rahmen der Arbeit konnten auch schon zahlreiche Erkenntnisse publiziert werden, die von großer Bedeutung sind. RAINER ist Inhaber mehrerer namhafter Stipendien und Preise: Max Kade Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Forschungsstipendium der Österreichischen Gesellschaft für Kardiologie, Forschungspreis der Hans und Blanca Moser Stiftung, Forscher des Jahres 2015 der Med Uni Graz uvm. Seine Expertise spiegelt sich in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen in hochrangigen Journalen sowie der Mitgliedschaft in zahlreicher renommierten Organisationen wider, wie beispielsweise der American Heart Association, European Society of Cardiology, oder der Österreichischen Gesellschaft für Kardiologie. Zusätzlich ist er Fachgutachter für verschiedene wissenschaftliche Journale und Fördergeber. Auch das Gutachten für unsere Gedenkwerk-Jury ist voll des Lobes für die Arbeit von Peter RAINER. Seine Forschungsarbeiten über grundlegende Prinzipien des myokardialen Remodelings und der Herzinsuffizienzentstehung seien erstklassig und mit seiner eigenständigen Forschung und den unbändigen Drang zu neuen Erkenntnissen ist RAINER ein Vorbildmodell für jüngere MedzinerInnen, das zeigt, dass sich eine erfolgreiche ärztliche Weiterbildung und Berufsausübung mit ausgezeichneter Forschung und Lehre vereinbaren lassen. Peter RAINER ist verheiratet mit seiner Frau Barbara aus Kufstein und stolzer Papa der zwei Buben Leopold (3 Jahre) und Maximilian (1,5 Jahre). Damit erübrigt sich die Frage nach Hobbies oder Freizeit eigentlich schon. Falls über die familiären Freuden hinaus doch noch Zeit bleibt, zieht es den ehemaligen Skilehrer gern in die Berge – im Winter für Skitouren und im Sommer zum Klettern und Biken.
Josef Krainer-Förderungspreis 2017
MMag. Dr. Almina BEŠIC (Wirtschaftswissenschaften) Almina BEŠIC wurde 1985 in Bosanska Krupa (Bosnien-Herzegowina) geboren. Die universitäre Ausbildung begann die österreichische Staatsbürgerin in ihrem Geburtsland mit dem Diplomstudium Betriebswirtschaft. 2004 wechselte sie an die Universität Graz für das Bakkalaureatsstudium Betriebswirtschaft, anschließend absolvierte sie die beiden Masterstudien Financial and Industrial Management sowie Management and International Business. Das Doktoratsstudium in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften schloss Almina BEŠIC 2015 mit Auszeichnung ab. In ihrer Dissertation mit dem Titel „Austrian companies in the Western Balkans: An Analysis of the Transfer of Human Resource Strategies and the Employment of Expatriates of Host Country Origin“ untersucht sie Personal-Strategien österreichischer Unternehmen in kroatischen und bosnischen Tochterfirmen und zeigt auf, welche Maßnahmen es ermöglichen, Grundsätze des Mutterkonzerns erfolgreich in den Tochterfirmen zu verwirklichen. Als eine zentrale Erkenntnis der Dissertation kann genannt werden, dass die Nutzung von Vermittler/innen, sei es durch Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund oder die Übertragung von Verantwortlichkeiten in Unternehmen der Region, es erlaubt, den Gegebenheiten vor Ort bestmöglich zu begegnen und gleichzeitig die Werte und Strategien des Mutterkonzerns in die Tochtergesellschaften zu transferieren. Das von der Jury des Steirischen Gedenkwerkes eingeholte externe Gutachten sieht in der Dissertation eine ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit mit sehr hoher Relevanz, sowohl wissenschaftlich als auch im Sinne des Praxistransfers. Für ihre bemerkenswerte Arbeit erhielt Almina BEŠIC u.a. ein Rudi Roth-Stipendium und eine wissenschaftliche Förderung von der Erste Stiftung Wien. Die Beschäftigung von Migrant/innen in der EU, Beschäftigungsstrategien von Unternehmen (mit dem Fokus auf Migrant/innen) und Internationales (Personal-) Management sind die Hauptinteressen in der Forschung von BEŠIC. Ein aktuelles Projekt beschäftigt sich etwa mit einer Entwicklung von EU-weiten Strategien zur besseren Integration von Migrant/innen am Arbeitsmarkt. Dabei analysiert sie „best-practices“ aus EU-Mitgliedstaaten und die Möglichkeiten der Ausweitung bzw. Anpassung solcher Strategien, sowie Entwicklung neuer Integrationsstrategien für eine bessere und nachhaltige Integration von Migrant/innen am Arbeitsmarkt. BEŠIC war studentische Mitarbeiterin und Universitätsassistentin an der Universität Graz und arbeitete bereits als Dozentin an der Meduni Graz sowie an Hochschulen in Novi Sad, Lyon und Essen. Diese Aufgabe hat sie derzeit auch an der Uni for Life GmbH in Graz inne. Seit Herbst 2015 ist Almina BEŠIC Policy Consultant für das Beratungsunternehmen ICF im Fachbereich Europäische Sozialpolitik, Management und wissenschaftliche Leitung von EU Projekten mit dem Fokus auf Beschäftigung von Migrant/innen in der EU, EU-Asylpolitik und Innereuropäische (Arbeits-) Migration. Darüber hinaus ist sie u.a. ehrenamtliches Mitglied im Programmbeirat des Europäischen Forum Alpbach (zuvor war sie Alpbach Stipendiatin) und ebenfalls auf ehrenamtlicher Basis ist sie Lehrerin für ihre Muttersprache Bosnisch. Apropos Sprache: Neben Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Deutsch und Englisch spricht BEŠIC auch noch Russisch, Französisch und Slowenisch. Wenn die ausgezeichnete Wissenschaftlerin nun nicht gerade Projekte abwickelt, forscht oder Sprachen lernt, verbringt sie ihre Zeit gerne mit Pilates und Laufen. Almina BEŠIC lebt zur Zeit in London.
Dr. Aitak FARZI (Medizin) Aitak FARZI wurde 1985 in eine musikalische Familie geboren. Sie besuchte das BRG Pestalozzistraße in Graz und maturierte dort 2003 mit Auszeichnung. Gleich im Anschluss begann Sie das Studium der Humanmedizin an der Medizinischen Universität Graz und promovierte 2009 mit der Diplomarbeit zum Thema „Der mTOR-Signalweg in chronisch cholestatischen Lebererkrankungen“. Von 2010 bis 2015 absolvierte sie das PhD-Studium „Neuroscience“ am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und beschloss dieses erfolgreich mit ihrer Arbeit unter dem Titel „Auswirkungen von Immunmodulation auf Gehirnfunktion und Verhalten im Kontext der Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achse“. Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Zusammenhang und den Reaktionen, die sogenannte Zytokine (das sind Proteine, die Regulierungsfunktionen für das Immunsystem haben) auslösen können, darunter etwa depressive Symptome. Zugleich kann das Mikrobiom (die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm) ebenso Immunsystem und wiederum die Gemütslage beeinflussen. Im Rahmen der interdisziplinär durchgeführten Studie für die Arbeit wurden spezielle Detailuntersuchungen durchgeführt und Auswirkungen untersucht, die neue Erkenntnisse hervorbrachten, die wiederum in einer Folgearbeit mit Kollegen erweitert wurden. Zusammengefasst geht es um die wechselseitige Kommunikation zwischen Magen-Darm-Trakt und Gehirn. Bereits seit 2012 ist FARZI Ärztin in Fachärztinnenausbildung im Sonderfach Pharmakologie und Toxikologie (an der Meduni Graz, derzeit karenziert), im Jahr 2015 hat es die junge Medizinerin allerdings nach Australien verschlagen, wo sie am Garvan Institute of Medical Research in Sydney als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist. Den Kontakt dorthin schloss sie im Rahmen der Zusammenarbeit für die Dissertation. FARZI erforscht nun unter der Leitung von Prof. Herbert Herzog die Rolle des Kokain- und Amphetamin-regulierten Transskripts (CART), eines Signalmoleküls im Gehirn, im Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme und Energieumsatz. Mit neuen Methoden können diese CARTs an Mausmodellen gezielt gehemmt oder aktiviert werden. Mit dem Projekt sollen ein Durchbruch in der Aufklärung des CART-Systems gelingen und womöglich neue Therapieansätze gegen die Volkskrankheit Fettleibigkeit entwickelt werden. Aitak FARZI arbeitet daneben noch an weiteren Projekten mit, publizierte einige Fachbeiträge und ist Fachgutachterin für wissenschaftliche Zeitschriften. Sie erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, etwa den Forschungspreis der INGE St für die beste neurowissenschaftliche Publikation, den Travel Award des European College of Neuropsychopharmacology sowie mehrere Stipendien, zuletzt das Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium des FWF. Neben der Medizin ist FARZI eine begeisterte Musikerin: Mit acht Jahren begann sie mit Geigenunterricht am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium und ist dort seit 2002 im Sinfonieorchester. Sie absolvierte zudem den Lehrgang Klassik mit dem Hauptfach Violine. Musik sei „bereichernd und ein Mittel der Psychohygiene und Alltagsverarbeitung“ erklärt FARZI, die nicht nur Geige spielt, sondern auch singt und ab und an mit ihrer Band „Aitak Farzi Projekt“ auftritt.
MMag. Dr. Dominik GUTMEYR (Geschichte) Dominik GUTMEYR wurde 1987 in Graz geboren und legte 2005 am Bilingualen Gymnasium G.I.B.S. der Reifeprüfung mit Auszeichnung ab. Er begann nach dem Zivildienst an der Universität Graz mit den Studien der Slawistik (mit den Studienrichtungssprachen Bosnisch/Kroatisch/Montenegrinisch/Serbisch und Russisch) sowie Geschichte, die er 2010 bzw. 2012 jeweils mit Auszeichnung abschloss. 2016 promovierte er – wiederum mit Auszeichnung – zum Dr. phil. im Studienfach Geschichte. Während seiner Studienzeit absolvierte GUTMEYR auch einige Studienaufenthalte im Ausland, etwa in Pula und Belgrad sowie während des Doktoratsstudiums auch diverse mehrmonatige Forschungsaufenthalte in Russland, Georgien, Armenien und Montenegro. Seine Sprachkenntnisse sind entsprechend vielfältig: Deutsch, Englisch, Serbisch, Russisch, Französisch, Bulgarisch, Spanisch, Georgisch und Latein können hier genannt werden. GUTMEYR war als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent an verschiedenen Projekten – etwa zu den Habsburgern oder in einem EU Marie-Curie-Projekt – beteiligt und ist seit Anfang des Jahres PostDoc am Institut für Geschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz, wo er im EU-MSCA-RISE-Projekt „KEAC-BSR – Knowledge Exchange and Academic Cultures in the Humanities. Europe and the Black Sea Region“ an verantwortlicher Stelle mitarbeitet. An diesem Projekt mit elf Partnerinstitutionen – von Aserbeidschan über die Ukraine bis in die Türkei – werden rund 50 ForscherInnen vier Jahre lang in Graz und vor Ort mitarbeiten. GUTMEYR befasst sich in seiner Forschung mit kulturellen Repräsentationen und ihren Auswirkungen im südöstlichen und östlichen Europa sowie in der Kaukasusregion. Sich dem Kulturraum Kaukasien wissenschaftlich zu nähern, stell nicht nur in Anbetracht der linguistischen Vielfalt des Raumes immer noch eine große Herausforderung dar. Dieser Problematik ist sich GUTMEYR bewusst und stellte sich ihr souverän, indem er für seine Dissertation ein Thema wählte, das vor allem über russischsprachige Quellen erschließbar ist. Die Arbeit mit dem Titel „Borderlands Orientalism of How the Savage lost his Nobility. The Russian Perception of the Caucasus between 1817 and 1878“ beschäftigt sich mit der russischen Wahrnehmung Kaukasiens im 19. Jahrhundert. GUTMEYR forscht hier auf einem Gebiet, das wissenschaftlich bisher wenig im Mittelpunkt stand, doch zahlreiche Erkenntnisse und Ansätze für die Weiterarbeit zeugen von hoher Wichtigkeit und Essenz. Im externen Gutachten für die Gedenkwerk-Jury heißt es u.a. „Mithilfe des ‚Josef Krainer-Förderungspreises’ sollte Herr GUTMEYR unbedingt gewürdigt und bestärkt werden, seine Arbeiten fortzusetzen. Die vorliegende Arbeit zeugt nicht nur seiner Befähigung zu einer wissenschaftlichen Laufbahn, sondern von einer bereits vorhandenen Exzellenz.“ GUTMEYR publizierte bereits zahlreiche Arbeiten, hält immer wieder Lehrveranstaltungen sowie Vorträge bei universitären Veranstaltungen und ist auch mehrfacher (Mit-)Veranstalter von Workshops und Konferenzen. Privat zieht es GUTMEYR mit Skifahren und Wandern in die Höhen und beim Tauchen in die Tiefen der Natur. Wenn es die Zeit erlaubt, dürfen auch Squash und Fußball (als ehemaliger Spieler der Grazer Sportklub-Jugend sowie der Kampfmannschaft des SV Straßgang) nicht zu kurz kommen.
Dipl.-Ing. Dr. Christina HOFER (Montanwissenschaften) Christina HOFER wurde 1986 in Wels geboren. Sie besuchte dort das Sprachengymnasium und begann 2005 mit dem Diplomstudium der Werkstoffwissenschaft an der Montanuniversität in Leoben. Bereits während der Diplomarbeit, in der sie die Auswirkung von Protonenbestrahlung auf einen Maragingstahl in Kooperation mit der UC Berkeley, Kalifornien untersucht hat, wurde ihr besonderes Interesse für Stähle geweckt, das im 2012 begonnen Doktorratsstudium weiter intensiviert wurde. In ihrer Dissertation mit dem Titel „Charakterisierung eines karbidfreien bainitischen Stahls der dritten Generation ‚Advanced High Strength Steels’“ hat sich HOFER in Zusammenarbeit mit der voestalpine Stahl GmbH in Linz mit der Charakterisierung von hochfesten Stählen für die Automobilindustrie beschäftigt. Das Ziel dieser Werkstoffklasse ist die gleichzeitige Steigerung von Festigkeit und Zähigkeit, um einerseits die Energieeffizienz der Fahrzeuge mittels Leichtbauweise zu erhöhen und andererseits die Personensicherheit weiter zu steigern. Dazu ist es notwendig, den komplexen mikrostrukturellen Aufbau dieser Stähle zu verstehen um ihn folglich optimieren und die Grenzen des werkstofftechnisch Möglichen weiter ausreizen zu können. Die Dissertation beschäftigt sich vorwiegend mit der Charakterisierung der einzelnen Gefügebestandteile hinsichtlich ihrer Morphologie und chemischen Zusammensetzung mit hochauflösenden Methoden und deren Auswirkung auf die mechanischen Eigenschaften. Die gewonnenen Erkenntnisse ermöglichten eine Anpassung der Wärmebehandlung bei voestalpine Stahl Linz GmbH, um die Eigenschaften dieser Stähle zu optimieren. Auch im externen Gutachten für die Gedenkwerk-Jury wird die außergewöhnliche Leistung dieser Arbeit gewürdigt: Es ist die Rede von bemerkenswerter Qualität und Originalität sowie wesentlichen neuen Ergebnissen von immenser Bedeutung für die Charakterisierung komplexer Stahlkonstruktionen. Die überwiegende wissenschaftliche Arbeit von Christina HOFER wird darüber hinaus in hohem Maß gelobt. Als Bestätigung hierfür gilt der unbändige weitere Tatendrang der jungen Wissenschaftlerin: Im Rahmen einer weiteren Dissertation, die in HOFERs Arbeitsgruppe „Design, Entwicklung und Charakterisierung von Advanced High Strength Steels“ am neu gegründeten Lehrstuhl für Stahldesign an der Montanuni durchgeführt wird, wird aktuell der Einfluss unterschiedlicher Legierungselemente auf die Gefügeausbildung und die mechanischen Eigenschaften untersucht. HOFER beschäftigt sich außerdem mit der Entwicklung von hochfesten Stahldrähten, Maragingstählen und der Untersuchung von nitrierten Eisenbasis-Pulvern, wobei auch hier die hochauflösende Werkstoffcharakterisierung, vor allem mittels Atomsonden-tomographie, im Vordergrund steht. Christina HOFER, die am Aufbau des neuen Lehrstuhls für Stahldesign mitwirkt, sieht viele spannende Aufgaben vor sich: Neben der Durchführung von Forschungsprojekten und der Betreuung von wissenschaftlichen Arbeiten ist sie auch in der Lehre tätig, kümmert sich um die Wartung von Mikroskopen und beteiligt sich an der Curriculumserstellung für ein neues Masterstudium. Sie erklärt, dass die abwechslungsreichen Aufgaben, das angenehme Arbeitsklima und die Möglichkeit die Grenzen des immer noch modernen Werkstoffes „Stahl“ neu zu definieren sie tagtäglich aufs Neue motivieren. Ausgleich holt sich HOFER gerne beim Reisen, Lesen, Wandern, Eisstockschießen und Kochen.
MMag. Dr. Martina MELCHER (Rechtswissenschaften) Martina MELCHER wurde 1985 in Graz geboren und besuchte das Ingeborg-Bachmann Gymnasium in Klagenfurt, wo sie 2003 mit Auszeichnung maturierte. Sie inskribierte anschließend zum Diplomstudium der Rechtswissenschaften und zum Bakkalaureatsstudium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Graz und schloss diese 2007 bzw. 2008 erfolgreich ab. Davor war sie noch ein Jahr am Institut d’études politiques in Paris. In der Rechtswissenschaft schloss sie bald das Doktoratsstudium an, absolvierte aber daneben vorerst das Masterstudium Betriebswirtschaft im Bereich Management and International Business mit Auszeichnung und das M.Jur-Studium an der Universität Oxford zu den Kursen Conflict of Laws, European Business Regulation und European Private Law: Contract. Das Studium in Oxford war ihr vor allem auch durch das Exzellenzstipendium der Kärntner Industriellenvereinigung möglich. MELCHER promovierte schließlich mit Auszeichnung und erhielt für ihre Dissertation, die auch uns vorliegt, bereits Preise wie den Dr. Alois Mock Wissenschaftspreis 2016 oder die Best of Rewi-Auszeichnung als eine der besten Abschlussarbeiten. Im Laufe ihrer Studienzeit erhielt MELCHER auch Stipendien, die sie nach Hamburg und Florenz – führten. Bei derlei Reisefreude ist es nicht verwunderlich, dass auch ihr Forschungsschwerpunkt weit über die Staatsgrenzen hinausgeht – oder umgekehrt. Die Dissertationsarbeit von Martina MELCHER mit dem Titel „Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse im europäischen Privatrecht“ (kurz DAWI) untersucht die unionsrechtlichen Bestimmungen betreffend Dienstleistungen wie Energieversorgung, Telekommunikationsleistungen oder auch Postdienstleistungen. Die Erbringung von und Versorgung mit diesen Dienstleistungen war bislang sehr stark durch die öffentliche Hand beeinflusst, wird mittlerweile aber überwiegend durch Private übernommen. In diesem Zusammenspiel von öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Einflüssen ergeben sich spannende Fragestellungen, die auch maßgeblich durch das Unionsrecht ausgestaltet werden. In ihrer Dissertation betrachtet MELCHER diese Dienstleistungen aus einer (überwiegend) privatrechtlichen Perspektive: Neben der Eignung des allgemeinen Privatrechts zur Regelung der DAWI, der speziellen Ausgestaltung sonderprivatrechtlicher Regelungen und dem grundrechtlichen Gehalt eines „Rechts auf Grundversorgung“ gehe sie abschließend auch der Frage nach, wie sich das Recht der DAWI durch seine sozialen und öffentlich-rechtlichen Einflüsse auf die Konzeption des Unionsprivatrechts auswirkt. Das externe Gutachten für die Gedenkwerk-Jury sieht die Arbeit auf einem überdurchschnittlich hohen wissenschaftlichen Niveau und hebt die Zukunftsrelevanz des anspruchsvollen Themas besonders hervor. Die allgemeinen Forschungsschwerpunkte von Martina MELCHER liegen im Internationalen Privat- und Zivilverfahrensrecht, im Europäischen Privatrecht, im Bürgerlichen Recht, in der Rechtsvergleichung und im österreichischen Schuld- (und Sachen-)recht. Seit 2015 ist sie Assistenzprofessorin am Institut für Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht an der Universität Graz und hat zahlreiche Lehr- und Vortragstätigkeiten inne. Abseits der Forschung interessiert sich MELCHER für sportliche Aktivitäten wie Wandern, Laufen und Wintersport sowie Acrylmalerei, Literatur und – in logischer Konsequenz: Reisen.
Dipl.-Ing. Dr. Walter Ochensberger (Montanwissenschaften) Walter OCHENSBERGER wurde 1985 in Voitsberg geboren. Nach dem BG/BRG Köflach begann er mit dem Diplomstudium Wirtschaftsingenieurwesen – Maschinenbau mit dem Studienzweig Produktionstechnik an der Technischen Universität in Graz und beschloss dieses 2011 mit seiner Diplomarbeit zur Elastoplastischen Analyse mittels Methode der komplexen Funktionen und finiten Elementen. OCHENSBERGER wechselte dann an die Montanuniversität Leoben, wo er das Doktoratsstudium mit dem Schwerpunkt Werkstoff- und Kontinuumsmechanik absolvierte. Seine Dissertation mit dem Titel „Characterization of fatigue crack growth with the configurational force concept“ hat u.a. bereits den den TÜV Austrian Wissenschaftspreis 2016 gewonnen. Die Arbeit beschäftigt sich also mit Materialermüdung, sprich Materialschädigung durch Wechselbelastung – dem schlichten Ingenieurs-Albtraum. Ob ein Bauteil am Ende bricht, hängt von der Belastungsdauer und der Belastungsintensität ab. Somit ist die Lebensdauer von zyklisch belasteten Bauteilen begrenzt. Im Rahmen der Dissertation entwickelte OCHENSBERGER eine neue numerische Metholde für die Charakterisierung von Ermüdungsrisswachstum in elastoplastischen Materialien, um die Lebensdauer zyklisch belasteter Bauteile im Maschinenbau genau vorherzusagen. Hierzu wurde erstmals das Konzept der konfigurellen Kräfte verwendet und damit eine quantitative Beschreibung der komplexen Bedingungen an der Rissspitze der wachsenden Ermüdungsrisse ermöglicht. Das externe Gutachten für unsere Gedenkwerk-Jury beschreibt OCHENSBERGERs Arbeit als eine herausragende wissenschaftliche Leistung, mit der auch nachgewiesen wird, dass Grundlagenforschung auf hohem Niveau auch wesentliche Beiträge zur praktischen Anwendung, in diesem Falle zur Sicherheitsbeurteilung von wichtigen Bauteilen liefert, denn damit sei man in der Lage, eine sichere Voraussage der Lebensdauer der Bauteile zu treffen. Es ist dem Kandidaten gelungen, diese komplexe Aufgabenstellung durch tiefe Durchdringung der dazu erforderlichen theoretischen Grundlagen und deren intelligente Umsetzung auf die konkrete Anwendung eindrucksvoll zu lösen. Walter OCHENSBERGER hat schon während seiner Studienzeit an mehreren Projekten in seinem Forschungsbereich mitgearbeitet und war für Forschungsaufenthalte und Konferenzen mehrfach international unterwegs. Seit August 2016 arbeitet er in der Industrie bei Magna Steyr in der Entwicklung, wo er sein Wissen in die Lebensdauerberechnung struktureller Komponenten in der Fahrzeugkarosserie, sowie in die Methodenentwicklung einfließen lässt. Wenn er gerade keine Lebensdauerberechnungen durchführt, geht er gerne mit seiner Verlobten Petra Gsodam tanzen, erkundet mit ihr die Thermenwelt Steiermark oder Wintersportgebiete. Auch Zeichnen, Lesen, Laufen und Einradfahren sind beliebte Freizeitbeschäftigungen.
Dipl.-Ing. Dr. Florian PREISHUBER-PFLÜGL (Technische Wissenschaften) Florian PREISHUBER-PFLÜGL wurde 1987 in Braunau am Inn (Oberösterreich) geboren, wo er am BG/BRG 2005 maturierte. Für die Studienlaufbahn verschlug es ihn nach Graz: Er begann das Diplomstudium Technische Chemie an der Technischen Universität Graz mit dem Schwerpunkt Erneuerbare Ressourcen und Polymerchemie. Ein einjähriges Auslandsstudium führte ihn nach Portugal ans Instituto Superior Técnico in Lissabon. 2011 schloss PREISHUBER-PFLÜGL das Diplomstudium mit einer Arbeit über die Herstellung bzw. Untersuchung 3D-strukturierter Polymere ab. 2012 startete er mit dem Doktoratsstudium und dissertierte 2016 zum Thema Synthese und Charakterisierung von Festkörperionenleitern. Einige Berufserfahrung sammelte er bereits bei Ferial-, Assistenz- und Mitforschungsarbeiten, seit Oktober 2016 ist er bei der Schunk Hoffmann Carbon Technology AG in Bad Goisern für die Forschung und Entwicklung im Bereich Materialchemie tätig. In seiner uns vorliegenden Dissertation „Access to Nanocrystalline F-Ion Conductors by Mechanochemistry: Insights into Synthesis Conditions and Diffusion Parameters“ beschäftigt sich PREISHUBER-PFLÜGL mit der Herstellung und Untersuchung von Materialien für moderne Energiespeicher, welche als Alternative und Ergänzung zu konventionellen Lithium-Ionen-Batterien entwickelt werden. So werden die mit der Zeit ineffizient arbeitenden und brennbaren Flüssigelektrolyten zur Ionenleitung in Batterien durch Festkörperelektrolyte ersetzt, die für längere Haltbarkeit und höhere Sicherheit der Stromspeichermedien sorgen sollen. Zentral ist dabei die Frage, welche Materialien die Fluor-Ionen am schnellsten leiten. Es sind feste, meist kristalline Stoffe welche kleine Lücken besitzen, auf denen sich Ionen hin und her bewegen können. Behandelt man gewisse Materialien in Hochenergieplanetenmühlen, so finden sich noch mehr freie Plätze für die Bewegung der Ladungsträger. Mit elektrischen oder magnetischen Methoden werden Atomkerne zum Schwingen angeregt und Ionen wandern durch das Material. Mit dem Folgen dieser Fährte gewinnt man schließlich Einblicke in die Diffusionspfade der Ladungsträger. Die bereits in mehreren äußerst angesehenen Fachzeitschriften publizierte Doktorarbeit wurde vom externen Gutachten für unsere Jury als nach internationalen Standards exzellent eingestuft. Das Thema seiner Dissertation nahm Florian PREISHUBER-PFLÜGL auch zum Anlass, am Grazer Science Slam 2015 teilzunehmen. Eindrucksvoll gewann er zwischen Tischtennisbällen und Eierkartons diesen Wettbewerb! Auch wenn er keine Bühnenkarriere anstrebt, ist es ihm wichtig, die Forschungsarbeit und Wissen im Allgemeinen zu verbreiten, denn, so sagt er: „Möglichst schlau zu klingen und am Ende des Tages nichts gesagt zu haben, ist wenig sinnvoll.“ Neben seiner Forschung an Batteriesystemen und Festkörperchemie ist PREISHUBER-PFLÜGL ein leidenschaftlicher Sportler: Tauchen, Windsurfen, Schwimmen, Laufen und Wandern gehören zu den Favoriten, auch Fotografie, Gestaltung und Heimwerken machen ihm Freizeitfreude. Er ist auch schon seit 20 Jahren aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Ranshofen.
Dipl.-Ing. Dr. Stefan TOPOLOVEC (Technische Wissenschaften) Stefan TOPOLOVEC wurde 1985 in Judenburg geboren, wo er 2004 am Bundesgymnasium maturierte. Die Studienlaufbahn begann er mit dem Bachelorstudium Technische Physik an der TU Graz, anschließend absolvierte er das Masterstudium mit Auszeichnung. Bei der Masterarbeit beschäftigte er sich mit den magnetischen Eigenschaften nanokristalliner Metalloxide unter elektrochemischer Beladung. Schließlich folgte das Doktoratsstudium, welches TOPOLOVEC 2015 am Institut für Materialphysik mit Auszeichnung abschloss. Die Dissertation trägt den Titel „In-situ studies of the correlations between electrochemical processes and magnetic properties“ und kombiniert in besonderer Weise Magnetismus und Elektrochemie. TOPOLOVEC kombinierte die beiden Methoden, indem er eine elektrochemische Messzelle entwarf, die in einem hochempfindlichen Magnetometer betrieben werden konnte. Auf diese Weise konnte er die Vorteile beider Methoden wechselseitig nutzen und damit völlig neuartige Fragestellungen aufgreifen. Zum einen ist es ihm gelungen, den Magnetismus von nur wenigen Atomlagen dicken Metallfilmen zu untersuchen, und zwar quasi live während ihres Entstehens durch elektrochemische Abscheidung. Ebenso konnte er live anhand magnetischer Kenngrößen verfolgen, welche atomaren Vorgänge in einer Metalloxidkathode beim Be- und Entladen einer Lithium-Ionen-Batterie stattfinden. Schließlich konnte er auch untersuchen, inwieweit sich der Magnetismus von neuartigen nanoskaligen Materialien durch elektrochemische Beladung gezielt steuern lässt. Im Gutachten, das unserer Jury vorliegt, heißt es u.a. „Die Ergebnisse der Dissertation entsprechen voll und ganz einem internationalen Standard und gehen maßgeblich über viele andere Dissertationen dadurch hinaus, dass sie sehr wesentliche Beiträge z.B. zur Klärung der wichtigen Dimensionalitätseffekte in magnetischen Nanostrukturen liefern. Die Ergebnisse sind sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch für die Anwendung von herausgehobener Bedeutung.“ Und weiter „Die erstmaligen Messungen der Magnetisierung von elektrochemisch abgeschiedenen Monolagen und der Änderung der Suzeptibilität während des Ladungsaustauschs in Batteriematerialien bewegen sich an vorderster Front der Forschung und belegen die hohe Relevanz der neuen Methode. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Erkenntnisse für die zukünftige Forschung auf dem Gebiet der funktionellen Nanomaterialien tragende Impulse setzen.“ Stefan TOPOLOVEC kann auf zahlreiche Publikationen in Fachzeitschriften, Vorträge und Poster verweisen. Während seines Studiums war er als Universitätsassistent an der TU tätig. Seit Anfang dieses Jahres ist er Testingenieur bei Samsung SDI Battery Systems. Die eigenen Batterien lädt er gern beim Kochen oder Sporteln auf, allem voran beim Discgolf (man versucht hier mit einem Frisbee mit möglichst wenigen Würfen Körbe zu treffen). Aber auch Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen, ist ihm wichtig.
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