Großer Josef Krainer-Preis 2011

 

Großer Josef Krainer-Preis

Renate GÖTSCHL, Sport

Gerhard ROTH, Literatur

Josef Krainer-Würdigungspreis

ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Katharina SCHERKE, Soziologie

Josef Krainer-Förderungspreis

Mag. Dr. Hartwig GERHARTINGER, Rechtswissenschaften

Dipl.-Ing. Dr. Markus KOCH, Technische Physik

Dipl.-Ing. Dr. Susanne KOCH und Dipl.-Ing. Dr. Svea MAYER, Montanwissenschaften

Mag. Gerit MOSER, PhD, Medizin

Mag. Dr. Christian MÖSTL, Naturwissenschaften

Die Preisträger: Gerit Moser, Katharina Scherke, LH-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer, Susanne Koch, Renate Götschl, LH a.D. Josef Krainer und Svea Mayer (vorne); Markus Koch, Gerhard Roth, Hartwig Gerhartinger, Christian Möstl und Obmann Gerald Schöpfer (hinten)
© Foto Fischer


Großer Josef Krainer-Preis

Renate GÖTSCHL (Sport)

Renate GÖTSCHL – die „Speed-Queen“ aus der Steiermark – ist unbestritten eine der herausragendsten Persönlichkeiten im Damen-Skizirkus. Während ihrer aktiven Sportkarriere hat sie zahlreiche Weltcupsiege für sich verbucht, Weltcup-Kristallkugeln gewonnen und Weltmeisterschaftstitel eingefahren. Fast immer standen ihre vielen Fans kurz vor dem Herzinfarkt, wenn die in Judenburg als Tochter von Anton und Frieda geborene GÖTSCHL dem Ziel entgegenraste. Bereits während ihrer Volksschulzeit in St. Georgen in Obdachegg und ihrer Hauptschulzeit in Obdach ging sie bei diversen Skirennen zumeist als Gewinnerin nach Hause. Sie besuchte in weiterer Folge die Skihandelsschule Schladming und nahm mit 15 erstmals an FIS-Rennen teil. Auch hier überzeugte sie durch ihre Seriensiege und wurde schon bald für das Europacuprennen 1992 in Mariazell aufgestellt, das sie ebenfalls gewann. Ein Jahr später konnte die damals erst 17-jährige Sportlerin ihren ersten Weltcup-Sieg in Lillehammer einfahren und damit einen eindrucksvollen Beweis ihres großen Talentes erbringen. Im selben Jahr siegte sie auch beim Weltcup-Super-G in der Flachau und konnte die Kombination in St. Anton gewinnen. In der Folge hatte es die Steirerin nicht immer leicht und musste viele Ausfälle verkraften, ließ aber nie locker und erreichte trotzdem mehrere Podestplätze, bis in der Saison 1996/97 in Sestriere ihr erster Weltmeisterschaftstitel in der Kombination folgte. Außerdem gewann sie ihre erste von fünf kleinen Kristallkugeln für den Sieg im Abfahrtsweltcup. 1999 holte sie sich in Vail den WM-Titel in der Abfahrt sowie Silber in der Kombination und im Super-G. In der Saison 1999/2000 fuhr die Speed-Queen nicht nur in ihren Paradedisziplinen stark, sondern bewies auch in den technischen Rennen ihre Qualitäten. Vordere Platzierungen in Slalom- und Riesenslalomrennen sowie fast schon „normale“ Podestplätze bei den Speed-Disziplinen brachten GÖTSCHL viele Punkte ein, die schließlich zum Gewinn des Gesamt-Weltcups führten. Noch drei weitere Male kam sie an diesen großen Erfolg sehr nahe heran und wurde sowohl 2001, 2002 als auch 2004 Gesamt-Weltcup-Zweite.

So wie alle Sportlerinnen und Sportler hatte auch Renate GÖTSCHL wechselvolle Saisonen bzw. Enttäuschungen und leider auch Verletzungen zu verarbeiten. Sie stand aber stets auf, blickte nach vorne und konnte so weitere Erfolge einfahren. Besonders hervorzuheben sind da natürlich ihre zwei Olympiamedaillen, die sie 2002 in Salt Lake City erreichen konnte sowie die Kristallkugeln für den Gewinn in der Abfahrts-Wertung und in der Super-G-Wertung in der Saison 2003/04. Im Jänner 2005 schrieb sie in Cortina, ihrem „Wohnzimmer“, Skigeschichte und raste zu drei Siegen in Folge. Damit legte sie den Grundstein zum erneuten Gewinn des Abfahrt-Weltcups und sie konnte darüber hinaus bei der WM in Bormio durch zwei Medaillen auch ihre Edelmetall-Sammlung weiter aufstocken. Im selben Jahr wurde sie zum zweiten Mal zu Österreichs Sportlerin des Jahres gewählt – insgesamt darf sie sich heute auch als fünffache steirische Sportlerin des Jahres bezeichnen. Was bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin – beim Einzug als Fahnenträgerin des österreichischen Teams –so gut begonnen hatte, endete mit einer Knieoperation nach dem verpatzten Super-G und der Abfahrt, bei der die Österreicherin nur knapp eine Medaille verpasste. Grund für den Eingriff waren Schäden am Knorpel und ein Innenbandriss, der sich im Nachhinein doch als schlimmer herausstellte als zunächst angenommen. Auch das konnte Frau GOETSCHL nicht von ihren Zielen abbringen und bereits in der Saison 2006/07 feierte sie mit insgesamt acht Siegen so viele Saisonerfolge wie nie zuvor. Damit sicherte sie sich auch schon früh die kleinen Kristallkugeln für den Sieg im Abfahrts- und Super-G-Weltcup. Im Sommer 2007 musste sie sich wegen einer Knieverletzung operieren lassen und hatte dadurch für die nächste Saison einen deutlichen Trainingsrückstand. Sie konnte zwar kein Rennen gewinnen, sicherte sich dennoch mehrere Podestplätze und belegte im Abfahrtsweltcup hinter der US-Amerikanerin Lindsey Vonn den zweiten Rang.

Ihre letzte Saison als Aktive im alpinen Schizirkus beendete sie beim Weltcupfinale in Åre mit dem dritten Platz in der Abfahrt. Im August 2009 gab Renate GÖTSCHL aufgrund ihrer Schwangerschaft und der damit verbundenen privaten Neuorientierung nach 17 Jahren im Weltcup ihren Rücktritt als Skirennläuferin bekannt. Bei der Verleihung der Auszeichnungen der österreichischen Sportlerinnen und Sportler des Jahres wurde sie mit einem Spezialpreis geehrt. Ihre unzähligen Erfolge lassen sie auch auf der ewigen Bestenliste aufscheinen. So hält sie mit 17 Weltcupsiegen allein im Super-G den Rekord als erfolgreichste Läuferin in dieser Disziplin. Insgesamt ist die dreifache Weltmeisterin mit ihren 46 Weltcupsiegen in vier verschiedenen Disziplinen die dritterfolgreichste Athletin der Weltcupgeschichte und gemessen an den erreichten Top-Ten-Platzierungen – es sind unglaubliche 198 an der Zahl – ist sie überhaupt die Nummer eins der Welt. Für Renate GÖTSCHL selbst sowie für ihren Lebensgefährten Hannes Kargl dürfte die Nummer eins zur Zeit wohl ihre gemeinsame Tochter Lara-Sophie sein, die vor kurzem ihren ersten Geburtstag feierte. Und die glückliche Familie wird bald noch größer werden, denn ein Geschwisterchen ist bereits unterwegs und für Ende Juli in Erwartung. Bereits ab 1. April wird eine weitere GÖTSCHL zu sehen sein, nämlich eine Doppelgängerin der Speed-Queen aus Wachs. Sie wurde als erste Skirennläuferin für das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds ausgewählt.

Gerhard ROTH (Literatur)

Gerhard Roth – er zählt heute zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart –wurde als zweites Kind des Arztes Dr. Emil und der Krankenschwester Erna Roth in Graz geboren. 1961 maturierte er am Lichtenfelsgymnasium und begann an der Karl-Franzens-Universität Graz ein Medizinstudium. 1963 heiratete er Erika Wolfgruber, mit der er drei Kinder, Eva, Petra und Thomas, hat. In diese Zeit fielen auch die ersten Auftritte als Schauspieler in zwei Einaktern von Wolfgang Bauer im Forum Stadtpark. Dies bedeutete gleichzeitig den Beginn einer langjährigen Freundschaft und künstlerischen Auseinandersetzung, die vor allem das Frühwerk des Autors prägte. Ebenfalls Anfang der 1960er Jahre beginnt seine Freundschaft mit Peter Pongratz, die später zu zahlreichen künstlerischen Kooperationen führte: So entwarf Pongratz für Aufführungen mehrerer Dramen ROTHS die Bühnenbilder. 1967 brach er das Medizinstudium ab und widmete sich seinem wirklichen Interesse, der Literatur. Zunächst verdiente er seinen Lebensunterhalt noch durch seine Tätigkeit als Operator, ab 1970 als Abteilungsleiter für Organisation, im Rechenzentrum Graz. 1972 erscheint „die autobiographie des albert einstein“ als seine erste literarische Buchveröffentlichung, seit 1977 lebt er als freier Schriftsteller. Fünf Jahre lang war Gerhard ROTH Mitglied der Grazer Autorenversammlung, bis Ende der 1980er Jahre blieb er Mitglied des Forum Stadtpark. Zwecks Recherchetätigkeiten und Filmprojekten unternahm er mehrere ausgedehnte Amerikareisen, bei denen er zum Teil von Wolfgang Bauer und Alfred Kolleritsch begleitet wurde. Nach der Trennung von seiner ersten Frau Erika übersiedelte Herr ROTH gemeinsam mit Senta Thonhauser, die er 1995 heiratete, ins südsteirische Obergreith bzw. einige Jahre später in die „Leitensima-Keusche“ nach Kopreinigg.

Auch wenn es ihn dann nach Wien zog, wo er bis heute seinen Hauptwohnsitz hat, behielt Gerhard ROTH sein Domizil in der Südsteiermark als Wohnsitz für die Sommermonate. Zwischenzeitlich stand noch ein einjähriger Hamburgaufenthalt am Plan und es gab mehrere Ausstellungen mit Fotografien, z.B. zu seinem Roman „Der Stille Ozean“ im Kulturhaus Graz, die Fotoausstellung „Grenzland“ mit Fotografien aus der südsteirischen Grenzregion in der Berufsschule Gleinstätten und die Ausstellung „Schriftsteller als Fotografen: Michael Holzach und Gerhard Roth“ mit Fotografien aus der Südsteiermark im Fotografischen Kabinett des Folkwang Museums in Essen. Aus der 1982 beginnenden Freundschaft mit Anni und Günter Brus erwächst eine intensive künstlerische Zusammenarbeit, die in dem Theaterstück „Erinnerungen an die Menschheit“, das im Schauspielhaus Graz aufgeführt wurde, gipfelte. Bereits ab 1978 arbeite ROTH an dem siebenbändigen Romanzyklus „Die Archive des Schweigens“, der in der Südsteiermark und in Wien angesiedelt ist und den er 1991 abschließt. Seine ersten zehn Wien-Jahre waren vor allem durch die enge Zusammenarbeit für Fernseh- bzw. Kinofilme mit Michael Schottenberg und seinem Sohn, dem Regisseur Thomas Roth gekennzeichnet. Seit 1993 arbeitet Gerhard ROTH an dem ebenso groß angelegten „Orkus-Zyklus“, der diverse fremde Kulturkreise einbezieht und inzwischen fertig gestellt ist: Die Bücher „Der See“ (1995), „Der Plan“ (1998), „Der Berg“ (2000), „Der Strom“ (2002), „Das Labyrinth“ (2005), „Das Alphabet der Zeit“ (2007) und „Die Stadt“ (2009) sind bereits erschienen, der letzte Band „Orkus –Reise zu den Toten“ wird im April 2011 veröffentlicht. Im Zuge der Recherchen für den Zyklus absolvierte er Reisen nach Ägypten, nach Japan, nach Griechenland und zum Berg Athos, nach Spanien, Madeira und Lissabon. Insgesamt 32 Jahre lang hat Gerhard ROTH an seinen beiden legendären Romanzyklen gearbeitet, die neben klassischen Romanen auch dokumentarische und essayistische Bände umfassen und mit ihren 15 Büchern und fast 6000 Seiten eines der gewaltigsten Projekte der zeitgenössische Literaturgeschichte bilden. Der Band „Orkus“ ist der Schlussstein dieser monumentalen Arbeit: Wie es heißt, handelt es sich dabei um einen autobiographischen Roman, in dem das Leben des Autors mit dem seiner Figuren auf faszinierende Weise verschmilzt. 2003 startete Gerhard ROTH die Wanderausstellung „Orkus – Im Schattenreich der Zeichen“ mit Fotografien, Manuskriptseiten und Materialien zum Orkus-Zyklus im Literaturhaus Graz, die 2004 ins Literaturhaus Wien übernommen und 2008 in erweiterter und aktualisierter Form im Bildungshaus Schloss Retzhof (Steiermark) und im Stadtturm Gmünd (Kärnten) gezeigt wurde. Seine letzten Recherchereisen führten ihn nach Venedig, Amsterdam, Den Haag und Florenz.

Anfang 2010 begann eine Ausstellung von ROTHS Wiener Fotografien im „Wien Museum“ am Karlsplatz. Gerhard ROTH ist Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark sowie des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien. Zudem wurde der Literat bereits 1976 bzw. 1992 mit dem Literaturpreis des Landes Steiermark bzw. der Stadt Wien ausgezeichnet, er erhielt den Alfred-Döblin-Preis und den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln, und nicht zuletzt erhielt er 1995 die Goldene Romy für das Drehbuch zu „Schnellschuss“. Einem Artikel aus dem UNIZEIT-Magazin aus dem Jahr 2000 ist zu entnehmen, dass Gerhard ROTH leidenschaftlicher Anhänger von Sturm Graz ist. Dass wir Steirer auch leidenschaftliche Anhänger von Gerhard ROTH sind, wurde insofern bereits bekundet, indem das Land Steiermark und die Stadt Graz vor nunmehr zehn Jahren den Vorlass von Gerhard Roth angekauft und diesen in Form einer Schenkung dem Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung zugeeignet haben.

Josef Krainer-Würdigungspreis 2011

ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Katharina SCHERKE (Soziologie)

Katharina SCHERKE ist in Offenbach am Main in der Bundesrepublik Deutschland geboren. Sie besuchte die Astrid-Lindgren-Grundschule in der hessischen Kreisstadt Dietzenbach ehe sie zum Gymnasialzweig der Gesamtschule übertrat. Ob Frau SCHERKE ein Krimifan ist oder zur damaligen Zeit war, ist zwar nicht bekannt, aber zumindest verpasste sie am 24. September 1982 die Ausstrahlung der elften Episode von „Ein Fall für Zwei“. Warum, ist leicht zu erklären, denn an diesem Tag übersiedelte sie nach Österreich. Zu unserem Glück schien es ihr hier so gut zu gefallen, dass sie uns bis heute erhalten blieb und nun für ihre wertvollen Leistungen im Dienste der Wissenschaft geehrt werden kann. Unabhängig davon sei im Übrigen noch erwähnt, dass uns auch die genannte Krimiserie bis dato erhalten ist – Interessierte können heute im Hauptabendprogramm Episode Nr. 271 mitverfolgen. Nach Graz kam unsere Preisträgerin 1987 als sie sich nach der Matura am Evangelischen Oberstufenrealgymnasium Oberschützen (Burgenland) zum Studium der Soziologie und Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz inskribierte. Mit ihren Tätigkeiten als Fachtutorin und Studienassistentin kam sie das erste Mal intensiver mit dem Institut für Soziologie in Kontakt. Sie arbeitete außerdem bei mehreren Projekten mit, wie u.a. als Mitarbeiterin des Archivs für die Geschichte der Soziologie in Österreich und konnte 1993 schließlich ihre Sponsion zur Magistra der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften feiern. Nachdem sie gleich anschließend mit dem Doktoratsstudium begann, führte sie auch ihre wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für Soziologie fort und bekam eine Anstellung als Vertragsassistentin in der Abteilung für Soziologische Theorie, Ideengeschichte und Wissenschaftslehre. Nach dem Doktorat, das sie mit Auszeichnung abschloss, blieb sie dem Institut als Universitätsassistentin weiter erhalten und erhielt in Anerkennung hervorragender wissenschaftlicher Leistungen das Burgen Scholarship der Academia Europaea verliehen. Vor etwas mehr als vier Jahren konnte sie dann mit ihrer Habilitationsschrift „Emotionen als Forschungsgegenstand in der deutschsprachigen Soziologie. Die Geschichte eines lange vernachlässigten Themas und seiner Wiederentdeckung“ die venia legendi im Fach Soziologie erlangen. Seit März 2007 ist Frau SCHERKE nun außerordentliche Universitätsprofessorin am Institut für Soziologie der Karl-Franzens-Universität Graz.

Privat zeigt sie vor allem beim Darts und beim Badminton Treffsicherheit. Viel Zeit bleibt ihr dafür aber leider nicht, denn großes Engagement beweist sie auch bei ihren Tätigkeiten im Rahmen der universitären Verwaltung und Organisation, so ist vor allem ihre wichtige Arbeit als Vizedekanin der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zu nennen sowie ihre Funktion als Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen. Ihre international sehr gute Vernetzung ist bereits mehreren unabhängigen Gutachterinnen und Gutachtern aufgefallen, was sich z.B. in ihren Aktivitäten als Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie oder als Teil des Forschungsnetzwerks der European sowie der International Sociological Association widerspiegelt. Ihre außerordentlich große Bereitschaft, sich für das Gemeinwohl der deutschsprachigen und internationalen Soziologie zu engagieren, ist beeindruckend. Dies lässt sich auch an ihrer Vortragstätigkeit ablesen, die nicht nur im deutschsprachigen Raum sehr rege ist, sondern sie unter anderem bereits nach Großbritannien, Italien, Tschechien, Finnland, Spanien, Portugal, Polen, Ungarn, Griechenland und Australien führte. Mit ihrem 2009 erschienenen Werk „Emotionen als Forschungsgegenstand der deutschsprachigen Soziologie“ leistete sie einen innovativen Beitrag zur emotionssoziologischen Diskussion bzw. zur Verankerung eines bislang vernachlässigten Themas in der deutschsprachigen, soziologischen Forschungslandschaft. Wie Katharina SCHERKE in ihrem Buch erklärt, befasst sich die Soziologie der Emotionen mit den Fragen, welchen Stellenwert Emotionen für soziologisches Denken haben und welche Rolle Emotionen im Zusammenhang mit Nationen, Organisationen und sozialen Bewegungen spielen. Bereits beim gedanklichen Durchspielen einfacher Alltagssituationen wird deutlich, dass große Teile unseres Gefühlslebens mit unserer sozialen Existenz zusammenhängen, d.h. aus unserer unmittelbaren Interaktion oder unseren Erfahrungen mit anderen resultieren. Wenn wir mit anderen interagieren, reagieren wir immer auch (bewusst oder unbewusst) gefühlsmäßig auf diese, etwa mit Sympathie oder Antipathie. Wir streben die Zuneigung bestimmter Personen an, während wir uns von anderen abzugrenzen versuchen oder ihren Zorn fürchten. Wir trösten Trauernde, schämen uns für eigene Missgeschicke oder diejenigen anderer. Wir freuen uns über die Erfolge unserer Freunde und weinen mit ihnen über das traurige Ende eines Kinofilms. Ein guter Teil unserer Gedanken und unseres Strebens richtet sich also auf emotionale Belange. Warum sollte das also heute anders sein?

Josef Krainer-Förderungspreis 2011

Mag. Dr. Hartwig GERHARTINGER (Rechtswissenschaften)

Hartwig GERHARTINGER wurde 1978 in Graz geboren. Dass er ein Gewinnertyp ist, bewies er bereits 1997 mit Erreichen der Silbermedaille bei der Übersetzungsolympiade in der Kategorie Italienisch. Auch nach Beginn des Diplomstudiums der Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz blieb sein Interesse an Sprachen stets erhalten. Dies zeigte sich an der Belegung von Kursen sowie an einem einjährigen Studienaufenthalt am Institut d’Etudes Politiques de Paris. Nachdem Herr GERHARTINGER bis zu seinem Magister-Abschluss der Uni Graz u.a. bereits als Mitglied der Fakultätsvertretung Rechtswissenschaften als auch als Benutzerbetreuer des Zentralen Informatikdienstes gute Dienste erwies, begann er seine wissenschaftliche Laufbahn als Universitäts-Assistent am Institut für Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht. 2009 konnte er sein Doktoratsstudium mit der Dissertation zum Thema „Elektronisches Geld im österreichischen Bank- und Privatrecht“ in exzellenter Weise abschließen. Die Arbeit wurde im letzten Jahr im BankVerlag Wien veröffentlicht und befasst sich mit der bislang in Österreich noch nicht untersuchten, aber aus dogmatischer sowie auch aus praktischer Sicht spannenden Frage nach der Rechtsnatur elektronischen Geldes. Elektronisches Geld stellt den Versuch dar, die Eigenschaften von Bargeld auf den elektronischen Zahlungsverkehr zu übertragen. Was Herrn GERHARTINGER daran fasziniert hat, war die Frage, worauf sich diese Bargeldähnlichkeit, die elektronischem Geld nachgesagt wird, stützt. Handelt es sich bei elektronischem Geld um einen elektronischen Wertträger, der so wie Bargeld im Zahlungsvorgang übergeben wird, sodass wertpapierrechtliche Regelungen zur Anwendung kommen, oder handelt es sich doch um ein Verfügungsinstrument des Kunden gegenüber seiner Bank, sodass die Zahlung nach rein schuldrechtlichen Regeln zu erklären ist. Damit einher gehen die Fragen nach der Zulässigkeit der vertraglichen Risikoverteilung im Fall eines Verlustes oder Diebstahls des E-Geld-Instrumentes. Der in seiner Dissertation angestellte Vergleich elektronischen Geldes mit anderen Instrumenten des elektronischen Zahlungsverkehrs dient dazu, das aus rechtlicher Sicht schwer zu begreifende Konstrukt „Elektronisches Geld“ greifbar zu machen und den Blick für die rechtlichen Fragestellungen des elektronischen Zahlungsverkehrs insgesamt zu schärfen. In den Gutachten der Dissertation, sowie in einem weiteren extern eingeholten, unabhängigen Gutachten wird einhellig die Meinung vertreten, dass es sich bei der Arbeit um eine vielschichtige Untersuchung handelt. Diese zeichnet sich durch die bemerkenswerte Kombination außergewöhnlicher technischer Kenntnisse mit einem hohen, internationalen Niveau der rechtlichen Analyse aus und führt zu herausragenden und außergewöhnlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Nach seiner einjährigen Gerichtspraxis im Sprengel des Oberlandesgerichts Graz zog es Herrn GERHARTINGER im Oktober des vergangenen Jahres nach Deutschland, an die Leibniz Universität Hannover. Dort begann er seine aktuelle Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Nikolaus Forgó am Institut für Rechtsinformatik, einem der wichtigsten Kompetenzzentren für Rechtsinformatik und IT-Recht in Deutschland. Sein Tätigkeitsschwerpunkt dort liegt im Bereich des Datenschutzrechtes. Damit ist er wiederum in einem Rechtsbereich tätig, der einerseits hohes technisches Verständnis erfordert und zum anderen in der österreichischen Rechtsliteratur immer noch vergleichsweise unerschlossen ist – insofern ist also eine gewisse Kontinuität zu erkennen. Neben dem laufenden gemeinschaftlichen Verfassen von Gutachten zu datenschutzrechtlichen Fragen mit Österreichbezug ist Herrn GERHARTINGERS Hauptaufgabe die Leitung sowie die inhaltliche Betreuung des Projektes mit dem klingenden Akronym „DADISCH“, das für „Datenschutzrechtliche Fragen der digitalen Schulverwaltung“ steht. Es handelt sich hierbei um ein Projekt im Auftrag des österreichischen BMUKK, das datenschutzrechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Modernisierung der Schulverwaltung, insbesondere der Verwaltung personenbezogener Daten von Schülern behandelt. Dank seines bisherigen Engagements kann Herr GERHARTINGER bereits mehrere Auszeichnungen vorweisen (wie z.B. den Volkskreditbank-Genossenschaftspreis Dr. Pfeifauf 2009 für Arbeiten über das Bank- und Genossenschaftswesen), weitere spannende Projekte sind bereits in Planung.

Dipl.-Ing. Dr. Markus KOCH (Technische Physik)

Markus KOCH ist ein waschechter Grazer. Er besuchte in der Landeshauptstadt bereits die Volksschule und kam über das Gymnasium an die HTL-BULME, die er mit Auszeichnung abschloss. Anschließend begann er das Diplomstudium der Technischen Physik an der TU Graz und absolvierte ein Auslandssemester am Trinity College Dublin in Irland. Bereits zu dieser Zeit, er war dann auch Studienassistent am Institut für Experimentalphysik, wurden seine Leitungen mit mehreren Leistungs- bzw. Förderstipendien ausgezeichnet. Im Frühjahr 2006 konnte Herr KOCH, nach dem ausgezeichneten Abschluss des Diplomstudiums, das Doktoratsstudium der technischen Wissenschaften beginnen. Seitdem ist er als Projektmitarbeiter bzw. als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Experimentalphysik tätig. Seine Dissertation auf dem Gebiet der experimentellen Atom- und Molekülphysik bei Prof. Wolfgang Ernst, die er für den Josef Krainer-Förderungspreis eingereicht hat, führt den klingenden Titel „Magnetic Resonance Spectroscopy of Single Alkali-Metal Atoms Isolated in Superfluid Helium Nanodroplets“. Vereinfachend gesagt, beschäftigte er sich mit der spektroskopischen Untersuchung von isolierten, ultrakalten Atomen, Molekülen und Clustern. Die dazu verwendeten Helium-Nanotröpchen bestehen aus einigen 100 bis mehreren 10.000 Heliumatomen, haben einen Durchmesser von wenigen Nanometern und sind mit einer Temperatur von nur 0,4 Kelvin supraflüssig. In diesen „kalten Containern“ können neuartige, maßgeschneiderte Aggregate synthetisiert und vollkommen isoliert von Störeinflüssen untersucht werden. Die Errichtung eines neuen Labors bot Herrn KOCH die Gelegenheit eine Heliumtröpfchenapparatur von Grund auf selbst zu konstruieren und aufzubauen. Ziel dieser Apparatur war es, erstmals die Durchführbarkeit der überaus mächtigen Methode der Magnetresonanz auf Heliumtröpfchen zu demonstrieren. Nach etwa zwei Jahren gelang es ihm die weltweit ersten Elektronenspinresonanz-Spektren einzelner Atome auf Heliumtröpfchen zu präsentieren. Diese Spektren weisen eine überaus große Präzision auf und beweisen die Verwendbarkeit der Methode. Die Resultate seiner Arbeit wurden in mehreren wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert, wie in „Physical Review Letters“, eine der angesehensten Fachzeitschriften für Physik. Alle Gutachten zu seiner Arbeit kommen zum Schluss, dass er sich nicht nur in hervorragender Weise der englischen Sprache bediente, sondern neben einer enormen Aufbauarbeit auch eine experimentelle Pionierleistung erbrachte, wie sie im Rahmen eines Doktorates nur selten vorkommt. Im Dezember 2010 wurde Herr KOCH mit dem Award of Excellence des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet – eine Ehrung hervorragender und bestbeurteilter Arbeiten aus ganz Österreich. Momentan arbeitet Herr Koch als wissenschaftlicher Assistent, neben der Betreuung von Lehrveranstaltungen zu diesem Thema, erfolgreich an ersten Schritten in Richtung einer Generalisierung der Methode der Methode. Basierend auf der hohen Qualität der Ergebnisse und einer Vielzahl weiterführender Ideen wurde ihm im letzten Jahr beim FWF die Förderung des dreijährigen Einzelprojekts „ESR in He-Tröpfchen für Magnetismus- und Spindynamikstudien“ bewilligt. Langfristig soll Magnetresonanz zusätzlich zu den auf Heliumtröpfchen vorhandenen spektroskopischen Untersuchungsmethoden, vor allem über die magnetischen Eigenschaften kleinster Teilchen, die von grundlegendem, sowie technischem Interesse sind, Informationen liefern.

Dipl.-Ing. Dr. Susanne KOCH und Dipl.-Ing. Dr. Svea MAYER (Montanwissenschaften)

Einen Preis teilen sich zwei exzellente Wissenschaftlerinnen der Montanuniversität Leoben. Diese kommen einerseits aus demselben Wissenschaftsgebiet, den montanistischen Wissenschaften, und finden dabei besonders im Bereich Metallkunde ihre Berührungspunkte, andererseits können sie sich in ihren jeweiligen Forschungsschwerpunkten wiederum abgrenzen.

Dipl.-Ing. Dr. Susanne KOCH (Montanwissenschaften)

Susanne KOCH arbeitet und lebt in Leoben. Sie besuchte das naturwissenschaftliche Bundesrealgymnasium in Graz-Webling, ehe sie an der Montanuniversität Leoben mit dem Studium der Werkstoffwissenschaften begann. Dieses schloss sie 2005 in ausgezeichneter Weise mit der Graduierung zur Diplomingenieurin ab. Nebenbei war sie u.a. nicht nur als studentische Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Nichteisenmetallurgie tätig, sondern absolvierte auch mehrere berufsbezogene Praktika in verschiedenen steirischen Unternehmen. Ihre wissenschaftliche Karriere setzte sie mit Beginn des Doktoratsstudium der montanistischen Wissenschaften fort und sie war seitdem auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Metallurgie – Arbeitsbereich Nichteisenmetallurgie tätig. Mit ihrer Dissertation „Untersuchungen von bleifreien Aluminium-Automatenlegierungen“ wurde eine angesichts der aktuellen Umweltgesetzgebung wichtige Problematik aufgegriffen. Wie aus Expertenkreisen zu hören ist, werden hinsichtlich der Begrenzung oder Vermeidung des Bleieinsatzes derzeit immer wieder Entwicklungen aus dem Kupferbereich vorgestellt, während der Aluminiumbereich, mit wenigen Ausnahmen, eher hintergründig zu sein scheint. Die Arbeit von Frau KOCH schließt daher mit ihren umfassenden Recherchen und der Auflistung und Diskussion von Alternativen in hervorragender Weise eine Informationslücke. Äußerst beeindruckend, was auch aus einem unabhängigen Gutachten hervorgeht, ist die umfassende und systematische Untersuchung zahlreicher Parameter des Untersuchungsmaterials in seinen verschiedenen Varianten. Für die Praxis interessant ist zudem, dass neben Laborversuchen auch Material geprüft wurde, das unter praxisrelevanten Produktionsbedingungen entstanden ist. Die vielfältigen Untersuchungen erlauben eine umfassende Bewertung hinsichtlich des Umform- und Korrosionsverhaltens, der Zerspan-, Anodisier- und Wärmebehandelbarkeit sowie der Festigkeitseigenschaften. Damit zeigt die Arbeit einen erfolgsversprechenden Ansatz für die Entwicklung einer gut spanbaren, bleifreien Legierung und bildet einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zum Gesamtverständnis von Aluminiumautomatenlegierungen. Während der Arbeit an ihrer Dissertation hat Frau KOCH insgesamt sechs wissenschaftliche Publikationen in bekannten metallurgischen Journalen bzw. Tagungsbänden veröffentlicht. Darüber hinaus hat sie ihre Forschungsergebnisse auf mehreren internationalen Tagungen vorgestellt. Abseits der Universität tankt sie mit Yoga, Wandern oder Golf wieder Kraft und Energie, auf die sie hoffentlich auch zukünftig mit Erfolg zurückgreifen kann. Seit Dezember 2010 hat Frau KOCH die Stelle einer Assistenzprofessorin am Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie inne und kann so ihre vielversprechende Lehr- und Forschungstätigkeit fortführen. Dass dabei kein Zweifel besteht, zeigt ihr Gespür für die Einwerbung in der kompetitiven Antrags- bzw. Auftragsforschung sowie für die Planung und Abwicklung von Projekten in Kooperation mit Industriepartnern.

Dipl.-Ing. Dr. Svea MAYER (Montanwissenschaften)

Der schulische Werdegang von Frau Svea MAYER begann an der Volksschule in Trieben, wo sie auch heute noch wohnhaft ist, und führte sie anschließend an das Realgymnasium Stainach. Nach der Matura inskribierte sie sich zum Studium der Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben, das sie 2005 mit Auszeichnung abgeschlossen hat und als Ehrung dafür den Rektor-Platzer-Ring erhielt. Nahtlos ging sie in das Doktoratsstudium der montanistischen Wissenschaften über und erhielt wegen des hohen wissenschaftlichen Anspruchs ihrer Arbeit ein Doktorandenstipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit ihrer Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Metallkunde und Werkstoffprüfung der Montanuniversität beschäftige sie sich mit der mikrostrukturellen Charakterisierung und mechanischen Prüfung metallischer Werkstoffe. So verfasste sie auf dem Gebiet der mikrostrukturellen Untersuchung von Warmarbeitsstählen ihre Doktorarbeit, die thematisch in das Gebiet der angewandten Grundlagenforschung einzuordnen ist und den Titel „Einfluss einer bainitischen / martensitischen Mikrostruktur auf die mechanischen Eigenschaften von Warmarbeitsstählen“ trägt. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Charakterisierung von Ausscheidungs- und Umwandlungsvorgängen mit Hilfe thermischer Analyseverfahren und hochauflösender Untersuchungsmethoden. Die erhaltenen Ergebnisse basieren auf sorgfältig durchgeführten Experimenten und bilden die Grundlage für eine gezielte Legierungsentwicklung und eine Optimierung von Warmarbeitsstählen. Dies bedeutete insbesondere auch für Böhler Edelstahl, auf deren Betreiben diese Arbeit durchgeführt wurde, einen deutlichen Know-How-Vorsprung. Ihre Studien hat Frau MAYER in mehreren wissenschaftlichen Publikationen beschrieben, die in angesehenen Journalen mit hoher Reputation erschienen sind. Des Weiteren konnte sie ihre Erkenntnisse auf unzähligen internationalen Fachtagungen präsentieren und fand so sehr große Anerkennung, was sich in mehreren Preisen widerspiegelt. Besonders erwähnenswert ist, neben der zweifachen Zuerkennung des Herbert-Depisch-Preises für die beste Publikation in den Berg- und Hüttenmännischen Monatsheften, der „Materials Science Sapphire Award“, den sie 2007 als einzige europäische Teilnehmerin von der American Ceramic Society im Zuge einer Fachtagung erhalten hat. Im letzten Jahr kam noch der hoch dotierte Dr. Wolfgang Houska Preis hinzu, den sie als Mitglied einer Forschungsgruppe erhielt. Frau MAYER blieb bisher und bleibt auch in Zukunft ihrer beruflichen Leidenschaft treu und hat sich für einen Verbleib in der Wissenschaft entschieden. Als Senior Scientist und seit kurzem als Assistenz-Professorin am Department für Metallkunde und Werkstoffprüfung der Montanuniversität Leoben baut sei seit Oktober 2009 den Arbeitsbereich „Phasenumwandlungen“ auf. Erwähnenswert ist außerdem, dass sich Frau MAYER dafür einsetzt, Leistungen der forschenden Frauen an der Montanuniversität nachhaltig sichtbar zu machen, wofür sie als verantwortliche Herausgeberin an einer Sonderausgabe einer Fachzeitschrift arbeitet, welche die Frauenforschung an der Montanuni thematisiert.

Mag. Gerit MOSER, PhD (Medizin)

Gerit MOSER ist in Linz geboren und hat dort auch das Gymnasium mit Auszeichnung abgeschlossen. Für Ihre Studien hat es sie 1998 nach Graz gezogen, wo sie zunächst an der Karl-Franzens-Universität das Diplomstudium der Biologie – Zoologie, mit Fokus auf Biochemie und Molekulare Medizin, begann. Bemerkenswert aus ihrem Lebenslauf zu erfahren, ist, dass Frau MOSER neben einem Auslandssemester an der Universität Bergen in Norwegen auch interessante Auslandserfahrung in Panama sammeln konnte. Dort war Sie kurz als wissenschaftliche Hilfskraft an der biologischen Forschungsstation auf Barro Colorado Island tätig. Wie Wikipedia verrät, handelt es sich dabei um eine 15 km² große künstliche Insel im Gatúnsee, einem Teil des Panama-Kanals. Die Insel ist vollständig von tropischem Regenwald bedeckt und gilt als das besterforschte tropische Ökosystem weltweit, das ganzjährig von rund 50 internationalen Wissenschaftlern beforscht wird. Nach Abschluss des Diplomstudiums war Frau MOSER als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum für Angewandte Biokatalyse als auch am Institut für Umweltbiotechnologie an der TU Graz tätig. Gleichzeitig mit der Inskription zum PhD-Programm „Molecular Medicine“ an der Medizinischen Universität Graz begann Sie als Dissertantin am Institut für Zellbiologie, Histologie und Embryologie an der MedUni zu arbeiten. Bis heute ist sie dem Institut erhalten geblieben und dort seit Mitte 2010 als Universitätsassistentin tätig. Dass es bereits im letzten Jahr einiges für Frau MOSER zu feiern gab, beweisen nicht nur ihre Promotion mit Auszeichnung sondern auch die bereits wiederholte Zuerkennung eines Forschungspreises der Österreichischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie sowie die Auszeichnung mit dem Austrian Life Science Award 2010. Dass diese Ehre allemal gerechtfertigt ist, zeigt ihre Dissertation „Alternative Routes of Trophoblast Invasion: Investigations with novel Confrontation Co-Culture Model Systems for Early Placentation“. Die Arbeit basiert auf der Tatsache, dass sich in Österreich derzeit ca. 60% der Frauen mindestens 2 Kinder wünschen, was oft leider nicht erfüllt werden kann, da viele bereits sehr früh – in den ersten Wochen der Schwangerschaft – ihr Kind verlieren. Die Wissenschaft kann hier (noch) nicht helfen, da die grundsätzlichen Abläufe in der frühen Plazenta- bzw. Embryonalentwicklung beim Menschen weitestgehend unbekannt sind: Man könnte hier sogar fast von einer Art „black box“ in der Wissenschaft sprechen. Aufgrund unerlässlicher ethischer Limitierungen ist es nicht möglich, die Prozesse während der frühen menschlichen Entwicklung in der Gebärmutter zu untersuchen. Im Rahmen ihrer Dissertation ist es Frau MOSER gelungen, ein Modellsystem für die frühe Plazentaentwicklung im Labor zu entwickeln und damit Fragestellungen zur embryonalen Ernährung zu bearbeiten. Das bestehende und ein geplantes, noch besseres Modellsystem sollen auch in Zukunft dazu verwendet werden, weitere Prozesse und Abläufe während der Frühschwangerschaft aufzuklären. Dass damit eine phantastische Arbeit abgeliefert wurde, für die die Zuerkennung eines Josef-Krainer-Förderungspreises uneingeschränkt zu befürworten ist, ist auch gutachterlich festgehalten. Das Aufzeigen neuer Wege und Möglichkeiten in ihrer Forschung, die sorgfältigen Analysen und die bestens strukturierte und nachvollziehbare Aufbereitung der Erläuterungen und Diskussionspunkte zeugen von der hohen Qualität ihrer Ausarbeitung.

Mag. Dr. Christian MÖSTL (Naturwissenschaften)

Christian MÖSTL begann 1999 seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Inskription zum Studium der Physik an der Karl-Franzens-Universität Graz. Bereits hier ist die Astrophysik als Schwerpunkt bemerkbar. Dies zog sich auch bei Studienaufenthalten in Schweden, Spanien und den USA bis in das angehängten Doktoratsstudium weiter, das er Ende 2009 mit der Dissertation „Modeling magnetic clouds using multi-spacecraft observations“ mit Auszeichnung abschloss. Aber nicht nur in der naturwissenschaftlichen Szene konnte sich Herr MÖSTL bereits einen Namen machen, auch in einigen Zeitungsartikeln wurde auf seine Forschungsleistung hingewiesen und der bewegenden Frage nachgegangen, wie lange es wohl noch dauern wird, bis wir nach dem Wetterbericht noch eine Vorhersage des Weltraumwetters präsentiert bekommen? Regen, Wind und Schnee sind uns bestens vertraut, doch ein sich täglich änderndes Wetter gibt es genauso im erdnahen Weltall. Die Sonne versorgt uns nicht nur mit Energie, sondern erzeugt zudem riesige Eruptionen, sogenannte „koronale Masseauswürfe“, die neben den bekannten Nordlichtern auch unangenehme Folgen für das Erdmagnetfeld haben können, wie u.a. die Störung von Satelliten (z.B. GPS) und Stromausfälle am Boden. Mit Hilfe von Daten der 2006 gestarteten NASA-Mission „STEREO“ wurden solche koronalen Masseauswürfe erstmals in ihrem dreidimensionalen Aufbau erfasst und auf ihrem Weg von der Sonne zur Erde verfolgt. So konnte Herr MÖSTL in Zusammenarbeit mit den Universitäten Graz und New Hampshire (USA) auf der Basis von verschiedenen aufwändigen Methoden beispielhaft zeigen, wie diese Hurrikans des Weltraumwetters in ihrem Inneren aussehen und wie sich daraus resultierende magnetische Wolken im interplanetaren Raum ausbreiten. Ein Hauptziel seiner Forschung bestand darin, die Methode der sogenannten Grad-Shafranov Rekonstruktion für magnetische Wolken mit Hilfe von Beobachtungen mehrerer Raumsonden zu erweitern. Bereits zur Zeit der Begutachtung der Dissertation waren vier der darin enthaltenen Kapitel als Artikel in international referierten Journalen veröffentlicht. Eine dieser Studien wurde sogar in einer der renommiertesten astrophysikalischen Zeitschriften publiziert, den Astrophysical Journal Letters. Herr MÖSTL hat die Resultate seiner außergewöhnlichen Arbeit zudem in Form von Postern und Vorträgen an mehreren internationalen Konferenzen und Sommerschulen präsentiert und ebenso wichtige internationale Kontakte knüpfen können. Von seinem Erfolg zeugen auch der Erhalt sowohl eines Preises als auch eines Stipendiums für begabte Jungforscherinnen und Jungforscher der Universität Graz bzw. des „Young Scientist Outstanding Poster Presentation-Awards“ der Europäischen Geophysikalischen Union. Seinen Dissertationsgutachten ist zu entnehmen, dass Herr MÖSTL seine wissenschaftliche Arbeit methodisch einwandfrei durchgeführt und in exzellentem Englisch verfasst hat. Dabei zeigte er große Fähigkeiten, Kreativität und Hingabe um eine Vielzahl an neuen und wichtigen Resultaten hervorzubringen. In weiser Voraussicht auf die aktuellen Diskussionen in den Medien wurde in den Gutachten auch schriftlich festgehalten, dass eine Plagiatsprüfung durchgeführt wurde, die keinen relevanten Hinweis auf Verwendung fremder Textstellen oder Aneignung fremden Eigentums ergab. Ein weiteres extern eingeholtes Expertengutachten geht noch viel weiter und kommt nicht nur zu dem Schluss, dass damit in exzellenter Weise die Anforderungen für den Josef Krainer-Förderungspreis erfüllt werden, sondern belegt auch, dass Herr MÖSTL die erforderlichen Qualitäten besitzt, auf diesem Gebiet im Bereich der Spitzenforschung zukünftig an führender Stelle mitzuwirken. Aktuell beschreitet er seinen Weg dorthin noch bis Ende dieses Monats am Institut für Weltraumforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz. Anschließend wird er an der Universität Graz zu arbeiten beginnen und ab August 2011 mit seinem kürzlich erhaltenen Marie Curie Outgoing International Fellowship ein Jahr an der Universität Berkeley bei San Francisco forschen. Damit beweist er nicht nur die hohe Qualität seiner Leistungen, sondern zeigt auch die Freude bei der Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlichster Nationalitäten.

 

Laudatio des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Als Obmann des „Steirischen Gedenkwerkes“ darf ich Sie sehr herzlich zur Verleihung der diesjährigen Josef Krainer-Preise begrüßen.

Im Mittelpunkt des heutigen Nachmittags sind natürlich unsere Preisträgerinnen und Preisträger, aber auch alle Angehörigen und Freunde, die vielleicht durch jahrelange mentale oder materielle Unterstützung zu den großartigen Leistungen beigetragen haben.
Liebe Preisträgerinnen und Preisträger, das ist nun ihre Feier, genießen Sie diese.

Es sind viele Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens erschienen. Es ist dies ein Zeichen für den hohen Respekt, der den Leistungen unserer Preisträger entgegen gebracht wird.

Die heute zu vergebenden Preise tragen den Namen des unvergessenen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer Senior, der als Landeshauptmann von 1948 bis 1971, also mehr als 23 Jahre, die steirische Politik geprägt hat. Sein staatsmännisches Wort hatte nicht nur landespolitisches Gewicht.
Im Gegensatz zu den Josef-Krainer-Heimatpreisen, die jeweils im November vergeben werden, überreichen wir heute die Wissenschaftspreise, und 2 Große Josef-Krainer-Preise.
Zunächst werden nun die Josef-Krainer-Wissenschafts-Preise vergeben. Dabei geht es ausschließlich um hervorragende wissenschaftliche Leistungen. Durch die Förderpreise sollen junge Talente ermuntert werden. Der Würdigungspreis geht hingegen an eine bereits arrivierte Persönlichkeit. Der wissenschaftliche Beirat holt vor seinen Entscheidungen jeweils Gutachten von völlig unabhängigen in- und ausländischen Experten ein. Dem Beirat gehören folgende Wissenschaftler an:

Alfred ABLEITINGER,
Walter BERNHART,
Reinhard HABERFELLNER,
Hubert ISAK,
Hartmut KAHLERT,
Thomas KENNER,
Igor KNEZ,
Wolfgang MANTL,
Willibald PLESSAS,
Klaus POIER,
Willibald RIEDLER,
Georg SCHULZ,
Werner SITTE
und Michael STEINER.

Wie im wissenschaftlichen Leben üblich, verschweige ich die Namen der Gutachter, weil hier die Anonymität ein hohes Maß an Objektivität garantiert.
Es waren die Auswahlen zu treffen – und ich gestehe es war nicht einfach; denn es sind diesmal sehr viele ausgezeichnete Arbeiten eingereicht worden und es ist sehr schwierig unter den besten, die Allerbesten auszumachen.
Als Vorsitzender darf ich für die konstruktive ehrenamtliche Arbeit allen Gutachtern und Beiratsmitgliedern herzlich danken.
Besonderer Dank gilt auch Herrn Dr. Klaus Poier, dem Geschäftsführer des Krainer-Gedenkwerkes, unserem umsichtigen Finanzmanager Dr. Karl Maitz, Mag. Klaus Kleinberger und allen meinen Institutsmitarbeiterinnen, die im Umfeld dieser Preisverleihung mitwirkten.
Es werden heute – diese Auswahl traf der Vorstand des Gedenkwerkes – auch zwei Große Krainer-Preise an ganz besondere Persönlichkeiten überreicht.

Musikalisch begleitet uns das Leonhard-Quartett.

Wie Sie selbst hören, es handelt sich um ein großartiges Ensemble, welches sich schon einiger großer Erfolge und Auszeichnungen erfreuen darf.

Es spielen
Zhanna Ivanova (Violine),
Bleith Press (Violine),
Hasmik Danielyan (Viola),
Agnes Mandulas (Violoncello).

Programm:
1. Georg Friedrich Händel: Marsch (aus der Oper Flavius)
2. Boccherini: A-Dur Quartett Presto Assai
3. Johann Michael Haydn: Sinfonia
4. Steirische Landeshymne

Sie kennen also die Musikabfolge und können nun darauf Ihren Handy-Klingelton abstimmen, falls Sie es nicht abschalten wollen.

Wir beginnen den Auszeichnungsreigen mit den wissenschaftlichen Förderpreisen

… lassen Sie mich vorausschicken, dass viele jener, die in jungen Jahren mit einem Krainer-Preis ermutigt wurden, auch in der folgenden Karriere immer wieder für ausgezeichnete Erfolge gesorgt haben. Denken Sie beispielsweise an die Skispringerin Daniela Iraschko, die bereits 2004 als damals knapp 21-Jährige von uns vor den Vorhang gebeten wurde – Eben erst im Februar hat sie bei der nordischen SKI-Weltmeisterschaft im Damenskispringen in Oslo die Goldmedaille geschafft.
… und es wäre schön wenn viele von jenen, die heute mit Förderpreisen ausgezeichnet werden auch in Zukunft zu großen Karrieresprüngen ansetzen.

Noch eine Vorbemerkung:
Laudationes können immer nur immer Mosaikstücke sein. Also liebe Preisträgerinnen und Preisträger, seien gnädig, ergänzen Sie in pectore all das, was ich aus Zeitgründen nicht erwähnen kann; denn die Vielfalt bunter Karrieren in wenigen Sätzen zu treffen ist eine unerreichbare Kunst.

Ein amerikanisches Sprichwort sagt „Geld allein macht nicht glücklich, aber es gestattet uns, auf angenehme Weise unglücklich zu sein“ und der Milliardär Paul Getty meinte einmal: „Wenn man kein Geld hat, denkt man immer an Geld. Wenn man aber Geld hat, dann denkt man nur noch an Geld.
Damit kommen wir zur Mag. Dr. Hartwig GERHARTINGER
Dass unser Preisträger oft an Geld denkt, hat einen besonderen Grund.
Der Grazer Hartwig GERHARTINGER erwies sich schon früh als Gewinnertyp: 1997 errang er die Silbermedaille bei der Übersetzungsolympiade in der Kategorie Italienisch. Auch als Jus-Student an der Grazer Karl-Franzens-Universität pflegte er sein Sprachtalent und absolvierte einen einjährigen Studienaufenthalt am Institut d’Etudes Politiques de Paris. Vor seinem Magister-Abschluss wirkte er an der Uni Graz u.a. als Mitglied der Fakultätsvertretung Rechtswissenschaften. Dann begann er seine Laufbahn als Assistent am Institut für Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht. Sein Doktoratsstudium schloss er mit der Dissertation „Elektronisches Geld im österreichischen Bank- und Privatrecht“ ab. Er befasste sich dabei mit der fast ungeklärten Frage nach der Rechtsnatur des elektronischen Geldes. Dieses stellt den Versuch dar, die Eigenschaften von Bargeld auf den elektronischen Zahlungsverkehr zu übertragen.
Es ist spannend zu beobachten, wie sich im Lauf der Wirtschaftsgeschichte die Körperlichkeit des Geldes verdünnte. In der Frühgeschichte gab es Mühlsteine, die Geld repräsentierten. Viele Geldbegriffe leiten sich von allgemein akzeptierten Tauschgegenständen ab: Das griechische Wort obolus stand für Bratenspieß. Wer denkt heute noch daran, wenn er seinen Obolus leistet. Das Wort pekuniär kommt von pecunia – im alten Rom gleichbedeutend mit Kleinvieh.
Doch das Geld wurde immer abstrakter und das elektronisches Geld (anfangs auch Computergeld oder Cyber-Geld genannt) wird immer wichtiger.
Hartwig GERHARTINGER fasziniert die Frage, worauf sich die Bargeldähnlichkeit des elektronischen Geldes stützt. Handelt es sich dabei um einen elektronischen Wertträger, der wie Bargeld übergeben wird, sodass wertpapierrechtliche Regelungen zur Anwendung kommen, oder handelt es sich um ein Verfügungsinstrument des Kunden gegenüber seiner Bank, sodass die Zahlung nach rein schuldrechtlichen Regeln zu erklären ist? Damit sind Fragen nach der Zulässigkeit der vertraglichen Risikoverteilung im Fall eines Verlustes oder Diebstahls des E-Geld-Instrumentes verbunden. Es geht darum, das Konstrukt „Elektronisches Geld“ greifbar zu machen und den Blick für Rechtsfragen des elektronischen Zahlungsverkehrs zu schärfen. Die Doktorarbeit brilliert durch viele neue Erkenntnisse. Nach der Gerichtspraxis ging Dr. GERHARTINGER nach Hannover an die Leibniz Universität. Er ist Mitarbeiter von Prof. Dr. Nikolaus Forgó am Institut für Rechtsinformatik, einem der wichtigsten einschlägigen Kompetenzzentren. Sein Schwerpunkt liegt nun im Datenschutzrecht, hier leitet er ein Projekt des österreichischen BMUKK, mit dem klingenden Akronym „DADISCH“, das für „Datenschutzrechtliche Fragen der digitalen Schulverwaltung“ steht. Wir wünschen dem jungen steirischen Wissenschaftler für seine weitere Karriere alles Gute.
Der Josef Krainer-Förderungspreis für Wissenschaft soll ihn dabei begleiten.



Sie kennen sicher die Abenteuer Gullivers, über die der irische Schriftsteller, Priester und Politiker Jonathan Swift 1726 berichtete.
Gullivers spannende Reisen führen uns in eine Welt unterschiedlichster Dimensionen und es wird klar, es liegt im Auge des Betrachters, ob etwas als zwergenhaft oder riesig erscheint.
Solche und weit größere Abenteuer hat auch die technische Physik zu bieten, die in Welten vordringt, in denen sich ein Millimeter wie eine unendlich lange Strecke ausnimmt. Man bewegt sich im Bereich der Nanometer. Was ist ein Nanometer?
Es geht dabei um ein Millionstel eines Millimeters.

Und damit kommen wir zu einem ganz Großen, zu
Dipl.-Ing. Dr. Markus KOCH
Markus KOCH ist ein waschechter Grazer. Er absolvierte die HTL-BULME, die er mit Auszeichnung abschloss. Dann begann er das Diplomstudium der Technischen Physik an der TU Graz und absolvierte ein Semester am Trinity College Dublin in Irland. Nach dem Diplom begann er das Doktoratsstudium und ist als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Experimentalphysik tätig. Seine Dissertation zur experimentellen Atom- und Molekülphysik bei Prof. Wolfgang Ernst führt den klingenden Titel „Magnetic Resonance Spectroscopy of Single Alkali-Metal Atoms Isolated in Superfluid Helium Nanodroplets“. Wie daraus klar wird, geht es um die spektroskopische Untersuchung von isolierten, ultrakalten Atomen, Molekülen und Clustern. Die dazu verwendeten Helium-Nanotröpfchen bestehen aus einigen 100 bis mehreren 10.000 Heliumatomen, haben einen Durchmesser von wenigen Nanometern und sind mit einer Temperatur von nur 0,4 Kelvin supraflüssig. In diesen „kalten Containern“ können neuartige Aggregate synthetisiert und isoliert von Störeinflüssen untersucht werden. Die Errichtung eines neuen Labors bot ihm die Gelegenheit eine Heliumtröpfchenapparatur von Grund auf selbst zu konstruieren und aufzubauen. Ziel war es, erstmals die Durchführbarkeit der Methode der Magnetresonanz auf Heliumtröpfchen zu demonstrieren. Nach etwa zwei Jahren gelang es ihm die weltweit ersten Elektronenspinresonanz-Spektren einzelner Atome auf Heliumtröpfchen zu präsentieren. Diese Spektren beweisen die Verwendbarkeit der Methode. Seine Forschungsergebnisse wurden in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Alle Gutachter kommen zum Schluss, dass er eine experimentelle Pionierleistung erbrachte, wie sie im Rahmen eines Doktorates nur selten vorkommt. Erst vor wenigen Monaten wurde Dr. KOCH mit dem Award of Excellence des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet. Wegen der hohen Qualität der Ergebnisse und einer Vielzahl weiterführender Ideen wurde ihm im letzten Jahr beim FWF die Förderung eines weiterführenden dreijährigen Projekts bewilligt. Nanotechnologische Entwicklungen sind für unseren Wirtschaftsstandort wichtig, denn sie sind der Humus für neue Produkte von morgen und es ist gut zu wissen, welch hohe Kompetenz es bei den steirischen Materialwissenschaften und beim Kompetenzfeld „Advanced Materials Science“ der TU Graz gibt.
So ist heuer nicht nur der TU Graz zum 200-Jahr-Jubiläum zu gratulieren, sondern mit Markus KOCH auch einem ihrer herausragenden Nachwuchswissenschaftler. Er repräsentiert und verkörpert das, was auch die Leitworte zum Jubiläum – ganz im Sinne des Gründers der heutigen TU Erzherzog Johann – aussagen: Wissen – Technik – Leidenschaft.


Das Montanwesen ist seit jeher eher männlich dominiert. Es gibt viele Bergmänner, aber nur wenige Bergfrauen. Doch das ändert sich und viele Förderprogramme, wie beispielsweise FIT (= Frauen in die Technik) beginnen zu greifen. Mit 3.015 ordentlichen Hörern verzeichnet die Montanuniversität Leoben derzeit einen historischen Höchststand an Studierenden. Erfreulicherweise ist auch der Gesamtanteil weiblicher Studierender weiter gestiegen, er liegt nun bei über 23 Prozent, vor 10 Jahren waren es erst 15 Prozent
Wir freuen uns, Ihnen nun zwei exzellente Montanistinnen vorstellen zu dürfen, die wir gemeinsam mit einem Förderpreis auszeichnen. 
Dipl.-Ing. Dr. Susanne KOCH und Dipl.-Ing. Dr. Svea MAYER
Beide Wissenschaftlerinnen haben innerhalb der Montanwissenschaften die Metallkunde als Schwerpunkt.
Dipl.-Ing. Dr. Susanne KOCH
Susanne KOCH studierte nach ihrer Matura am naturwissenschaftlichen Bundesrealgymnasium in Graz-Webling an der Montanuniversität Leoben Werkstoffwissenschaften und graduierte zur Diplomingenieurin. Nebenbei war sie studentische Mitarbeiterin im Bereich Nichteisenmetallurgie und absolvierte mehrere berufsbezogene Praktika. Dann begann sie das Doktoratsstudium und war auch wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Metallurgie – Arbeitsbereich Nichteisenmetallurgie. Mit ihrer Dissertation „Untersuchungen von bleifreien Aluminium-Automatenlegierungen“ griff sie eine angesichts der aktuellen Umweltgesetzgebung wichtige Problematik auf. Es geht um die Begrenzung oder Vermeidung des Bleieinsatzes. Im Bereich des Kupfers gibt es bereits gute Erfolge. Im Bereich Aluminium ist noch viel zu entwickeln und damit befasste sich Frau KOCH. Äußerst beeindruckend ist die von ihr durchgeführte systematische Untersuchung zahlreicher Parameter des Untersuchungsmaterials in seinen verschiedenen Varianten. Für die Praxis interessant ist zudem, dass neben Laborversuchen auch Material geprüft wurde, das unter praxisnahen Produktionsbedingungen entstand. Die vielfältigen Untersuchungen erlauben eine umfassende Bewertung hinsichtlich des Umform- und Korrosionsverhaltens, der Zerspan-, Anodisier- und Wärmebehandelbarkeit sowie der Festigkeitseigenschaften. Damit zeigt die Arbeit einen erfolgsversprechenden Ansatz für die Entwicklung einer gut spanbaren, bleifreien Legierung und bildet einen wichtigen Beitrag zum Gesamtverständnis von Aluminiumautomatenlegierungen. Ihre Forschungsergebnisse wurden in wichtigen wissenschaftlichen Publikationen und bei internationalen Tagungen vorgestellt. Mit Yoga, Wandern oder Golf tankt sie jene Energie, die sie für ihre neuen Aufgaben braucht. Seit letztem Dezember ist sie nun Assistenzprofessorin am Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie und kann so ihre vielversprechende Lehr- und Forschungstätigkeit fortführen.
Dafür wünschen wir auch weiterhin alles Gute!

Dipl.-Ing. Dr. Svea MAYER

Frau Svea MAYER lebt in Trieben wo sie auch die Volksschule besuchte. Nach der Matura in Stainach begann sie das Studium der Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben. Sie schloss dieses 2005 ab und wurde auch mit dem Rektor-Platzer-Ring ausgezeichnet. Nahtlos ging sie in das Doktoratsstudium über und erhielt wegen ihrer Leistungen ein Doktorandenstipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit ihrer Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Metallkunde und Werkstoffprüfung der Montanuniversität beschäftigte sie sich mit der mikrostrukturellen Charakterisierung und mechanischen Prüfung metallischer Werkstoffe. Diesem Thema war auch ihre Doktorarbeit aus dem Gebiet der angewandten Grundlagenforschung gewidmet. Dabei ging es ihr vor allem um die Charakterisierung von Ausscheidungs- und Umwandlungsvorgängen mit Hilfe thermischer Analyseverfahren und hochauflösender Untersuchungsmethoden. Die erzielten Ergebnisse basieren auf sorgfältigen Experimenten und bilden die Grundlage für eine gezielte Legierungsentwicklung und eine Optimierung von Warmarbeitsstählen. Dies bedeutete auch für Böhler Edelstahl, welche diese Arbeit initiierte, einen deutlichen Know-How-Vorsprung. Ihre Studien wurden in der Fachwelt mit großer Anerkennung aufgenommen und sie erhielt bereits mehrere Preise. Es sei die zweifache Zuerkennung des Herbert-Depisch-Preises für die beste Publikation in den Berg- und Hüttenmännischen Monatsheften erwähnt. Ferner der „Materials Science Sapphire Award“, den sie als einzige europäische Teilnehmerin an einer einschlägigen Fachtagung in den USA erhalten hat.
Als Senior Scientist und seit kurzem als Assistenz-Professorin baut sie seit Oktober 2009 den Arbeitsbereich „Phasenumwandlungen“ auf.

Übrigens: Sie setzt sich auch dafür ein, Leistungen forschender Frauen an der Montanuniversität sichtbar zu machen. So arbeitet sie als verantwortliche Herausgeberin an einer Sonderausgabe einer Fachzeitschrift, welche die Frauenforschung an der Montanuni thematisiert.

Wir gratulieren beiden tüchtigen Preisträgerinnen mit einem herzlichen „Glück auf“!


Lassen Sie mich der nächsten Laudatio ein Zitat voranstellen, dessen Sinn sich Ihnen erst im Wert der wissenschaftlichen Leistung unserer Preisträgerin enthüllen wird:
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.
Dante Alighieri

Mag. Dr. Gerit MOSER
Gerit MOSER ist in Linz geboren und hat dort mit Auszeichnung maturiert. 1998 kam sie nach Graz und begann an der Karl-Franzens-Universität das Diplomstudium der Biologie – Zoologie, mit Fokus auf Biochemie und Molekulare Medizin. Es ist bemerkenswert, dass Frau MOSER neben einem Semester an der Universität Bergen in Norwegen auch interessante Erfahrung in Panama sammelte. Dort war Sie als wissenschaftliche Hilfskraft an der biologischen Forschungsstation auf Barro Colorado Island tätig. Dies ist eine 15 km² große künstliche Insel im Gatúnsee, einem Teil des Panama-Kanals. Sie ist vollständig von tropischem Regenwald bedeckt und gilt als das besterforschte tropische Ökosystem weltweit. Nach dem Diplomstudium war Frau MOSER als Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum für Angewandte Biokatalyse als auch am Institut für Umweltbiotechnologie an der TU Graz tätig. Gleichzeitig mit der Inskription zum PhD-Programm „Molecular Medicine“ an der Medizinischen Universität Graz begann sie am Institut für Zellbiologie, Histologie und Embryologie an der MedUni zu arbeiten. Bis heute ist sie hier als Universitätsassistentin tätig. Dass es bereits im letzten Jahr einiges für Frau MOSER zu feiern gab, beweisen nicht nur ihre Promotion mit Auszeichnung sondern auch die mehrmalige Zuerkennung eines Forschungspreises der Österreichischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie sowie der Austrian Life Science Award 2010. Dass diese Ehre gerechtfertigt ist, zeigt ihre Dissertation „Alternative Routes of Trophoblast Invasion: Investigations with novel Confrontation Co-Culture Model Systems for Early Placentation“. Die Arbeit basiert auf der Tatsache, dass sich in Österreich derzeit ca. 60% der Frauen mindestens 2 Kinder wünschen. Doch leider verlieren viele bereits früh in der Schwangerschaft ihr Kind.
Die Wissenschaft kann hier (noch) nicht helfen, da die grundsätzlichen Abläufe in der frühen Plazenta- bzw. Embryonalentwicklung weitgehend unbekannt sind: Wegen ethischer Limitierungen ist es nicht möglich, die Prozesse der frühen menschlichen Entwicklung in der Gebärmutter zu untersuchen. Frau MOSER gelang es, ein Modellsystem für die frühe Plazentaentwicklung im Labor aufzubauen und damit Fragestellungen zur embryonalen Ernährung zu bearbeiten. Das von ihr weiter entwickelte Modellsystem soll dazu verwendet werden, weitere Prozesse und Abläufe während der Frühschwangerschaft aufzuklären.
Unabhängig voneinander zeigten sich die Gutachter von der hohen wissenschaftlichen Qualität mehr als begeistert und sind geradezu frenetisch für die Zuerkennung eines Josef-Krainer-Förderungspreises eingetreten.
Wir wünschen Frau Moser das Allerbeste für ihren weiteren beruflichen Aufstieg. Denn auch privat führt sie ihr Weg sehr oft nach oben – auf die Berge nämlich, die sie auf Tourenschiern, mit dem Mountainbike oder zu Fuß erklimmt. Wir wünschen ihr viel Ausdauer für ihre wissenschaftliche Karriere, wie sie sie sonst beim Langlaufen braucht und dass ihr auch in Zukunft noch viel gelingen möge, wie bei einem weiteren ihrer Hobbies, dem Kochen.


Man kann den Mond anheulen, nach den Sternen schauen oder die Sonne anbeten.

Nach dem Mond kann man sogar süchtig werden, dies bezeichnet die Fachwelt als Somnambulismus. Da kann man sogar als Schlafwandler im Pyjama vom Dach fallen.

Herr Mag. Dr. Christian MÖSTL hat eine ungefährlichere Leidenschaft, ihn fasziniert die Sonne.

Christian MÖSTL begann 1999 das Physik-Studium an der Karl-Franzens-Universität Graz. Dabei konzentrierte er sich auf den Spuren von Johannes Kepler besonders auf die Astrophysik und vertiefte sich hier bei Aufenthalten in Schweden, Spanien und den USA. Sein Doktoratsstudium schloss er mit der ausgezeichneten Dissertation „Modeling magnetic clouds using multi-spacecraft observations“ ab. Er machte sich nicht nur in der engeren Fachwelt einen Namen, auch in den Medien wurde über seine Forschungsleistung berichtet und die Frage gestellt, wie lange es wohl noch dauern wird, bis wir nach dem Wetterbericht noch eine Vorhersage des Weltraumwetters präsentiert bekommen. Regen, Wind und Schnee sind uns bestens vertraut, doch auch im erdnahen Weltall gibt es genauso ein sich täglich änderndes Wetter. Die Sonne versorgt uns nicht nur mit Energie, sondern erzeugt zudem riesige Eruptionen, sogenannte „koronale Masseauswürfe“, die neben den bekannten Nordlichtern auch unangenehme Folgen für das Erdmagnetfeld haben können, wie u.a. die Störung von Satelliten (z.B. GPS) und Stromausfälle am Boden. Als Wirtschaftswissenschaftler darf ich auf William Stanley Jevons verweisen, welcher die Protoperanzen für den irdischen Konjunkturverlauf verantwortlich machte.
Mit Hilfe von Daten der 2006 gestarteten NASA-Mission „STEREO“ wurden solche koronalen Masseauswürfe erstmals im dreidimensionalen Aufbau erfasst und auf ihrem Weg von der Sonne zur Erde verfolgt. So konnte Herr MÖSTL in Zusammenarbeit mit den Universitäten Graz und New Hampshire (USA) auf der Basis aufwändiger Methoden beispielhaft zeigen, wie diese Hurrikans des Weltraumwetters in ihrem Inneren aussehen und wie sich daraus resultierende magnetische Wolken im interplanetaren Raum ausbreiten. Ein Hauptziel seiner Forschung bestand darin, die Methode der sogenannten Grad-Shafranov Rekonstruktion für magnetische Wolken mit Hilfe von Beobachtungen mehrerer Raumsonden zu erweitern. Die Forschungsergebnisse von Herrn Dr. Möstl wurden in international referierten Journalen, darunter auch die renommierten “Astrophysical Journal Letters“ publiziert und international präsentiert. Unter anderem erhielt er auch den „Young Scientist Outstanding Poster Presentation-Award“ der Europäischen Geophysikalischen Union. Die von uns eingeholten Gutachten sind mehr als frenetisch, und man traut ihm zu in der Spitzenforschung an führender Stelle mitzuwirken. Es gehört gleichsam zu seinem Beruf, nach den Sternen zu greifen. Aktuell tut er dies noch bis Ende des Monats am Institut für Weltraumforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz. Anschließend wird er an der Universität Graz arbeiten und ab August 2011 mit seinem kürzlich erhaltenen Marie Curie Outgoing International Fellowship ein Jahr an der Universität Berkeley bei San Francisco forschen.
Wir alle wissen, Kalifornien ist ein guter Boden für tüchtige Steirer.
Interessierte seien darauf hingewiesen, dass Herr MÖSTL bereits bisher fleißig über Twitter über seine Forschung und Hintergründe dazu informiert. Wir hoffen, dass er uns auch weiterhin up to date hält und wünschen zum Josef-Krainer Förderungspreis sowie für ein erfolgreiches zukünftiges Schaffen alles Gute.


Josef Krainer-Würdigungspreis 2011

ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Katharina SCHERKE (Soziologie)
Katharina SCHERKE stammt aus Offenbach am Main in Deutschland. Sie begann in Deutschland ihre Schulausbildung. Sie übersiedelte dann nach Österreich, wo sie in Oberschützen, Burgenland, maturierte. Anschließend begann sie in Graz mit dem Studium der Kunstgeschichte und der Soziologie.
Übrigens: Soziologen befassen sich mit gesellschaftlichen Veränderungen.
Doch manchmal hat man auch das Gefühl, dass die Zeit stillsteht.
Als Du, liebe Katharina nach Österreich kamst – dies war exakt am 24. September 1982 – da wurde im ZDF die 11. Episode der Krimiserie „Ein Fall für Zwei“ ausgestrahlt.
Und wenn Du heute nach dieser Feier am Abend, müde aber glücklich, den Fernseher aufdrehst, dann kannst Du etwas völlig Neues sehen: nämlich die Episode 270 dieser seit 30 Jahren laufenden Serie.
Es gibt also auch Beständigkeiten in unserer sich stets neu erfindenden Welt.
Als Tutorin und Studienassistentin kam Frau Scherke intensiv mit dem Institut für Soziologie in Kontakt. Sie arbeitete bei Projekten mit, u.a. am Archiv für die Geschichte der Soziologie. Nach ihrer Sponsion begann sie mit dem Doktoratsstudium und wurde Vertragsassistentin in der Abteilung für Soziologische Theorie, Ideengeschichte und Wissenschaftslehre. Nach dem Doktorat blieb sie am Institut als Universitätsassistentin und erhielt für hervorragende wissenschaftliche Leistungen das „Burgen Scholarship der Academia Europaea“. Vor 4 Jahren habilitierte sie sich mit dem Thema: „Emotionen als Forschungsgegenstand in der deutschsprachigen Soziologie. Die Geschichte eines lange vernachlässigten Themas und seiner Wiederentdeckung“.
Seit 2007 ist Frau SCHERKE außerordentliche Universitätsprofessorin am Institut für Soziologie der Karl-Franzens-Universität.
Privat zeigt sie vor allem beim Darts und beim Badminton Treffsicherheit.
Viel Zeit dafür bleibt leider nicht, denn sie ist auch Vizedekanin der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen. Sie hat bereits unzählige Gastvorträge an Europäischen und Australischen Universitäten gehalten, ist Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie und ist auch international gut vernetzt.
Mit dem Werk „Emotionen als Forschungsgegenstand der deutschsprachigen Soziologie“ leistete sie einen innovativen Beitrag zu diesem bislang vernachlässigten Thema.
Damit ist ihr ein großer, viel beachteter Wurf gelungen. Sie fragt danach welche Rolle Emotionen in Nationen, Organisationen und sozialen Bewegungen spielen. Bereits beim gedanklichen Durchspielen einfacher Alltagssituationen wird deutlich, dass große Teile unseres Gefühlslebens mit unserer sozialen Existenz zusammenhängen. Wenn wir mit anderen interagieren, reagieren wir immer auch gefühlsmäßig, etwa mit Sympathie oder Antipathie. Wir streben die Zuneigung bestimmter Personen an, während wir uns von anderen abgrenzen oder ihren Zorn fürchten. Wir trösten Trauernde, schämen uns für Missgeschicke, wir freuen uns über Erfolge und manche schaffen es sogar, über das traurige Ende von Kinofilmen zu weinen.
Ein guter Teil unseres Denkens und Strebens richtet sich also auf emotionale Belange. Warum sollte das also heute anders sein? So sei den Emotionen gerade auch jetzt freien Lauf gelassen, sodass wir uns mit unserer Preisträgerin freuen und aufs Herzlichste zum Josef Krainer-Würdigungspreis gratulieren.


Große Josef Krainer-Preise 2011Renate GÖTSCHL
Boshafte sagen, Frauen fahren bei Skirennen oft langsamer, nur damit sie länger im Fernsehbild bleiben. Bei unserer Preisträgerin Renate Götschl traf das sicher nie zu, dies brachte ihr die Bezeichnung „Speed-Queen“ ein.
Renate GÖTSCHL hat unendlich viele Siege errungen. Die riesige Fangemeinde hatte stets Herzklopfen, wenn die gebürtige Judenburgerin ins Ziel raste. Bereits mit drei Jahren stand sie auf Skiern und gewann viele Rennen. Sie besuchte die Skihandelsschule Schladming und nahm bereits mit 15 Jahren an FIS-Rennen teil. Sie beeindruckte durch Seriensiege und gewann das Europacuprennen 1992 in Mariazell. Ein Jahr später – mit 17 Jahren – schaffte sie ihren ersten Weltcup-Sieg in Lillehammer. In der Folge hatte es die Steirerin nicht immer leicht und musste auch Ausfälle verkraften. Aber es ging immer wieder aufwärts und es gab in Sestriere den ersten Kombinations-Weltmeisterschaftstitel. Außerdem gewann sie den Abfahrtsweltcup. 1999 holte sie sich in Vail den WM-Titel in der Abfahrt sowie Silber in der Kombination und im Super-G. Bald darauf bewies die Speed-Queen auch in den technischen Rennen ihre Qualitäten und gewann den Gesamt-Weltcup. Dann wurde sie mehrmals Gesamt-Weltcup-Zweite.
Zu einer Sportlerkarriere gehören nicht nur Siege, sondern auch Niederlagen und wechselvolle Saisonen und Verletzungen.
Renate GÖTSCHL ließ sich nie unterkriegen. 2002 errang sie zwei Olympiamedaillen in Salt Lake City und erreichte die Kristallkugeln der Abfahrts-Wertung und in der Super-G-Wertung in der Saison 2003/04. 2005 schrieb sie in Cortina Skigeschichte und raste zu drei Siegen in Folge. Damit legte sie den Grundstein zum erneuten Gewinn des Abfahrt-Weltcups und konnte bei der WM in Bormio durch zwei Medaillen ihre Edelmetall-Sammlung weiter aufstocken. Im selben Jahr wurde sie zum zweiten Mal Österreichs Sportlerin des Jahres; insgesamt wurde sie auch fünffache steirische Sportlerin des Jahres. Was bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin – da war sie beim Einzug Österreichs Fahnenträgerin – gut begann, endete mit einer Knieoperation. Auch das konnte Frau GÖTSCHL nicht entmutigen und kurz danach feierte sie so viele Saisonerfolge wie nie zuvor. Damit sicherte sie sich auch schon früh die Kristallkugeln für den Sieg im Abfahrts- und Super-G-Weltcup. Im Sommer 2007 gab es wieder Probleme mit dem verletzten Knie. Sie sicherte sich dennoch mehrere Podestplätze und belegte im Abfahrtsweltcup hinter Lindsey Vonn den zweiten Rang.
Ihre letzte Saison beendete sie beim Weltcupfinale in Åre.
Im August 2009 gab Renate GÖTSCHL wegen ihrer Schwangerschaft ihren Rücktritt als Rennläuferin bekannt.
Ihre unzähligen Erfolge lassen sie auf der ewigen Bestenliste aufscheinen. So hält sie mit 17 Weltcupsiegen allein im Super-G den Rekord in dieser Disziplin. Insgesamt ist die dreifache Weltmeisterin mit ihren 46 Weltcupsiegen in vier verschiedenen Disziplinen eine Spitzenathletin der Weltcupgeschichte und gemessen an den erreichten Top-Ten-Platzierungen – es sind unglaubliche 198 – ist sie die Nummer eins der Welt.
Für Renate GÖTSCHL und ihren Lebensgefährten Hannes Kargl dürfte die Nummer eins jetzt wohl die gemeinsame Tochter Lara-Sophie sein, die gerade den ersten Geburtstag feierte. Und die glückliche Familie wird wachsen, denn ein Geschwisterchen ist bereits bestellt und soll Ende Juli eintreffen. Übrigens: Bereits ab 1. April wird eine weitere GÖTSCHL zu sehen sein, nämlich eine Doppelgängerin aus Wachs. Sie wurde als erste Skirennläuferin für das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds ausgewählt.
Heute ist aber glücklicherweise die echte Renate Götschl anwesend und wir dürfen dieser weltberühmten steirischen Spitzensportlerin nun den Großen Josef Krainer-Preis überreichen.




Ich nahm mir vor, ein Buch zu schreiben über die Könige, die Geisteskranken und die Künstler – und nicht zuletzt über mich selbst“ = ein programmatisches Zitat aus dem Werk „Das Labyrinth“, als dessen Signet die brennende Hofburg dient.
Damit sind wir bei Gerhard ROTH
Er ist gebürtiger Grazer und maturierte 1961 am Lichtenfelsgymnasium und begann an der Karl-Franzens-Universität Graz das Medizinstudium. 1963 heiratete er Erika Wolfgruber, mit der er drei Kinder hat. Damals trat Gerhard Roth auch als Schauspieler in zwei Einaktern von Wolfgang Bauer im Forum Stadtpark auf. Mit Bauer gab es eine langjährige Freundschaft. Aber auch mit Peter Pongratz begannen freundschaftliche Kooperationen: Dieser entwarf Bühnenbilder für Roths Aufführungen. 1967 brach Roth das Medizinstudium ab, doch er blieb dennoch nahe beim Menschen und seinen Empfindungen – nunmehr als professioneller Literat.
Doch vom Schreiben konnte er noch nicht leben, aber vom Programmieren, so verdiente er damals seinen Lebensunterhalt als Operator am Grazer Rechenzentrum.
1972 erschien „die autobiographie des albert einstein“ als seine erste literarische Buchveröffentlichung, seit 1977 ist Roth freier Schriftsteller.
Für Recherchen und Filmprojekte reiste er quer durch Amerika, zum Teil auch von Wolfgang Bauer und Alfred Kolleritsch begleitet. Nach der Trennung von seiner ersten Frau Erika übersiedelte Gerhard ROTH gemeinsam mit Senta Thonhauser, die er 1995 heiratete, ins südsteirische Obergreith bzw. später in die „Leitensima-Keusche“ nach Kopreinigg. Es zog ihn dann nach Wien, doch er behielt sein sommerliches Standbein in der Südsteiermark.
Auch die Fotografie ist für Roth ein wichtiges Medium. Davon zeugen viele Foto-Ausstellungen, z.B. zum Roman „Der Stille Ozean“ im Kulturhaus Graz, und weitere Ausstellungen z.B. im Folkwang Museum in Essen. Diese Leidenschaft für die Fotografie setzt sich bis in die Gegenwart fort, man denke an die vielen Ausstellungen zu „Orkus – Im Schattenreich der Zeichen“.
Aus der Freundschaft mit Anni und Günter Brus erwuchs eine intensive künstlerische Zusammenarbeit, die im Theaterstück „Erinnerungen an die Menschheit“ gipfelte. Viele werden sich an die grandiose Aufführung im Grazer Schauspielhaus erinnern. Ab 1978 arbeitete ROTH am siebenbändigen Romanzyklus „Die Archive des Schweigens“.
Seine ersten Wien-Jahre waren durch enge Zusammenarbeit für Fernseh- bzw. Kinofilme mit Michael Schottenberg und seinem Sohn, dem Regisseur Thomas Roth geprägt. Seit 1993 arbeitet Gerhard ROTH an dem groß angelegten „Orkus-Zyklus“, der fremde Kulturkreise einbezieht. Die Bücher „Der See“ (1995), „Der Plan“ (1998), „Der Berg“ (2000), „Der Strom“ (2002), „Das Labyrinth“ (2005), „Das Alphabet der Zeit“ (2007) und „Die Stadt“ (2009) sind bereits erschienen, der letzte Band „Orkus –Reise zu den Toten“ erscheint im kommenden Monat.
Für die Recherchen für den Zyklus reiste er in alle Welt. Insgesamt 32 Jahre lang hat Gerhard ROTH an beiden Romanzyklen gearbeitet, die mit 15 Büchern und fast 6000 Seiten eines der gewaltigsten Projekte der zeitgenössischen Literaturgeschichte bilden. Der nun erscheinende Band wird der Schlussstein dieser monumentalen Arbeit.
Gerhard ROTH ist Träger vieler hoher Auszeichnungen und Literaturpreise.
Diese alle aufzuzählen wäre abendfüllend. So darf ich aus der Vielzahl nur die Goldene Romy für das Drehbuch zu „Schnellschuss“ erwähnen.
Es ist bekannt, dass Gerhard ROTH ein leidenschaftlicher Anhänger von Sturm Graz ist. Dass die kulturbewussten Steirer aber leidenschaftliche Anhänger von Gerhard ROTH sind, das wollen wir nun mit dem Großen Josef Krainer-Preis bekräftigen, dem wir einem der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart überreichen dürfen.
Und ich darf Dir sehr herzlich gratulieren.