Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Wir kommen zur Verleihung der Josef Krainer-Preise, die in Erinnerung an das Wirken von Landeshauptmann Josef Krainer dem Älteren, dessen Persönlichkeit soeben von Prof. Wolfgang Mantl eindrucksvoll gewürdigt wurde, überreicht werden.
Der Reigen der Krainer-Preise umfasst Wissenschaftspreise, die Großen und die Internationalen Preise, die meist jeweils am Landesfeiertag im März vergeben werden. Im November werden traditionellerweise die Josef Krainer-Heimatpreise vergeben. Doch heute dürfen wir mit einem Novum aufwarten. Erstmals werden die „Zukunftspreise“ vergeben. Damit wollen wir Persönlichkeiten auszeichnen, die noch der jüngeren Generation angehören, die aber bereits hervorragende Leistungen erbracht haben, die zu weiteren Zukunftshoffnungen ermutigen. Damit glauben wir im Sinne von Josef Krainer zu handeln, dem zwar die Tradition ein wichtiges Anliegen war, der aber mutig der Zukunft zugewandt, viele Innovationen ermöglichte.
Und so kommen wir zur ersten Preisträgerin: Filme, das ist das Leben, aus dem man die langweiligen Stellen herausgeschnitten hat. Und Geschichten vom Leben in Bildern zu erzählen, das ist das Metier der Filmemacherin Marie Kreutzer. Magistra Marie KREUTZER ist eine junge, aufstrebende Filmemacherin. Eigentlich sollte ich diese Untertreibung richtig stellen: Sie ist ein cineastischer Shooting-Star, der 1977 in Graz, übrigens als Tochter der langjährigen Clubchefin der Grünen, Ingrid Lechner-Sonnek, geboren wurde und an der Modellschule Graz, eine überaus originelle Alternativschule mit künstlerischem Schwerpunkt, maturierte. Sie studierte Buch & Dramaturgie an der Filmakademie Wien und schloss ihr Studium 2005 mit Auszeichnung ab. Dann arbeitete sie als Gestalterin bei der ORF- „Sendung ohne Namen“. Sie selbst blieb aber nicht namenlos, sondern machte sich bald einen viel beachteten Namen als Drehbuchautorin und Regisseurin. Bereits in der Studienzeit fiel sie z.B. mit dem Kurzspielfilm „Cappy leit“ auf. Sie wurde auf internationalen Festivals beachtet und konnte zwei Film- bzw. Drehbuchwettbewerbe gewinnen. Dieser Kurzfilm wurde über mehrere Fernsehsender ausgestrahlt. Darüber hinaus konnte sie mit eigenen Dokumentarfilmen zur ORF-Sendung „Kreuz & Quer“ beitragen und war auch für Buch und Regie weiterer Kurzspielfilme verantwortlich, z.B. „White Box“ oder „Punsch noël“. Ein Meisterstück gelang Marie KREUTZER heuer mit ihrem ersten Langfilm „Die Vaterlosen“. Schon die Arbeit am Drehbuch wurde durch ein Cine-Styria-Stipendium gefördert und neben der Regisseurin und Drehbuchautorin hat der Film mit Marion Mitterhammer, Andreas Kiendl, Andrea Wenzl und Pia Hierzegger eine starke steirische Besetzung. Dieses Beispiel zeugt übrigens davon, wie sinnvoll und erfolgreich die weiß-grüne Filmförderung ist. Denn bei der Welturaufführung bei der Berlinale 2011 brandete frenetischer Beifall auf und Kreutzers Werk fand von der internationalen Jury als bester Erstlingsfilm eine lobende Erwähnung. Auch bei den Bozner Filmtagen war sie erfolgreich und erhielt den Preis für den besten Spielfilm. Kurz vor dem österreichweiten Kinostart von „Die Vaterlosen“ im April 2011 gelang Frau KREUTZER auch in Österreich der endgültige Durchbruch, als sie beim Festival des österreichischen Films in Graz den Großen Diagonale-Preis für den „Besten österreichischen Kinospielfilm 2010/2011“ gewann. Der Film wurde auch noch mit dem Preis für die beste Bildgestaltung und mit Diagonale-Schauspielpreisen ausgezeichnet. Der unvergessene Carlo Ponti meinte einmal sarkastisch: Wenn ein Film Erfolg hat, ist er ein Geschäft, wenn er keinen hat, ist er Kunst. Unsere Preisträgerin beweist hingegen, dass es auch Filme gibt, die Kunst sind und außerdem Erfolg haben. Neben dem Filmemachen ist Marie KREUTZER als Vorstandsmitglied im Drehbuchverband und Drehbuchforum Austria tätig und seit heuer ist sie auch Mitglied der Projektkommission des Österreichischen Filminstituts. Doch ganz aktuell darf sich die in Wien lebende Steirerin gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Martin Reiter über eine völlig neue und sehr schöne Rolle freuen. Es ist ihr erfolgreiches und aufregendes Rollendebüt als junge Mutter einer erst 10 Wochen alten Tochter. Dazu, aber auch zum Josef Krainer-Zukunftspreis dürfen wir sehr herzlich gratulieren.
Oskar Kokoschka definierte: „Europa ist kein geografischer, sondern ein kultureller Weltteil“. Und Konrad Adenauer meinte: „Die Einheit Europas war ein Traum weniger. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für alle.“ Europa ist ein komplizierter Kontinent der Vielfalt und der babylonischen Sprachverwirrung. Dennoch gibt es den Traum eines gemeinsamen Europa, wenngleich bereits Charles De Gaulle eine feine semantische Unterscheidung prägte, indem er das Wort „Vaterland Europa“ durch die Formel „Europa der Vaterländer“ ersetzte. Als 1958 die EWG entstand, war Josef Krainer d. Ä. einer der wenigen österreichischen Politiker, der sich damals auszusprechen traute, dass wir nicht in der Neutralität verhungern dürfen. In der Steiermark gab es immer schon starke positive Impulse für die Europäische Integration.
Damit sind wir bei Mag. Richard KÜHNEL: Richard Nikolaus KÜHNEL, 1969 in Graz geboren, ist Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Wien. Schon im Jus-Studium an der Karl-Franzens-Universität Graz faszinierten ihn Europa-Fragen. 1993 schloss er sein Studium mit der Diplomarbeit zur „Gesetzgebung in der Europäischen Gemeinschaft“ ab. Nach einem Praktikum am Europäischen Parlament folgten Studien- und Forschungsaufenthalte in Lyon, Florenz und Princeton sowie erste Auslandseinsätze. Zagreb, Tokio und die UNO in New York waren Stationen von Richard KÜHNEL, der 1996 die Diplomatenprüfung mit Auszeichnung ablegte. Zurück in Wien, war er im Kabinett der Außenministerin Dr. Benita Ferrero-Waldner tätig, ehe er ihr nach Brüssel folgte, als sie 2004 EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und Europäische Nachbarschaftspolitik wurde. Er war als Berater fast vier Jahre in Brüssel, wo er u.a. für die multilateralen Beziehungen im Rahmen der Vereinten Nationen, der OSZE, des Europarates und der G8 zuständig war und sich für Menschenrechte, den Dialog der Kulturen und für Demokratie einsetzte. Zudem war ihm die Beziehungsarbeit zu Österreich wichtig. Seit etwa drei Jahren ist Richard KÜHNEL mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Antonia Kühnel, wieder in Österreich. Er leitet das ca. 20-köpfige Team der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich. Ein spezielles Anliegen ist ihm der offene Dialog. Vorträge und Diskussionen führen ihn oft in seine steirische Heimat. Er möchte umfassend über EU-Themen informieren und umgekehrt soll Brüssel über österreichische Sichtweisen und Anliegen erfahren. Wie motiviert Herr KÜHNEL dies angeht, zeigt der Blick auf die Homepage der Kommissions-Vertretung: Hier gibt es u.a. einen umfangreichen Wissenspool zu EU-Themen, aber auch kritische Stellungnahmen zu Zeitungsartikeln. Im Moment haben es Freunde der Europaidee nicht leicht, es bläst ihnen ein kalter Wind entgegen. Ich persönlich halte es mit Jacques Jean Delors, der einmal meinte: Europa ist gesünder als viele glauben. Die echte Krankheit Europas sind seine Pessimisten. Als Brückenbauer zwischen den Menschen und Institutionen in Österreich und der Europäischen Kommission fungiert Richard Kühnel getreu seinem Lebensmotto: „Die Heimat im Herzen, die Welt im Blick“. Wir dürfen zum Josef-Krainer-Zukunftspreis herzlich gratulieren.
Der bekannte Romancier William Faukner behauptete einst: „Die Dinge, auf die es im Leben wirklich ankommt, kann man nicht kaufen.“ Dem widersprach der amerikanische Rocksänger David Lee Roth: „Wer sagt, dass man Glück nicht kaufen kann, hat keine Ahnung von Shopping.“ Dass Einkaufen Freude macht, erkannte bereits der große Ovid. Er schrieb: „Eine Frau kauft immer irgendetwas.“ Wäre er ein Schriftsteller der Gegenwart, würde er nun Proteste der Gleichheitsbeauftragten zu erwarten haben. Doch man muss Ovid zu Gute halten, er lebte von 43 vor bis 18 nach Christus. Damals hatte es das prachtvolle Kaufhaus Kastner & Öhler noch nicht gegeben, wo heute auch Männer gerne einkaufen.
Am Beginn der bereits 138-jährigen Gründungsgeschichte stand ein Zufall: Carl Kastner war auf dem Weg von Tschechien nach Kroatien in Graz und versäumte den Anschlusszug. Diesem Umstand ist zu verdanken, dass er durch die Grazer Innenstadt schlenderte und ein leeres Geschäftslokal in der Sackstraße 7 für seinen Kurzwarenhandel mietete, um dieses gemeinsam mit Hermann Öhler auszubauen. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die nun in fünfter Generation von Martin WÄG und Thomas BÖCK, den Ururenkeln der beiden Firmengründer, fortgesetzt wird. Sie stehen seit 2001 den 48 Kastner & Öhler- und Gigasport-Standorten mit rund 1.860 Beschäftigten in Österreich und dem benachbarten Ausland vor.
Mag. Martin WÄG wurde 1965 in Graz geboren und absolvierte hier das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Dann stieg er 1991 ins Familienunternehmen ein, ehe er nach Auslandspraktika in Südafrika und in der Schweiz in die oberste Führungsebene aufstieg. In seinem Verantwortungsbereich liegen die Ressorts Mode, Rechnungswesen und Finanzen, Marketing, Bau/Technik/Einrichtung sowie Facility-Management.
Mag. Thomas BÖCK, 1968 ebenfalls in Graz geboren, zog es nach seiner Matura am Gymnasium Sacre Coeur an die Berufsakademie in Mannheim und absolvierte eine praktische Ausbildung bei Karstadt in Deutschland. Auch er begann Anfang der 1990er-Jahre seine Karriere bei Kastner & Öhler. Nach einem Wirtschaftsstudium in Südfrankreich wurde er schließlich Mitglied des Vorstandes des traditionsreichen Warenhauses und ist nun für Innovation, Organisation/EDV/Logistik sowie die Rechts- und Liegenschaftsabteilung und die Gastronomie zuständig.
Um die zentrale Bedeutung der Leistung unserer beiden Preisträger zu skizzieren, sei mir an dieser Stelle ein offenes Wort gestattet: Kaufhäuser haben es heute – auch international betrachtet – nicht leicht. So müssen die bekannten Kaufhausketten Woolworth, Karstadt und Hertie um ihren Fortbestand bangen. Daran ist nicht nur die Wirtschaftskrise schuld, sondern der Trendwandel, dass bunkerartige fensterlose und meist etwas überheizte Kaufhäuser, die sich mit Durchschnittsware und Durchschnittspreisen an Durchschnittskunden wenden, heute keinen besonderen Reiz mehr ausüben. Es gab also nicht wenige Handelspropheten, welche den Großkaufhäusern in den Stadtzentren keine strahlende Zukunft prognostizierten. Unsere beiden Preisträger haben dagegen gehalten und einen mutigen und kreativen Schritt gewagt, denn ihnen lag die Entwicklung des Grazer Stammhauses besonders am Herzen. In den innovativen Relaunch des Traditionshauses investierten sie in den letzten Jahren rund 80 Millionen Euro. Damit brachten sie wesentliche Impulse für die Grazer Altstadt. Dass die Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe ist, freut uns alle, doch es braucht auch wirtschaftliche Highlights, um die Stadt lebendig zu erhalten. Der spektakuläre Bau der Tiefgarage, die Wiederherstellung der großen Halle mit dem vergoldeten Stuck und ihrem über acht Geschoße gehenden Lichtschacht gemäß der ursprünglichen Grundstruktur des Hauses sowie die außergewöhnliche Architektur der neuen Dachlandschaft mit dem Skywalk sind nur einige Aspekte die den besonderen Reiz dieser Verbindung von Alt und Neu ausmachen. Fellner & Helmer, die Architekten von 1912 blicken sicher zufrieden aus den Wolken und freuen sich, denn der Umbau ist prachtvoll gelungen und passt wunderbar zu den Bemühungen der Stadt Graz, sich als UNESCO-City of Design zu profilieren. Dazu gehört auch die Stiftung von Preisen, wie etwa der Kastner & Öhler Fashion Award, der im Rahmen des Designfestivals assembly zur Förderung junger, aufstrebender DesignerInnen vergeben wird. Die Leistungen der Kastner & Öhler-Vorstände, die übrigens seit Juli 2011 mit Andreas Zinschitz ein drittes Vorstandsmitglied im Team haben, finden auch international große Anerkennung. So wurden sie mit dem in Las Vegas, USA, verliehenen Titel „Department Store des Jahres 2011“ geehrt, einem der begehrtesten Architektur-Design-Preise weltweit. Des Weiteren erhielten sie als erstes österreichisches Einzelhandelsunternehmen den „Forum-Preis“, der als Branchen-Oskar der deutschsprachigen Textilwirtschaft gilt.
Wir wollen zeigen, dass Ihre Leistungen auch in der Steiermark geschätzt werden. Dies wollen wir nun mit dem Josef Krainer-Zukunftspreis zum Ausdruck bringen. |