Schwungvoll war der Beginn mit Swing- und Jazzrhythmen der Royal Garden Jazzband –  nachdenklich der Abschluss mit einem „Heimat“-Zitat, das Walburga Beutl, Zweite Präsidentin des Landtages Steiermark, in den Werken Alois Hergouths gefunden hatte: Einen Festakt mit überraschenden Momenten hatten somit die Organisatoren zur Verleihung der Josef-Krainer-Heimatpreise 2006 heute, Mittwoch, im Weißen Saal der Grazer Burg für die Preisträger und Ehrengäste vorbereitet. Unter der Leitung des Obmannes Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer fiel die Entscheidung des Josef- Krainer-Gedenkwerks auf sieben Persönlichkeiten aus den Sparten Musik, Soziales, Kirche, Literatur, Kunstgeschichte und Erwachsenenbildung. In Erinnerung an den am 28. November 1971 verstorbenen Landeshauptmann  Ökonomierat Josef Krainer werden alljährlich die Josef-Krainer-Heimatpreise vergeben, um „den schöpferischen Geist in unserem Bundesland pflegen und fortsetzen“. Die Preisverleihung nahmen Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, die Zweite Präsidentin des Landtages Steiermark, Walburga Beutl sowie die ehemaligen Landeshauptleute Dr. Josef Krainer und Waltraud Klasnic vor.  Das Preisgeld beträgt je 2.000 Euro.

Als Ehrengäste begrüßte Prof. Schöpfer unter anderem Siegfried Schrittwieser, Präsident des Landtages Steiermark sowie dessen Amtsvorgänger Franz Feldgrill mit Gattin Ruth, Franz Wegart, Dipl.-Ing. Franz Hasiba und Reinhold Purr. Beeindruckende Schlussworte richtete Präsidentin Walburga Beutl, die kurzfristig die Vertretung von LH-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer wegen dessen Teilnahme an den Koalitionsverhandlungen übernommen hatte, an die Festgäste: Sie zitierte den berühmten Dichter Alois Hergouth: „Daheim – das ist überall, wo etwas wartet. Ein Ort, ein Name, der Antwort gibt. Etwas, das lebt. Und Liebe- Der dunkle Glanz in den Augen.“

(Von links) Die ehemaligen Landeshauptleute Waltraud Klasnic und Dr. Josef Krainer, die Zweite Präsidentin des Landtages Steiermark, Walburga Beutl, Diethard Wachmann, Dr. Eva Karisch und Univ.- Doz. Dr. Hannes Galter (Urania), Univ.- Prof. Mag. Karlheinz Donauer, Dkfm. Paul und Studienrat Helga Goditsch, Andrea Sailer, Prof. Dr. Heribert Schwarzbauer, Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer und Pfarrer Mag. Josef Ranftl.
Foto: Fischer

Preisträger der Josef Krainer-Heimatpreise 2006:

Univ.-Prof. Mag. Karlheinz Donauer:  Karlheinz DONAUER wurde 1941 in Graz geboren, absolvierte das Pestalozzi-Gymnasium, und studierte in seiner Heimatstadt Klavier, Gesang und befasste sich aber auch mit Schulmusik und Chordirigieren, wo er bei Karl Ernst Hoffmann sein Diplom erlangte. 1979 erfolgte die Ernennung zum außerordentlichen und im Jänner 1985 zum ordentlichen Universitätsprofessor. Mehrmals wirkte er als Leiter der Abteilung für Gesang und Bühnengestaltung. DONAUERS besonderes Interesse gilt der Rezitation in Verbindung mit Musik, also der Aufführung von Sprechtexten mit Orchester oder Klavier, Melodramen, Chansons, Kabarettsongs und dergleichen. Für den ORF wirkte er unter anderem in der Fernsehsendung „Komm, sing mit“. Er ist in der Klassik, aber auch in der Avantgarde verankert: Für den Steirischen Herbst  dirigierte er zum Beispiel Robert Morans „Musik für die Grazer Altstadt“, er wirkte in Dietmar Polaczeks Stück „Applaus“ als Sprecher mit. Für den ORF Wien finden wir ihn bei Produktionen von Cerha und Gielen. Für den ORF Graz gibt es eine ansehnliche Liste von Aufführungen, von denen nur die Melodramen von Ernst Ludwig Uray, die Weihnachtshistorie von Marckhl und Hindemiths „Die junge Magd“ als Beispiele erwähnt seien. Ein besonders Kapitel ist Donauers Tätigkeit als Kabarettist und Chansonnier. Sechs Jahre wirkte er als Schauspieler und Pianist bei den legendären Galleristen. Durch viele Jahre wirkte er im mehreren Serien, wie der „Musikalisch-Literarische Salon“ von Gerda Klimek mit. Mit Gerda Klimek gibt es unzählige weitere gemeinsame Produktionen, wie „Ausverkauf nach Noten“, „Böse Lieder jenseits von 70“, „Chansons von A- bis Z“, „Lachen wieder erlaubt“.

Studienrätin Helga und Dkfm. Paul Goditsch und Klaus Grün: Sie sind Begründer der Selbsthilfegruppe „Weil – Weiter im Leben“. In Österreich gibt es pro Jahr etwa 1.500 Selbstmorde. Man schätzt, dass diese Zahl noch um eine Dunkelziffer zu ergänzen ist. Bedrückend ist, dass viele Jugendliche, die eigentlich das Leben erst vor sich hätten, sich selbst das Leben nehmen. Der Suizid ist nach dem Unfalltod die zweithäufigste Todesursache in der Altersschicht bis 20 Jahre. Als tragisches Ende einer endogenen Depression nahm sich im Jahr 1989 der älteste Sohn von Klaus GRÜN im Alter von 25 Jahren das Leben. Er war ein erfolgreicher Student der Betriebswirtschaftslehre und es stand ihm die Welt offen. Bei den Vorbereitungen zum Begräbnis erfuhr Klaus GRÜN, dass das Schicksal seines Sohnes kein Einzelfall ist. Das gemeinsame Schicksal führte GRÜN auch zu Dkfm. Paul und Studienrat Helga GODITSCH, die ein Jahr zuvor ihren Sohn durch Suizid verloren hatten. Schon im März 1990 hatte die Familie GODITSCH die „Volker Paul Goditsch-Stiftung“ als gemeinnützige Steirische Stiftung zur Suizidprävention bei Jugendlichen gegründet. In gemeinsamer Arbeit von Klaus GRÜN und Helga und Paul GODITSCH wurde „WEIL – Weiter im Leben“ geboren. Eine treibende Kraft und Mitinitiator war Dr. Klaus GSTIRNER, der durch seine Kompetenz der Gruppe die notwendige Struktur gab. Als Frankl-Schüler und angehender Logotherapeut vermittelte GSTIRNER der Gruppe das Gedankengut Viktor Frankls.

Pfarrer Mag. Josef Ranftl: Josef Ranftl wurde am 1939 in der Gegend von Straden geboren. Die Eltern ermöglichten ihm den Besuch des Bischöflichen Gymnasiums in Graz. Dann trat er in das Priesterseminar ein und wurde am 1965 im Grazer Dom zum Priester geweiht. In den folgenden zehn Jahren folgten Kaplanstätigkeiten in St. Peter am Kammersberg, Eibiswald und Voitsberg. 1975 übersiedelte er für vier Jahre nach Wien, wo er Dogmatik studierte. Ab 1979 kam er in die Steiermark zurück, wirkte seitdem als Kaplan und seit 1985 als Pfarrer in Graz Kalvarienberg. Für Pfarrer Ranftl war es nahe liegend, sich mit dem Phänomen der Kalvarienberge intensiv zu beschäftigen. Er konnte Fachleute finden, die 1990 das Buch „Die Steirischen Kalvarienberge“ (Herausgeber Brunner und Renhart) publizierten. 1992 gab es im Pfarrzentrum eine gut besuchte Ausstellung. Es erschien das Buch: „Calvaria, Tod und Leben“. Auch diese Aktivitäten haben dazu beigetragen, dass der Grazer Kalvarienberg, der in seinem Bestand gefährdet war, renoviert wurde. Nach vier Jahren Sanierung ist nun diese Anlage in ihrem Bestand gesichert. Das Buch „Der Grazer Kalvarienberg“ bietet einen Einblick in die Renovierung der Anlage und einen Vergleich mit anderen Kalvarienbergen.

Andrea Sailer: Andrea SAILER wurde 1972 in Weiz geboren. Nach ihrer Matura im Jahr 1990 begann sie mit dem Studium der Philosophie und Anglistik/Amerikanistik in Graz. 1997 erhielt sie für ihr Schaffen und Engagement den Literaturförderungspreis der Stadt Graz, 1998 folgte das Bertelsmann-Literaturkurs Stipendium und der dritte Preis im Essay-Wettbewerb der Akademie Graz „Gedanken zur Jahrtausendwende“. Im März 2002 wurde Andrea SAILER mit dem Österreichischen Frauenkunstpreis ausgezeichnet. Andrea SAILER ist eine junge, engagierte Autorin, die viel zu sagen hat. Ihre Texte, die sie einmal monatlich mit ihrer einprägsamen Stimme einem gespannten Radiopublikum darbringt, regen zum Nachdenken an und laden zur Auseinandersetzung ein.

Prof. Dr. Heribert Schwarzbauer: Prof. Dr. Heribert SCHWARZBAUER wurde am 13. Jänner 1922 in Graz geboren. SCHWARZBAUERS Studium an der Grazer Universität erfolgte kriegsbedingt in zwei Schüben: neigungsgemäß begann er mit Kunstgeschichte und Germanistik. Da es aber für den  Heimkehrer aus Russland zunächst keinen kunsthistorischen Lehrstuhl gab, sattelte er auf Philosophie und Romanistik um. 1948 trat der junge Dr. phil. SCHWARZBAUER als Vertragslehrling im Haus Styria unter Generaldirektor Dr. Stepan ein. In späteren Jahren erhielt er die Gelegenheit, sich als ausgebildeter Kunsthistoriker für die „Kleine Zeitung“ zu betätigen und konnte als Zeitzeuge die Eröffnung des Künstlerhauses und des Forums Stadtparks miterleben. Da SCHWARZBAUER seine letzten dreißig Arbeitsjahre im Dienst der Grazer Wechselseitigen Versicherung verbrachte, blieb auch in dieser Stiftung Erzherzog Johanns sein grundsätzlicher starker Heimatbezug erhalten, für den er seinen großen Leitbildern Hanns Koren, Kurt Jungwirth, Hubert Lendl und Berthold Sutter zutiefst verbunden bleibt. Dies galt auch für die Arbeit an jenen rund einhundert „Steirischen Bildnissen“, die seit genau dreißig Jahren in den „steirischen berichten“ veröffentlicht wurden und die ab 2007 von einer bewährten jüngeren Kraft weitergeführt werden.

Österreichische URANIA für Steiermark: Die Österreichische URANIA für Steiermark versteht sich als Zentrum der Weiterbildung mit engem Kontakt zu den steirischen Universitäten und Museen sowie zu wichtigen Kultureinrichtungen. Sie ist als überparteilicher und gemeinnütziger Verein. Die „Grazer URANIA“ wurde 1919 als politisch unabhängiger und gemeinnütziger Verein gegründet. Von Berlin ausgehend, stand die URANIA-Bewegung ganz in der Tradition Alexander von Humboldts und wollte zur „Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse und allgemeiner Bildung“ beitragen. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte 1947 eine Neugründung unter dem Namen „Österreichische URANIA für Steiermark“. Der Verein zählt derzeit über 12.000 Mitglieder und wird von einem Präsidium geleitet. Die Österreichische URANIA für Steiermark wurde für ihre Verdienste im Bereich der Erwachsenenbildung mehrfach ausgezeichnet: 1987 durch die Auszeichnung, das steirische Landeswappen führen zu dürfen sowie 1994 durch den Hanns Koren Kulturpreis des Landes Steiermark. Im Laufe ihrer Bildungstätigkeit hatte die URANIA große Persönlichkeiten zu Gast: Werner Heisenberg, Theodor W. AdornoDORNO, György LIGÉTI, Bruno KREISKY, Ralf DAHRENDORF, Hermann LÜBBE, Annemarie SCHIMMEL, Günther GRASS, Otto von HABSBURG, Peter SLOTERDIJK, Norbert BOLZ, Jan ASSMANN, den Dalai LAMA und andere.

Diethard Wachsmann:  Diethard „Burschi“ WACHSMANN wurde 1940 in Graz geboren. Durch sein Elternhaus hatte er bereits frühen Kontakt zur Musik. Seine Liebe zur Jazzmusik entdeckte WACHSMANN 1955 mit der Sendung „Voice of America Jazzhour“ auf „Kurzwelle“, die täglich mit dem internationalen Jazz-Botschafter Willis Connover ausgestrahlt wurde. 1960 startete die Jazz-Szene in Graz mit dem ersten Jazzkeller in Eggenberg (es spielten die „Murwater-Ramblers“), den Konzerten im Stefaniensaal (Rudi JOSEL Trio) und dem Forum Stadtpark. Große Konzerte mit dem Oscar PETERSON Trio, dem John COLTRANE Quartett sowie Jimmy GIUFFRE folgten. In den 1970er-Jahren war WACHSMANN auch als Jazz-Disc Jockey in der Bürgergasse im „Jazz by Freddy“ zu finden. Dort traf er auch seine alten Freunde die „Murwater-Ramblers“ wieder. 1972 kam es zum ersten Kontakt zur damals neu gegründeten „Royal Garden Jazzband“ (unter anderer Besetzung als heute). Die Musikrichtung war Dixiland, Old Time Jazz und swingorientiert. Herr WACHSMANN konnte viele internationale Musiker aus Österreich, Deutschland, England, Tschechien, aber auch Australien, USA, Brasilien, Argentinien u.v.m. für den Royal Garden Jazz Club engagieren. Um nur einige Jazz-Größen zu nennen: Bill Berry, Kenny Drew, Herb Ells, Art Farmer, Scott Hamilton, John Lewis.

 

Quelle: Landespressedienst (22. November 2006)