Krainer-Preise 2005
Erinnerungstag an einen großen Steirer
Prominente Persönlichkeiten aus Publizistik, Politik, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Medizin wurden kürzlich im Weißen Saal der Grazer Burg von Landeshauptmann Waltraud Klasnic und Landesrat Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer mit den Josef-Krainer-Preisen 2005 ausgezeichnet. Den Internationalen Josef-Krainer-Preis erhielt Gerd Bacher, erster Generalintendant des ORF. Mit den Großen Josef-Krainer-Preisen wurden Alfred Stingl, Helmut Strobl, Wolfgang Lorenz sowie die Familie Reitbauer vom „Steirereck“ ausgezeichnet. Die Vergabe erfolgt vom „Josef Krainer – Steirischen Gedenkwerk“. Wie Gerald Schöpfer, der Obmann des Gedenkwerkes, ausführte, wird damit die Erinnerung an das Wirken von Josef Krainer bewahrt, der am 28. November 1971 bei der Jagd einer Herzattacke erlegen ist. Für ausgezeichnete Stimmung sorgte die Gruppe „Folksmilch“, Gerd Bacher bedankte sich mit einer launigen Rede, LH Waltraud Klasnic freut sich, dass die Tradition in unserem Land erneut aktuellen Bezug erhält.
Internationaler Josef- Krainer-Preis
Generalintendant a. D. Gerd Bacher
Gerd Bacher, geboren 1925, trat im Herbst 1946 als Aspirant in die Redaktion der „Salzburger Volkszeitung“ ein. Anfang 1951 wechselte er zu den „Salzburger Nachrichten“. 1954 wurde Bacher Chefredakteur bei dem Wiener Boulevardblatt „Bild-Telegraf“. Gemeinsam mit Fritz Molden gründete er 1958 den „Express“, 1962 wurde Bacher Chefredakteur von Moldens „Pressehaus“, 1964 Mitgründer und Verlagsdirektor des Verlags Fritz Molden. Nach dem In-Kraft-Treten des Rundfunkgesetzes wurde Gerd Bacher am 9. März 1967 zum Generalintendanten gewählt. In seinen ersten beiden Funktionsperioden (bis 1974) setzte Bacher Schwerpunkte, wie etwa die völlige Neustrukturierung der Programme für Hörfunk und Fernsehen oder die Planung, den Entwurf und Baubeginn vier neuer Landesstudios und des ORF-Zent rums auf dem Wiener Küniglberg. Von 1978 bis 1986 kehrte er zurück zum ORF. Diese Zeit war durch die internationalen Entwicklungen der Liberalisierung der Rundfunkverfassungen in vielen europäischen Ländern geprägt. Im Juni 1989 wurde Bacher zum Herausgeber der Wiener Tageszeitung „Die Presse“. 1990 wurde er wieder zum Generalintendanten des ORF gewählt und trat seine fünfte Funktionsperiode an.
Großer Josef-Krainer-Preis
Graz 2003 – Alfred Stingl, Helmut Strobl, Wolfgang Lorenz
Alfred Stingl, geboren 1939, lenkte als SPÖ-Bürgermeister fast zwei Jahrzehnte – von 1985 bis 2003 – die Geschicke der Landeshauptstadt. Zu seinen besonderen Leistungen zählen der Einsatz für die Stadthalle, für das Kunsthaus, die Mur insel, die Mursanierung, die Synagoge und das Ringen um Völkerverständigung.
Helmut Strobl, geboren 1943, graduierte 1971 nach seinem Architekturstudium zum Diplomingenieur. Er war ein enger Berater von Bürgermeister Dipl.-Ing. Franz Hasiba und des Vizebürgermeisters Erich Edegger. 1985 wählte der Grazer Ge meinderat Helmut Strobl zum Kulturstadtrat.
Wolfgang Lorenz, geboren 1944, ist seit 1969 beim ORF. 1988 wurde er Landesintendant der Steiermark. Mit 1. Jänner 1995 übernahm er die Leitung der Hauptabteilung „Kultur“ und wirkte ab August 1998 bei der Konzepterstellung „Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas“ mit. Im Mai 2001 wurde er zum Intendanten von „Graz 2003“ ernannt.
o. Univ.-Prof. Dr. Hildegunde Piza-Katzer
Hildegunde Piza-Katzer, geboren 1941, promovierte 1965 in Graz an der Medizinischen Fakultät. Danach ging sie nach Salzburg. Hildegunde Piza gehört zu jenen Frauen, die in einer ausgesprochenen Männerdomäne Karriere gemacht haben. 1992 gründete sie die Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie im Krankenhaus Lainz. 1999 wurde sie zur Vorständin der Universitätsklinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie in Innsbruck – als erste Frau als Leiterin einer chirurgischen Abteilung – ernannt. 2001 erhielt sie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse sowie das Große Ehrenzeichen des Landes Steiermark, 2003 folgte die Verleihung des Erwin-Schrödinger-Preises der Österreichischen Akademie der Wissen – schaften und 2004 wurde Piza die Ehren mitgliedschaft in Gröbming verliehen.
Margarethe und Heinz, Birgit und Heinz Reitbauer
Am 1. Jänner 1970 eröffneten Heinz und Margarethe Reitbauer das „Steirereck“ in Wien. Mit den Jahren verschrieb man sich mehr und mehr der gehobenen Küche, erklomm immer höhere kulinarische Gipfel und machte den Familienbetrieb zu einer lukullischen Adresse ersten Ranges. Im Jahr 1996 wagte man den Schritt, in der steirischen Heimat ein zweites Restaurant zu eröffnen, das „Steirer eck am Pogusch“, das dank einer wegweisenden Konzeption ebenfalls Gastronomiegeschichte schrieb. Geführt von Heinz und Birgit Reitbauer junior vereint es die gehobene Küche mit der rustikalen Gemütlichkeit eines Almgasthofes. Im Jahr 2002 wurde die einstige Wiener Meierei im Stadtpark erworben und zu einem der vornehmsten Lokale Wiens umgebaut. Der denkmalgeschützte Jahrhundertwendebau ist seither zur neuen Pilgerstätte der Feinschmecker geworden.
Rote-Nasen-Clowndoctors, Landesrepräsentanz für Steiermark
Zu Jahresbeginn 1995 trat das Grazer Clownteam mit Hannes Urdl und Jörn Heypke an der Spitze den Roten Nasen bei und bildete damit das erste Team österreichweit. In weiterer Folge entstand die Landesrepräsentanz Steiermark. Über 420 Einsätze werden jährlich in der Steiermark durchgeführt. Die steirischen Clowndoctors arbeiten dabei eng mit den steirischen Organisationen und Häusern zusammen, um ihre Clown – visiten zielgerichtet dort durchzuführen, wo sie den Menschen besonders gut tun. Im Jahr 2005 wurde mit der Probephase für die Arbeit in der Rehabilitation begonnen.
Verein „Sehen ohne Grenzen“
Nach einigen OP-Reisen nach Papua- Neuguinea und Namibia entstand bei Univ.-Prof. Dr. Christoph Faschinger der Entschluss, im Jänner 2000 den „Verein zur Förderung von augenärztlicher Tätigkeit in Ländern der 3. Welt“ zu gründen, um mit Spendenaufkommen ausreichend Material für weitere Hilfsaktionen anschaffen zu können. 2003 erfolgte die Umbenennung in „Sehen ohne Grenzen“. In den Jahren 2001 bis 2004 folgten so genannte „Eye Camps“ in Zimbabwe. Dies bedeutet Operationen gegen den grauen Star unter schwierigsten Bedingungen. Der Erfolg hängt vom Engagement aller beteiligten Ärzte und Schwestern ab. Neben Prof. Faschinger sind dies die Augenärzte Univ.-Prof. Prim. Dr. Hans D. Gnad und OA Rigal aus Wien, Prim. Dr. Markus Grasl aus Linz, Dr. Michael Kern aus Leoben, Prof. Anton Haas, Dr. Martin Eckhardt und Hardmon Hiti aus Graz sowie die OP-Schwestern Gabriele Haas, Rosita Aberer und Gabriele Gollob.
Josef-Krainer-Würdigungspreis
a. o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Thomas Antretter
Thomas Antretter, geboren 1967, absolvierte von 1987 bis 1993 das Studium des allgemeinen Maschinenbaus an der TU Wien. Ab März 1995 folgte das Doktoratsstudium am Christian-Doppler- Laboratorium für Mikromechanik der Werkstoffe, welches er 1998 mit Auszeichnung abschloss. Im März 2004 habilitierte er sich im Fach „Werkstoffmechanik“ an der Montanuniversität Leoben. Antretter hat sich in seiner bisherigen wissenschaft lichen Tätigkeit mit wichtigen, auch international aktuellen Themen aus den Materialwissenschaften beschäftigt.
Univ.-Prof. Dr. Andreas Dorschel
Andreas Dorschel, geboren 1962, studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Johann-Wolfgang- Goethe-Universität Frankfurt und an der Universität Wien. 1991 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. Im Jahr 2002 habilitierte sich Dorschel an der philosophisch- historischen Fakultät der Universität Bern, Schweiz. Seit 2002 ist er Professor für Ästhetik und Vorstand des Instituts für Wertungsforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Dorschel ist ein Wissenschafter von internationaler Statur und von interdisziplinärem Zuschnitt.
Josef-Krainer-Förderungspreis
Dipl.-Ing. Dr. Mario Kupnik
Mario Kupnik, geboren 1974, studierte von 1994 bis 2000 Telematik an der TU Graz. Im Jahr 2000 begann er mit dem Doktorat der montanistischen Wissenschaften an der Montanuniversität in Leoben, welches er 2004 mit Auszeichnung abschloss. Im Rahmen seiner Dissertation konnte er die Grundlagen für ein Messsystem entwickeln, welches für die Automobil- und Motorenbranche eine Kontroll- und Optimierungsmöglichkeit darstellt. Seit Anfang Februar 2005 befindet sich Kupnik auf einem zweijährigen Post-Doc-Forschungsaufenthalt an der Stanford University, California, USA.
Dipl.-Ing. Dr. Dieter F. Münzer
Dieter Münzer, geboren 1974, studierte von 1993 bis 2000 Technische Chemie an der TU Graz. Im November 2000 begann er mit dem Doktoratsstudium der technischen Wissenschaften, Technische Chemie an der TU Graz, welches er im Mai 2004 mit Auszeichnung abschloss. Mit seiner Dissertation hat Münzer einen sehr wertvollen Beitrag im Bereich der Biohydroxylierung organischer Verbindungen mit Hilfe des „Substrate Engineering“ geleistet.
Mag. Dr. Ines Omann
Ines Omann, geboren 1972, studierte von 1992 bis 1997 „Umweltsystemwissenschaften“ mit dem Fachschwerpunkt Volkswirtschaftslehre. Von 1998 bis 2004 absolvierte sie das Doktoratsstudium aus Volkswirtschaftslehre, welches sie – wie schon das Diplomstudium – mit Auszeichnung abschloss. In ihrer Dissertation widmete sich Omann dem komplexen Gebiet der Nachhaltigen Entwicklung. Dabei hat sie interessante ethische und praktische Fragestellungen innovativ diskutiert. Seit Mai 2004 ist sie am SERI (Sustainable Europe Research Institute) wissenschaftliche Mitarbeiterin und leitet derzeit zwei Projekte zum Thema „Erneuerbare Energien“ sowie „Artenvielfalt“.
Mag. Dr. Beate Rinner
Beate Rinner, geboren 1972, studierte von 1995 bis 2001 Mikrobiologie an der Uni Graz. 2001 begann sie mit dem Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaften, welches sie im Jahr 2004 mit Auszeichnung abschloss. In ihrer Dissertation befasste sich Rinner mit der Untersuchung von chemoresistenten Tumoren in der Zellkultur. Rinner hat dieses schwierige Thema mit großem Ideenreichtum und Engagement bearbeitet. Eine Fortsetzung der bisherigen Unter suchungen auf Basis der erarbeiteten Ergebnisse wäre sehr wünschenswert und wertvoll.
Dr. Philipp Stiegler
Philipp Stiegler, geboren 1979, studierte von 1998 bis 2004 Medizin in Graz. Im Juni 2004 promovierte er zum Doktor der Medizin. Seine Dissertation handelt über Grundsatzforschung einer völlig neuen Therapiemöglichkeit des Diabetes mellitus. Durch diese Arbeit kann die Hoffnung genährt werden, dass die weiter ge – planten Versuche schließlich zum Tierexperiment und schlussendlich zur Therapie beim Menschen führen können. Stiegler absolvierte bisher eine weitere postpromotielle Zusatzausbildung. Seit Jänner 2005 ist Stiegler als Assistenzarzt an der Universitätsklinik für Chirurgie, Abteilung für Transplantationschirurgie in Graz tätig.
Quelle: steirische berichte 1-2/2005 „Auf der Überholspur“