Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Herzlich Willkommen zur Verleihung der diesjährigen Josef Krainer-Heimatpreise!
Im Mittelpunkt stehen heute unsere Preisträgerinnen und Preisträger. Genießen Sie die kommende Stunde, denn Sie sind die Auserwählten, deren Leistungen es zu würdigen gilt. Aber auch all Ihre Angehörigen und Freunde seien herzlich begrüßt.
Dass wir heute ganz besondere Menschen ehren, und wie sehr diese Persönlichkeiten in der Steiermark wertgeschätzt werden, geht daraus hervor, dass der Weiße Saal bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Danke Ihnen allen, die Sie sich Zeit genommen haben, um unseren Preisträgern durch ihre Anwesenheit die Reverenz zu erweisen.
Unsere Preise tragen den Namen des unvergessenen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer Senior. Seine Ära als Steirischer Landeshauptmann prägte mehr als 23 Jahre unser Land. Als ein vehementer Vertreter des Föderalismus, aber auch als mutiger Reformer hatte sein Wort nicht nur landespolitisches Gewicht. Die Steiermark erhielt unter ihm das Image eines Reformlandes, in dem sich viel bewegt.
Das Josef-Krainer Gedenkwerk besteht seit 1973. Es erinnert an das Wirken des großen steirischen Landeshauptmannes und in seinem Sinn sollen Tradition aber auch Innovationen gefördert werden. Neben den Wissenschaftspreisen, die stets im März vergeben werden, kommt den Heimatpreisen ganz besondere Bedeutung zu. Ich darf herzlich allen danken, die an der Vorbereitung mitgewirkt haben. In diesen Dank schließe ich die im Gedenkwerk verankerten prominenten Persönlichkeiten ein, die mit ihrer großen Sach- und Personenkenntnis hilfreich waren. Ich darf mich aber auch sehr herzlich bei Geschäftsführer Assistenzprofessor Dr. Klaus Poier, bei unserem umsichtigen Finanzmanager Dr. Karl Maitz, bei Mag. Klaus Kleinberger und bei Doris Mauthner und Sabine List bedanken. Die Liste jener, welche im Laufe der Zeit mit Krainer-Preisen bedacht wurden, liest sich, wie ein „Who is Who“ der Steiermark. Ich freue mich, dass wir heute dieser „Hall of Fame“ einige weitere außergewöhnliche Persönlichkeiten hinzufügen dürfen, die in Kultur, Wirtschaft, Sport und Sozialleben wirklich Großartiges geleistet haben.
Das heutige Musikprogramm wird von Anselm Schaufler und Aitak Farzi gestaltet. Und wir haben sittsam mit dem Violinduo Op. 48, Nr. 1, 1. Satz: Allegro von Ignaz Josef Pleyel begonnen. Dieser Haydn- Schüler wurde 1757 in Ruppersthal in Niederösterreich geboren. Er starb relativ begütert 1831 in Paris, wo er die berühmte noch immer florierende Klavierfabrik Pleyel begründete.
Wir hörten also eingangs die Musik eines Zeitgenossen von Mozart. Ich darf Ihnen verraten: Unsere vielseitigen Musiker können auch anders: Anselm Schaufler, Träger unzähliger Preise und wird laufend mit Kompositions- und Arrangementaufträgen bedacht, wie für die reihe, zeitfluss, kontrapunkte, für den „steirischen herbst“, für das Festival styriarte usw. Im Pop-Rockbereich arbeitet er mit Opus, Kolonovits und vielen anderen zusammen.
Er tritt gemeinsam mit Aitak Farzi auf, die in Teheran zu Welt kam. Ihr wurde die Steiermark zur neuen Heimat. Sie bekam bereits ab dem 8. Lebensjahr am Johann-Josef-Fux-Konservatorium Graz Violinunterricht. Sie ist Geigerin und Sängerin in diversen Ensembles, so z.B. im Sinfonieorchester des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums. Doch auch sie ist vielseitig und hat mehr Seiten als Ihre Violine: Sie ist Medizinerin, bzw. PhD-Studentin am Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie.
Damit es nicht allzu feierlich wird, hören wir noch: „Kann denn Liebe Sünde sein?“ in Arrangement von Anselm Schaufler. Das passt sehr gut, denn unsere Preisträgerinnen beweisen, dass Liebe, vor allem die in der Entwicklungshilfe praktizierte Nächstenliebe keine Sünde, sondern eine nachahmenswerte Tugend ist.
Der Heimatpreis führt auch vor Augen, dass es viele Heimaten gibt. Wir lieben unser Land, aber zur Offenheit des steirischen Gemütes gehört es, dass wir auch noch einen Calypso Italiano, Musik von Lou Monte/Wandra Merell, Arr.: Anselm Schaufler und „Da Zna Zora“, ein serbisches Volkslied, hören. Arrangement: Anselm Schaufler.
Aber seien Sie beruhigt, wir kehren dann wieder zurück in die Steiermark und schließen mit unserer Landeshymne.
Die erste Preisträgerin führt uns auf jene Bretter, welche die Welt bedeuten. Sie ist eine großartige, dynamische, liebenswerte und erfolgreiche Exponentin des Sprechtheaters. Der Literaturkritiker Gustav Seibt meinte einmal: „Das Theater ist das schönste und älteste Lügengewerbe der Welt. Ein wunderbarer Zauberkasten: Es zeigt wirklich, was in Wirklichkeit nicht ist. Hamlet stirbt und geht anschließend Spaghetti essen.“ Dass das Schauspiel in Graz aufblüht und auch international beachtet wird, dazu trägt die Wahlsteierin Anna BADORA, seit 2006 Intendantin des Schauspielhauses, entscheidend bei. Bei dieser Gelegenheit darf ich daran erinnern, dass sich die Kultur bei uns fest in weiblicher Hand befindet: Auch das Opernhaus, der Steirische Herbst, das Filmfestival Diagonale sind ebenso unter weiblicher Leitung, wie seit 1585 erstmals die Grazer Karl Franzens- Universität und die Pädagogische Hochschule. In Graz gibt es also geballte Frauenpower. Anna Badora wurde in Częstochowa in Polen geboren und absolvierte die Schauspielausbildung an der Hochschule für darstellende Kunst in Krakau, ehe sie als erste Frau das Regie-Studium am Max Reinhardt Seminar mit Auszeichnung abschloss. Bereits früh hospitierte sie bei Giorgio Strehler in Mailand und war auch Assistentin bei Peter Zadek und Klaus Michael Grüber in Berlin. Dann war sie Regieassistentin am Schauspielhaus Köln. Es folgten Wanderjahre. Sie war 2 Jahre in Basel, anschließend inszenierte sie in Deutschland und Österreich und ging dann für fünf Jahre als Schauspieldirektorin ans Staatstheater Mainz. 1996 wechselte Anna Badora für 10 Jahre als Generalintendantin nach Düsseldorf. Ihr Grazer Engagement begann 2006 und sie verhalf als Intendantin und Regisseurin dem Grazer Schauspielhaus zum neuen Höhenflug. Wir freuen uns, dass sie vor kurzer Zeit ihren Vertrag bis 2017 verlängerte. Die Erfolgsstory wird also prolongiert. Ihre erste Spielzeit eröffnete Anna Badora mit Grillparzers „Medea“, dann inszenierte sie Shakespeares „Wie es Euch gefällt“. 2008/09 waren die Wiederaufnahme von Sophokles‘ „Antigone“ und die Neuinszenierung „Baumeister Solness“ mit Peter Simonischek in der Hauptrolle zu sehen. Besonders ist auch die Uraufführung von Daniel Kehlmanns erstem Theaterstück „Geister in Princeton“ hervorzuheben, mit dem sie als Regisseurin reüssierte. Vor kurzem wurde sie für diese viel bejubelte Inszenierung mit dem Nestroy-Theaterpreis für die beste Bundesländeraufführung geehrt. Ausgezeichnet wurden auch Kehlmann, der mit „Geister in Princeton“ den Autorenpreis erhielt, sowie Claudius Körber als hervorragendes Grazer Ensemble-Mitglied. Im letzten Jahr wurde Anna Badora als „Österreicherin des Jahres“ in der Kategorie Kulturmanagement geehrt, im März 2012 erhielt sie in Wien die Goldene Eule – ein Preis für hervorragende im Ausland lebende Polinnen und Polen. Anna Badora ruht sich aber auf den verdienten Lorbeeren nicht aus. Sie ist ein menschliches Kraftwerk und sprüht stets voller Begeisterung und neuen Ideen. Sie führte das Schauspielhaus Graz als erstes und bislang einziges österreichisches Theater in die Union des Théâtres de l’Europe und ist dabei, der Union ein Standbein in Österreich abzuringen. Ab 2013 wird sie auch im Unirat der Karl-Franzens-Universität Graz fungieren. Ihr Erfolg zeigt sich nicht nur in den Zuschauerzahlen, sondern auch daran, dass sie namhafte Regisseure und Autoren für Graz gewinnt. Sie ist auch stets bestrebt, jungen Talenten eine Chance zu geben. Wer jemals eine Premierenfeier erlebt hat, weiß, wie sehr sie ihr Ensemble liebt. Und sie macht die Türen des Schauspielhauses weit auf, damit alle Steirer begreifen, dass sie hier willkommen sind. So gab es heuer im Schauspielhaus erstmals eine Sommerredoute der steirischen Wirtschaft. Sie ist die personifizierte Spielfreude und nutzt das Theater als Drehscheibe kultureller Verständigung und spricht auch die Jugend an. Hier sei das Projekt „Schauspiel aktiv!“ genannt, das auch schon nach Salzburg und ans Volkstheater Wien „exportiert“ wurde. Für alle ihre Vorhaben sei Anna Badora alles Gute gewünscht. Liebe Anna, Du hast einmal gesagt: „Ich habe mich für Österreich und Graz entschieden.“ Aber auch die Steirerinnen und Steirer haben sich für Dich entschieden. Das soll nun mit der Verleihung des Josef Krainer-Heimatpreises ausgedrückt werden.
Dass sich das kulturelle Leben nicht nur in den Hauptstädten entwickelt, sondern auch in den steirischen Grenzregionen durch ehrenamtliches Engagement aufblüht, das hat besondere Gründe. Einer davon heißt Prof. Barbara FAULEND-KLAUSER Barbara Faulend-Klauser wurde in Deutschlandsberg geboren. Sie war dem Heimatort stets eng verbunden, für ihr Musikstudium zog es sie aber nach Wien. Im Fach Klavier schloss sie 1949 ihr Diplom mit Auszeichnung an der Akademie für Musik und Darstellenden Kunst in Wien ab. Es folgte ein Repertoirstudium bei Prof. Richard Hauser und sie bestritt viele Klavierabende und Rundfunksendungen. Bald ging sie wieder nach Deutschlandsberg und gründete eine Familie. Leider wurde sie früh Witwe. Ihr Sohn ist heute Rechtsanwalt und auch Stadtrat in Deutschlandsberg. Ihr Bruder war Dr. Christoph Klauser. Er war über 10 Jahre Bürgermeister von Deutschlandsberg und war unter Landeshauptmann Dr. Friedrich Niederl als auch unter Dr. Josef Krainer verdienstvoller SPÖ-Finanzlandesrat der Steiermärkischen Landesregierung und danach Zweiter Landtagspräsident. Frau Faulend-Klauser, Lehrerin für Klavier und Blockflöte, wurde 1971 Direktorin der Musikschule Deutschlandsberg, dies blieb sie bis zur Pensionierung 1992. Früh entwickelte sie kulturelle Aktivitäten. Besonders im Kulturkreis Deutschlandsberg, der 1972 gegründet wurde, hat sie sich dafür engagiert, klassische Klavier- und Kammermusik auf höchstem Niveau, aber auch Musik-, Malerei- und Tanzworkshops für Kinder sowie Kindertheater in die Weststeiermark zu bringen. Durch ihre Initiativen bekam das Kulturangebot Deutschlandsbergs einen internationalen Anstrich. Den Professorentitel bekam sie 1983, kurz bevor sie gemeinsam mit dem erst kürzlich verstorbenen Komponisten Hans Werner Henze das Jugendmusikfest im „steirischen herbst“ gründete. Dies ermöglichte eine außergewöhnliche Zusammenarbeit der musikbegeisterten Jugend mit arrivierten Künstlerinnen und Künstlern. 1995 gründete sie den „Deutschlandsberger Klavierfrühling“, ein Klavier- und Kammermusikfestival, das eine neue musikalisch-blühende Jahreszeit bescherte. Von Februar bis Juni gelang es ihr seither jährlich ein ganz besonderes und intimes Ambiente des Aufführungsortes zu schaffen und Weltklassepianisten sowie bekannte Kammermusikformationen in die Steiermark zu holen. Den fixen Kern der treuen, stets wiederkehrenden Interpreten bilden neben Elisabeth Leonskaja, das Altenberg Trio Wien, Oleg Maisenberg, der sein erstes Konzert nach seiner Emigration aus Russland in Deutschlandsberg spielte sowie Markus Schirmer und Till Fellner. Bereits davor konnte sie den ukrainischen Ausnahmepianisten Svjatoslav Richter mehrmals zu Gastspielen gewinnen. Die Nachwuchsarbeit war für sie immer ein besonderes Anliegen. Neue junge Künstlerinnen und Künstler finden stets einen Platz im Programm des Klavierfrühlings. Ihr wurden bereits einige Ehrungen zuteil. 2012 lud sie als Grand Dame der Klavierszene bereits zur 18. Ausgabe des Klavierfrühlings. Sie ist seit ihrer Pensionierung vor 20 Jahren unermüdlich und ehrenamtlich für die Belebung des steirischen Kulturlebens aktiv. Die Liebe zur Musik und zu ihren Enkeln sind wesentliche Vitamine, welche ihr die ewige Jugend sichern. Das Steirische Gedenkwerk würdigt das großartige und uneigennützige Engagement für das steirische Kulturleben. Wir dürfen nun an Frau Prof. Barbara Faulend-Klauser für ihre jahrzehntelangen und großartigen Leistungen den Josef Krainer-Heimatpreis überreichen.
Erika und Josef HEISSENBERGER Der Filmemacher Woody Allen meinte einmal: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Nach einer Weile braucht er auch einen Drink.“ Und wir alle wissen: „Wer nicht genießen kann, ist ungenießbar!“. Und so frage ich: Was wäre New York ohne Dean & DeLuca? Was wäre Wien ohne den unaussprechlichen Trzesniewski? Was wäre Graz ohne Frankowitsch? Ist es nicht schön, dass die genannten Städte sich nicht nur durch ihre Größe unterscheiden, sondern auch durch ihre jeweils typischen Genuss-Inseln, die ein besonderes Flair haben. Und wenn sie mich fragen: Hier hat Graz eindeutig die Nase vorne. Begeisterte Touristen posten im Internet: „Frankowitsch hat die besten Brötchen.“ „Wer hier vorbeigeht ist selbst schuld!“ Bei Gastronomie-Onlinebewertungen findet man „den Frankowitsch“ ganz vorne. Und wer hier auf Anhieb einen Sitzplatz findet, freut sich, wie bei einem Tototreffer. Die Erfolgsstory begann bereits 1932, als Herbert Frankowitsch das Delikatessengeschäft gründete. Bereits da begann die Ära legendärer Brötchen und der Frankowitsch entwickelte sich zur besonderen gastronomischen Kultstätte, die ab 1989 von Erika und Josef Heissenberger weitergeführt und erfolgreich ausgebaut wurde. Der Unternehmergeist hat auch familiären Hintergrund. So wurde Josef Heissenberger in eine Kaufmannsfamilie geboren. Er absolvierte die Lehre beim Vater. 1976 heirateten Josef Heissenberger und seine Jugendliebe Erika, und sie freuen sich über ihre beiden Söhne Stefan und Christof. Eine Idee und letztlich die Sympathie der Witwe des Herbert Frankowitsch – die bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1989 noch selbst hinter der Kassa stand – ermöglichten ihnen das Lokal in der Stempfergasse 2 zu übernehmen. Mit unternehmerischem Gespür und Liebe, aber auch bedacht auf die Erhaltung der Atmosphäre nahmen sie Umbauten und Erweiterungen vor. Exotische Delikatessen findet man hier ebenso wie Spezialitäten aus der Genussregion Steiermark und viele dazu passende Weine. Mit der Einbindung eines angrenzenden Geschäftslokals, wagten sie die Eröffnung der Geschenksboutique und auch das Buffet wurde nochmals erweitert. Das zehnjährige Familien-Jubiläum als Frankowitsch-Eigentümer im Jahr 1999 wurde nicht nur bei Sekt und Brötchen, sondern auch mit der Eröffnung der eigenen Pâtisserie gefeiert. Erika und Josef Heissenberger war es in unserer schnelllebigen Zeit ein Anliegen lieb gewonnene Traditionen zu bewahren und zugleich mit innovativen Ideen die Zukunft zu gewinnen. Diese Werte tragen auch die Söhne weiter. Aber auch die übernächste Generation reift heran und die Schar der Enkelkinder wächst. Die Zukunft der Grazer Institution, wie der Frankowitsch bereits im Gault Millau Österreich genannt wurde, ist gesichert. Zur Freude aller heißt das nach den Worten der erst kürzlich erneuerten Frankowitsch-Website, dass auch weiter gegessen und getrunken, eingekauft und gefeiert, geschaut, getratscht, gepatzt und am Nachbarteller spioniert werden kann. Die Steiermark konnte sich erfolgreich als Genussland positionieren: Der Bogen reicht von den großartigen Weinen, über das Kernöl bis zum Vulcano-Schinken. Der Josef-Krainer- Heimat-Preisträger Johann Lafer ist ein steirischer Genussbotschafter im Ausland. Heute dürfen wir daran erinnern, dass unsere Genusspropheten auch im eigenen Land etwas gelten. Und vielleicht ist es auch wichtig zu sehen, dass in der Wirtschaft nicht nur Großkonzerne mit Hochtechnologie punkten können, sondern auch überschaubare Familienbetriebe, die Marktlücken füllen und mit ihrem sympathischen Angebot zur Lebensqualität beitragen. Wie es von vertraulichen Quellen bestätigt wurde, hält sich Frau Heissenberger lieber im Hintergrund. Aber auch Josef Heissenberger ist keiner, der sich in den Vordergrund drängt. An diesem Ehrentag dürfen wir aber nun beide, d.h. Erika und Josef Heissenberger, vor den Vorhang bitten und wir dürfen sie gemeinsam für ihre Leistungen mit dem Josef Krainer-Heimatpreis auszeichnen.
Der Führer der gewaltlosen indischen Freiheitsbewegung, Mahatma Gandhi verkündete: „Stärke entspringt nicht physischer Kraft, sondern einem unbeugsamen Willen.“‚ damit kommen wir zu Josef „Pepo“ PUCH. Josef Puch wuchs in Oberzeiring auf. Er begann eine Rauchfangkehrerlehre, zugleich zeigte sich früh seine Liebe zum Reitsport; zunächst auf dem Rücken von Haflingern. Nach der Meisterprüfung war er der jüngste selbstständige Rauchfangkehrermeister. Bereits in der Kindheit mutierte sein Vorname von Josef in „Pepo“ und dies findet sich auch in den sportlichen Ergebnislisten. Vor allem mit seinem Wechsel zu Großpferden schien sein Name als erfolgreicher Vielseitigkeits- als auch Distanzreiter immer öfter und immer weiter vorne auf: 1990 wurde er Staatsmeister und 1995 österreichischer Meister. Nach Differenzen mit dem österreichischen Verband ritt er für Kroatien und nahm an 3 Europameisterschaften und an den Olympischen Spielen in Athen teil. Er bemühte sich, den Sport sicherer zu machen und war Sicherheitsbeauftragter des Weltverbandes, bis er 2008 selbst einen Unfall erlitt. Bei einem Turnier in Schenefeld bei Hamburg stürzte er wegen einer Fehlfunktion einer Airbag-Sturzweste und brach sich den dritten und vierten Halswirbel, was eine inkomplette Querschnittlähmung bewirkte. Mit einem Schlag konnte er sich nicht mehr bewegen. Dann verbrachte Pepo Puch sechs Monate im Krankenhaus, erarbeitete sich hart wieder einzelne körperliche Bewegungen bis er es mit unglaublichem Willen und eisernem Training schaffte, wieder gehen zu können. Neben den Reha-Spezialisten waren es vor allem seine Familie und sein Freundeskreis, die ihn auf diesem steinigen Weg unterstützten. Besonders seine Frau Michèle, selbst Reiterin und Tochter des frühere Schweizer Olympiareiters Dr. Alfred Schwarzenbach, stand in dieser schwierigen Zeit immer an seiner Seite und trainierte mit ihm. Große Triebkraft war für ihn die Vorstellung, mit seiner damals eineinhalbjährige Tochter Lou Weihnachten nicht im Rollstuhl sitzend, sondern aufrecht stehend vorm Christbaum zu verbringen. Es gelang ihm auch die Rückkehr in den Sport; nun als Dressurreiter im Behindertenreitsport. Den Einstieg fand er mit dem selbst ausgebildeten Wallach „The Who“, mit dem er kurz vor seinem schweren Sturz noch einen Bewerb gewinnen konnte. Nun ritt er vor allem mit Hilfe von Stimmkommandos, wieder internationale Turniere in der Para-Dressur. Nach dem Comeback im Jahr 2010 ritt Pepo Puch bei der Paradressur-Europameisterschaft 2011 in Belgien zur Goldmedaille in der Einzelwertung und gewann Silber in der Kür. Ende 2011 wurde ihm beim großen Salzburger Hallenreitturnier der „Amadeus Award“ verliehen. Kurz zuvor wurde er mit Abstand erstmals Weltranglistenerster der Paradressur-Reiter. Beim Maimarktturnier in Mannheim, stellte der Steirer in seiner Kategorie einen neuen Weltrekord auf. Im Sommer 2012 bestritt Puch seine ersten Paraolympischen Spiele: Er gewann in der Londoner Greenwitch-Arena zuerst Bronze in der Dressur-Pflicht und dann in der Kür die Goldmedaille. Er trotzte den Rückschlägen und er lebte seinen Leitspruch „Was denkbar ist, ist auch machbar!“ in beeindruckender Manier vor. Er will den Mut weitergeben, dass manche Behinderung überwunden werden kann und bei inkompletten Querschnittlähmungen sind mit großer Willenskraft tatsächlich wunderbare Entwicklungen möglich. Nächste sportliche Ziele sind die EM 2013 und die WM 2014. Der nun in der Schweiz lebende Steirer hat Rauchfangkehrerbetriebe bei Judenburg und Korneuburg. Immer wieder kommt er in die Steiermark, wie gerade erst zum Grawe-Award oder zum Empfang der steirischen Olympioniken in der Grazer Burg. Im Gegensatz zu den Turnieren sitzt im sonstigen Leben nie am „hohen Ross“ und trotz seiner großartigen Leistungen bleibt er immer bescheiden. Der Jahreswechsel ist nicht mehr so weit, und Sie alle wissen, dass bei uns die Rauchfangkehrer ein besonderes Glücksymbol sind. Noch dazu, wenn sie selbst trotz allen Unglücks durch eigene Willenskraft wieder zum Glück finden. So freut es umso mehr, dass wir heute Herrn Beppo Puch in der Grazer Burg den Josef Krainer-Heimatpreis überreichen dürfen.
Der ehemalige britische Schatzkanzler Denis Healey sagte einmal: „Entwicklungshilfe? Das ist wenn die armen Leute eines reichen Landes für die reichen Leute eines armen Landes Geld spenden.“ Dass das nicht ganz so ist beweist unser nächster Preisträger: Werner RÖMICH Werner Römich stammt aus Köflach. Nach der Matura am 5. Bundesrealgymnasium in Graz absolvierte er die Lehrerausbildung und unterrichtete an Volks- und Hauptschulen. Eine völlig neue Herausforderung führte Werner Römich 1966 erstmals nach Guatemala. Er unterrichtete 7 Jahre am Instituto Austriaco, der Österreichischen Schule, und er fand auch das Vertrauen der indigenen Bevölkerung. Danach übernahm er die Leitung eines Bildungszentrums in Zunil im Hochland Guatemalas und wirkte nun als Entwicklungshelfer. Nach Jahren in Graz zog es ihn als Entwicklungshelfer auch nach Bolivien. In Oruru, einer Stadt im bolivianischen Andenmassiv, leitete er fast zwei Jahre lang eine Bolivianisch-Österreichische Bergbauschule. 1979 kam er erstmals wieder für sechs Jahre zurück und er lehrte am Polytechnischen Lehrgang Graz-Nord. Er nutzte diese Phase in seiner Heimat, um einen umso längeren nächsten Auslandsaufenthalt vorzubereiten. Denn 1986 zog es ihn wieder an das Instituto Austriaco in Guatemala City, wo er für weitere zehn Jahre bis zur Pensionierung lehrte. Er war aber noch weit darüber hinaus tätig. Wie kaum ein anderer lernte er das Land, seine Menschen und deren Chancenlosigkeit und unvorstellbare Armut kennen. Er erkannte, dass der Weg aus der Armut nur über die Bildung führt. Dies ist ein Weg, zu dem besonders die Mayabevölkerung kaum Zugang fand. Ende der 1980er Jahre gründete er gemeinsam mit seinem Freund, dem Guatemalteken Marco Antonio Roca Montenegro, die sogenannte „Casa Hogar“. Zuerst noch in einem desolaten Haus untergebracht, handelt es sich dabei um eine Einrichtung, die begabten Kindern aus einem sozial schwachen Umfeld die Chance einer soliden Erziehung ermöglichte und auch Unterkunft bot. Der gute Draht zur Steiermark war dabei wichtig: So konnte Römich über die von LR a.d. DI Hermann Schaller initiierte Organisation „Solidarität mit Lateinamerika“ Steiermark, finanzielle Mittel auftreiben, die den weiteren Ausbau der Casa Hogar in Guatemala ermöglichten. Inzwischen bietet das Haus 28 jungen Menschen Platz und eröffnet Bildungsmöglichkeiten bis zur Universitätsreife. Vor allem Patinnen und Paten aus Österreich tragen die monatlich anfallenden Kosten. Die Tätigkeit Werner Römichs geht aber noch viel weiter. Seine Initiativen trugen in mehreren Hochlanddörfern zur Gründung und Elektrifizierung von Grundschulen bei. Auch im (Un-)Ruhestand setzt er sich unermüdlich für seine Projekte ein und verbringt heute noch etwa die Hälfte des Jahres in Guatemala um vor Ort zu helfen. In der Steiermark lukriert er Mittel für seine Projekte, hier ist aber auch sein familiärer Anker – er erfreut sich an seinen 2 Kindern und mittlerweile 7 Enkeln. Eine Person, die sein Wirken stets unterstützt und immer mitträgt, sei heute nicht vergessen: Werner Römichs Ehefrau Christa – ein Teil des Erfolgs gebührt auch ihr. 2011, im „Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit“ bekam der Steirer von Außenminister Michael Spindelegger das Bundesehrenzeichen verliehen. 2012 ist nun ein weiteres wichtiges Jahr. Sie alle wissen: Esoteriker sehen im Maya-Kalender das sich abzeichnende Weltende am 21. Dezember. Das angekündigte Weltende wird aber am 24. Dezember keine Ausrede sein, wenn Sie nun auf Weihnachtseinkäufe verzichten und dann mit leeren Händen dastehen; denn Fachleute wissen, dass im Kalender lediglich ein neuer Zyklus beginnt. Ich zweifle nicht also daran, dass wir uns auch in den folgenden Jahren zu Krainer-Preis-Verleihungen sehen werden. Heute dürfen wir einen Mann ehren, der über Jahrzehnte großes geleistet hat. Das offizielle Österreich ist leider in der Entwicklungshilfe ein Schlusslicht, unsere Entwicklungshilfe ist ziemlich unterentwickelt. Es gibt aber beherzte Bürger, die in Eigeninitiative versuchen, dieses Manko wettzumachen und die sich sagen: Ein Tropfen Hilfe ist besser als ein Ozean voll Mitgefühl. Wir dürfen Herrn Römich danken und zum Josef Krainer-Heimatpreis herzlich gratulieren.
„Der alte Arzt spricht lateinisch, der junge Arzt englisch. Der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten.“ Und damit sind wir bei einem Mediziner, der immer ganz nahe bei den Nöten der Patienten ist: Univ.-Prof. Dr. Heinz SILL Heinz Sill wurde in Graz geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder. Er absolvierte das Medizinstudium in Graz. Dann folgte die Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin und die Facharztausbildung in Innerer Medizin. Ein Erwin-Schrödinger Auslandsstipendium ermöglichte einen 2-jährigen Forschungsaufenthalt am Centre for Adult Leukaemia der Royal Postgraduate Medical School in London. 1996 – wieder in Graz – habilitierte er sich für Innere Medizin und absolvierte eine Zusatzfacharztausbildung in Hämatologie und Onkologie an der neuen Grazer Klinischen Abteilung für Hämatologie, an die Univ.-Prof. Dr. Werner Linkesch berufen wurde. 1995 begann er dort ein Forschungsteam aufzubauen und ist bis heute, nun eingegliedert in die MedUni, stellvertretender Abteilungsleiter. Forschungsschwerpunkt ist die Frage der sogenannten Pathogenese aggressiver myeloischer Neoplasien, die in jedem Alter bedrohen können. Prof. Heinz Sill konnte so ein gutes Forschungsteam platzieren. Der wissenschaftliche Austausch mit internationalen Partnern befruchtete die Arbeit. 1996 war er Gründungsmitglied der „Leukämiehilfe Steiermark“. Diese Non-Profit Organisation, die von PatientInnen und MitarbeiterInnen der Klinischen Abteilung für Hämatologie getragen wird, leistet Beachtliches, dies wurde bereits 1998 mit einem Großen Josef Krainer-Preis gewürdigt. Als langjähriges Vorstandsmitglied hat Professor Sill immer aktiv den Obmann, OSR Rupert Tunner, unterstützt. 1995 hatte Hauptschuldirektor Rupert Tunner die schlimme Nachricht erhalten, dass er an chronisch lymphatischer Leukämie erkrankt sei. Mit Hilfe der Medizin genas er und begann über den Verein „Leukämiehilfe Steiermark“ alle Betroffenen zu betreuen, die durch das schwere Leiden ihre seelische und körperliche Stabilität verloren. Er ist keine Selbstverständlichkeit, dass vom Schicksal Betroffene nach eigener Gesundung die Kraft aufbringen, für Menschen in vergleichbarer Situation da zu sein, es ist aber auch erfreulich, dass es seitens der Fachmedizin sofort zu einem wertvollen Brückenschlag kam. Prof. Dr. Sill widmete sich intensiv der Beratung und Hilfe für Patienten und deren Angehörige. Ihm waren aber auch die Verbesserung der klinischen Infrastruktur und die Forschungsförderung wichtig. Er hielt Vorträge und besuchte Schulen, um über Blut, Leukämie und Leukämiehilfe zu referieren. Seit nun 12 Jahren engagiert er sich auch im wissenschaftlichen Beirat der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie. 2002 war er über ein Visiting Physician Program zu Studien am Fred-Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, USA. An der MedUni beschäftigt sich Heinz Sill seit Jahren intensiv mit der Therapie-assoziierten Leukämie, die als Spätfolge einer vorangegangenen Chemotherapie bzw. Bestrahlung auftritt, wenn die Ersterkrankung bereits überstanden ist. So kam es, dass 2009 die Leukämiehilfe Steiermark eine Stiftungsprofessur für Leukämieprävention finanzierte. Dies ist eine bemerkenswerte Initiative, denn meist kommt in der Medizin die Prävention im Vergleich zur Reparaturmedizin viel zu kurz. Heinz Sill konnte so klinische Aspekte und Grundlagenforschung verbinden. Nach internationaler Evaluation der Forschungsergebnisse wurde Dr. Heinz Sill 2011 von der MedUni auf eine Professur für Leukämieforschung berufen. Der Begriff Leukämie kommt aus dem Griechischen und heißt wörtlich weißes Blut. In der Wissenslandschaft rund um die Bekämpfung dieses Leidens gibt es noch viele weiße Flecken. Dies mit Kenntnissen und Therapien zu füllen ist ein großes Ziel. Professor Sill versteht es mit seiner Menschlichkeit, aber auch mit seinem profunden Wissen, unzähligen Menschen beizustehen. Für die wissenschaftlichen Leistungen zur Verbesserung der Situation Leukämiekranker und sein vorbildliches soziales Engagement dürfen wir nun Professor Dr. Sill den Josef Krainer-Heimatpreis überreichen.
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